Basel Mit Missionaren fing alles an

Die Oberbadische

Gesundheit: Das Basler Tropeninstitut erforscht gefährliche Krankheiten

Wer die Reise in ein tropisches Land plant, der ist gut beraten, diese in Basel zu beginnen. In der Socinstraße 57 befindet sich das Swiss Tropical and Public Health Institute (TPH), das im Volksmund liebevoll „Tropeli“ heißt. Das TPH ist nicht nur eines der Impf- und Diagnostikzentren der Schweiz, sondern zugleich ein Ort, an dem intensiv beraten und geforscht wird.

Basel. Christoph Hatz will es genau wissen. „Welche Impfungen haben Sie? Wann wollen Sie verreisen? Was ist der Zweck der Reise?“ Hatz ist Chefarzt am TPH und als solcher mit dafür zuständig, dass Tropenreisende einen umfassenden Impfschutz erhalten. Dabei ist psychologisches Fingerspitzengefühl gefragt. „Wenn etwa ein junges Ehepaar seine Flitterwochen in Thailand verbringen will, muss ich mit Blick auf das Zika-Virus dazu raten, mit der Erfüllung des Kinderwunsches bis zu einem halben Jahr nach der Rückkehr zu warten“, beschreibt er einen typischen Beratungsfall.

Jährlich besuchen etwa 12 000 Kunden vor einer Reise das mit der Universität Basel verbundene Tropeninstitut zur Beratung, hinzu kommen rund 2500 Patienten, die infolge einer Reise etwa über Fieber klagen und sich untersuchen lassen möchten. Zu den Reisezielen, die derzeit besonders gefragt sind, gehören Asien, Afrika, Thailand und Indonesien mit Bali. Die Vorlieben können sich rasch verschieben. „Als im Jahr 2003 in Asien die schwere Lungenkrankheit SARS auftrat, wollte niemand dorthin reisen“, erinnert sich Hatz. Generell aber rät er seinen Besuchern dazu, das Risiko durch eine Reisekrankheit nicht überzubewerten. „Statistisch gesehen ist etwa in Bangkok das Risiko, bei einem Verkehrsunfall getötet zu werden, wesentlich höher als die Gefahr an einer schweren Infektion zu erkranken“, schildert der Mediziner, der selbst eineinhalb Jahre in Thailand gelebt hat, seine Erfahrungen.

„Aber das wollen die Menschen meist gar nicht hören, denn sie haben größere Angst vor Mücken als Krankheitsüberträger als vor Autos.“

Von Tipps und Faustregeln wie dem klassischen „Koch es, schäl es, brat es oder vergiss es“ hält er eher wenig. „Dieser Merksatz stimmt, aber wenn sich nur ein geringer Prozentsatz der Menschen daran hält, ist auch nicht viel gewonnen.“ Besser sei es, den gesunden Menschenverstand bei der Auswahl von Speisen und Getränken walten zu lassen und den Medizinern vor Ort zu vertrauen. „In Thailand wird eine saubere Medizin praktiziert, und die Ärzte wissen über alles, was dort an Symptomen auftreten kann, gut Bescheid.“

Die wichtigste Impfung vor einer Reise nach Afrika oder Asien sei die gegen Hepatits A, auch der Impfschutz gegen Gelbfieber oder die Tollwut sei nach Destination empfehlenswert. In Bezug auf das Ebolafieber, das im Jahr 2014 in Westafrika für eine Epidemie sorgte, gibt Hatz Entwarnung. „Im Moment ist es bei Ebola sehr ruhig.“ Ohnehin sei es etwa im Kongo stets gelungen, Verbreitungen des Ebola-Virus lokal beschränkt zu halten. Für die Schweiz hält Hatz eine Epidemie sogar für nahezu undenkbar, denn: „Ein Erkrankter würde sofort isoliert werden.“

Neben der medizinischen Dienstleistung liegt ein Schwerpunkt des Tropeninstituts in der Forschung. So stehen Hochsicherheitslabors zur Verfügung. In einem Labor mit Bio Safety Level 3 – vier Sicherheitsstufen gibt es insgesamt – wird etwa an Tuberkulose geforscht. Christoph Hatz selbst ist zweimal im Jahr in Tansania, wo er an einem Projekt zum Thema Aids und Tuberkulose forscht.

Dialog mit der afrikanischen Kultur

„Jede Laborarbeit hier in Basel hat einen direkten Bezug zum von einer Krankheit betroffenen Gebiet“, umreißt Hatz die Philosophie des TPH. Derzeit sind in 104 Ländern Mitarbeiter des Tropeninstituts in Projekte involviert. Niederlassungen unterhält das Tropeninstitut derzeit in mehr als 18 Staaten, wobei der Schwerpunkt auf Entwicklungsgebieten des globalen Südens und insbesondere Afrika liegt.

Diese Verbundenheit mit dem „schwarzen Kontinent“ kommt nicht von ungefähr. So diente das Tropeninstitut bei seiner Gründung 1943 zunächst der Ausbildung von Missionaren, die nach Afrika geschickt werden sollten. Der erste Vorsteher des neu gegründeten Instituts, der Zoologe Rudolf Geigy – Mitglied der Geigy-Familie, die das gleichnamige, inzwischen in Novartis aufgegangene Chemieunternehmen gründete – setzte jedoch von vornherein auf den Dialog mit der afrikanischen Kultur sowie Forschungspartnerschaften und Stationen direkt vor Ort.

In den kommenden Jahren wird das TPH weiter wachsen. Derzeit verteilen sich die gut 600 Mitarbeiter auf acht Gebäude. Im Areal Bachgraben in Allschwil soll nun bis zum Jahr 2020 ein neues Gebäude für etwa 90 Millionen Franken entstehen. Dorthin sollen dann unter anderem die Forschungsabteilungen, die derzeit noch in der Socinstraße 57 untergebracht sind, ausgelagert werden.

  Weitere Informationen finden Interessierte unter www.tph.ch.

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