Von Ursula König Riehen. Individuelle Klangreisen, geprägt durch eine Mischung aus wachen Gedankengängen und Musik, die alle Facetten an Gefühlen umfasst: Dies verbindet die kanadische Sängerin Alejandra Ribera und die drei Künstlerinnen von „Songbirds Collective“. Das Stimmenkonzert am Donnerstag im Wenkenpark stand ganz im Zeichen weiblicher Ausdrucksstärke. Die reichte von zarten, wehmütigen Klängen über zärtlich spöttische Einflechtungen bis zu ungebremster Leidenschaft. Diese reiche Ausdruckspalette und die Atmosphäre in der historischen Reithalle verbanden sich zu einem Flair, das diesen Sommerabend weit weg vom Alltagsgeschehen rückte. Eintauchen in fremde Welten, die mit der Sprache des Herzens verständlich werden: Dieses Erlebnis dürfte noch einige Zeit nachhallen. Und so konnte der Leiter des Stimmen-Festivals, Markus Muffler, zum Auftakt der Schweizer Konzerte ein besonderes Programm ankündigen. Es waren ausschließlich weibliche Stimmen, die im Vordergrund standen, während die männlichen Kollegen die Songs mit virtuosen Schlagzeug-, Gitarren- und Bassklängen bereicherten. Mela Marie Spaemann, Rachelle Garniez und Kyrie Kristmanson treten an diesem Abend nacheinander ins Rampenlicht, um ihre individuellen Persönlichkeiten hervorzuheben, die Texte und Klänge so miteinander verweben, dass der Reiz des Fremdartigen sich auf einem stark gebauten Fundament aus Jazz, Pop und Weltmusik entfalten kann. Mit Gitarre, Akkordeon und Trompete unterstreichen sie die Botschaften ihrer Lieder auf eine Art, die harmonisch abgestimmt wie maßgeschneidert zum jeweiligen Charakter passt. Es war eine kluge Entscheidung der Veranstalter, den Programmverlauf kurzfristig zu ändern: Denn die Sängerin, Songwriterin und Musikerin Alejandra Ribera gilt nicht nur jetzt schon als Favoritin für ganz große Festivals. Ihre stimmliche Skala und die ungebremste Leidenschaft ihres Ausdrucks übertrafen die ohnehin schon starke Stimmenkraft der „Songbirds“. Mag sein, dass es an den schottisch-argentinischen Wurzeln der Künstlerin liegt, dass auf der Bühne eine Melange zum Ausdruck kommt, die zwischen kindlich wirkender Freude und der Wucht eines Vulkanausbruchs mühelos pendeln kann. Ribera als kleines Stimmwunder zu bezeichnen, das Klänge auch experimentell faszinierend zu gestalten versteht, dürfte kaum übertrieben sein. Sie stellte einige neue Songs vor wie „Orlando“, eine Komposition, die sie während ihres Parisaufenthaltes in Form zu bringen begann. Den Opfern und Hinterbliebenen der Terrorattacke gegen „Charlie Hebdo“ und seinen Kollegen gewidmet, bezog sich der ursprüngliche Gedanke zunächst auf einen Titel von Virginia Wolf. Ribera versteht es, bevor sie das Lied singt, ihre Gefühlslage zu beschreiben, die sie zum Rückzug in die Abgeschiedenheit eines Zimmers mitten in der Großstadt zwang. Dort fand sie Trost in ihrer Innenwelt, die sie so aufarbeitet, dass sie diese schockierenden Momente nun mit vielen Menschen teilen kann.