Basel Nicht nur zauberhafte Stimmen

Die Oberbadische
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Neujahrskonzert: Sinfonieorchester Basel führt durch die Märchenwelt der Oper

Basel. Ein märchenhaft schönes Konzert, und das gleich in mehrfacher Hinsicht, war das Neujahrskonzert des Basler Theaters. Und das nicht nur wegen des Mottos „Wie im Märchen“, sondern wegen der zauberhaften Stimmen, der teils halbszenischen Aufführung und der schönen, stimmungsvollen Bühnendeko.

Das Sinfonieorchester Basel sitzt auf der Großen Bühne unter funkelnd-strahlenden Kronleuchtern und spielt unter Leitung von Musikdirektor Erik Nielsen, der zusammen mit der Operndirektorin Laura Berman diese Reise durch die Märchenwelt der Oper moderiert.

Märchen, Legenden und Sagen sind bekanntlich die Basis von vielen Werken der Musikgeschichte, aber Märchen leben nicht nur dadurch, dass sie erzählt werden, sondern wie sie erzählt werden. Das beste Beispiel dafür ist Scheherazade. „La flute enchantée“ von Ravel entführt in 1001 Nacht. Betörend singt Sofia Pavone, Mitglied des Opernstudios Oper Avenir, die kurzfristig für die Mezzosopranistin Maren Favela eingesprungen ist, dieses charmante Lied – Hut ab!

Was wären Märchen ohne Prinzessinnen? Eine der bekanntesten ist Turandot. Die kalte Prinzessin lässt jeden Mann enthaupten, der ihre drei Rätsel nicht lösen kann. Sie hat aber eine Gegenspielerin, die heißt Liu, und singt mit „Signore ascolta“ eine der zu Herzen gehendsten Arien Puccinis überhaupt. Anna Rajah, britische Sopranistin, ist neu im Basler Ensemble und als Donna Elvira ab Ende Januar in „Don Giovanni“ auf der Bühne zu erleben. Mit dieser Arie gab sie stimmschön ihren bemerkenswerten Einstand.

Innere Herztöne, so könnte man den Gesang der tasmanischen Sopranistin Bryony Dwyer umschreiben, die als Julie im Musical „Carousel“ auf der Bühne steht. In Dvoráks „Lied an den Mond“ verkörpert sie inniglich die Rusalka, eine ebenso starke Frau wie die Julie.

Viel beschäftigt ist an diesem Abend Rolf Romei, der in dieser Spielzeit zehn Jahre im Ensemble ist und als Paul in Korngolds „Die tote Stadt“ begeistert. Der bühnenpräsente Schaffhauser Tenor ist in Wagner Feenoper wie in einem französischen Eifersuchtsdrama um zwei Königstöchter, die denselben Mann lieben (Edouard Lalos Oper „Le Roi d’Ys“) zu erleben. Beeindruckend ist er auch im Duett aus Bizets „Perlenfischer“ mit dem Bariton Christian Miedl. Der wiederum punktet witzig-satirisch in einem Lied aus der travestierenden Operette „Die lustigen Nibelungen“ von Oscar Strauss.

Während Nathan Haller in einer Arie von schönen Frauen schwärmt, träumt sich Karl-Heinz Brandt, langjähriges Ensemblemitglied, in Emmerich Kálmáns „O Bajadere“ in das Herz einer indischen Tänzerin. Verdienten Extra-Applaus bekommt er als verkleidete Hexe in Humperdincks Kinderoper für seinen Ritt auf dem Besen durch die Parkettreihen.

Die meist jungen Opernsänger gefielen in ihrem angestammten Repertoire. Märchenhaft war auch die luxuriöse Besetzung mit schönen Stimmen für das leichte und doch so schwere Genre Operette.

Im zweiten Teil wechselte das Bühnenbild vom blauen Himmel zum Wald, passend zur Waldmusik aus der Märchenoper „An allem ist Hütchen schuld“ des Wagner-Sohns Siegfried. Andrew Murphy war stimmlich etwas indisponiert und musste auf die schwierige Marschner-Arie aus dem „Vampir“ verzichten.

Als ein Höhepunkt gestaltete sich das Medley mit einem Best-of aus „Hänsel und Gretel“. Auch der Konzertbeginn war märchenhaft: mit dem Moderato, dem Tanz der Schwäninnen aus „Schwanensee“ (fehlte hier bloß noch das Basler Ballett!). Das Basler Sinfonieorchester war durchweg in glänzender Spiellaune.

So präsentierte sich das Opern-Wunschkonzert als beste Eigenwerbung für das Theater und seine Musiktheater-Produktionen. Man verließ das Haus beschwingt nach dieser musikalischen Märchenreise von „Es war einmal...“ bis „Und wenn sie nicht gestorben sind...“

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