Basel Poetische Annäherung an Rosa Luxemburg

Die Oberbadische
„Wegtanzen“ heißt ein autobiografischer Text der Basler Autorin Ingeborg Kaiser, aus dem sie in der Literaturinitiative Arena in Riehen las. Foto: Jürgen Scharf Foto: Die Oberbadische

Ingeborg Kaiser bei der Arena Literaturinitiative Riehen / Autobiografischer Roman mit vorläufigem Arbeitstitel „Wegtanzen“

Von Jürgen Scharf

Riehen. Der Leseherbst hat begonnen. Sowohl im Literaturhaus Basel als auch in der Arena Literaturinitiative Riehen wurden Neuerscheinungen des Buchmarkts vorgestellt. In der Arena war es eine echte „Herbstlese“.

Hier gab die 85-jährige in Basel lebende Autorin Ingeborg Kaiser Einblicke in ihren im Werden begriffenen autobiografischen Roman, der den vorläufigen Arbeitstitel „Wegtanzen“ trägt, und sie stellte im Gespräch mit Valentin Herzog ihr letztes, im Frühjahr erschienenes Buch über das tragische Schicksal der Rosa Luxemburg vor, das dichterisch eng verwoben wird mit Leben und Tod des Filmemachers Rainer Werner Fassbinder.

Das schmale, gerade mal 100-seitige Bändchen „Ich war, ich bin, ich werde sein“ (mit einem Nachwort von Valentin Herzog) berichtet von der letzten Lebenswoche der revolutionären „Feuerfrau“ Rosa Luxemburg, die 1919 ermordet wurde. Ihr Schicksal beschäftigt Ingeborg Kaiser schon seit Jahren. In ihren Erinnerungen über die Frau, die für soziale Gerechtigkeit kämpfte, mischen sich Gedanken an den 1982 über dem Drehbruch für einen Rosa-Luxemburg-Film tot zusammengebrochenen Regisseur. Auf sehr literarische Weise werden beide Figuren verknüpft. Kaisers Buch über die „Hinterlassenschaften“ der beiden Persönlichkeiten ist nicht Erzählung eines Lebens, sondern Annäherung auf poetische Weise.

Die Lyrikerin und Romanautorin Ingeborg Kaiser – sie wurde einmal „Bildhauerin des Wortes“ genannt – hat schon oft in der Literaturarena im Riehener Kellertheater des Hauses der Vereine gelesen. Dieses Mal hat sie „zum Atemholen“ als poetische Überleitung zwischen den Prosatexten ein paar stark verknappte Gedichte vorgetragen.

Die Zuhörer waren gebannt von dem dichten und suggestiven Text über die Kämpferin und Frau Rosa Luxemburg und den wahlverwandten Regisseur Fassbinder. Die Autorin las diagonal durch das Buch. Man erfährt, dass „Rosa L.“ noch immer die bekannteste Unbekannteste ist, geliebt wie verdammt, Legende, demokratische Sozialistin oder blutige Rosa, man schaudert bei ihrem gewaltsamen Tod und dass sie in den Berliner Landwehrkanal geworfen wurde. Ihr Bild wie ein Puzzle, das nicht aufgeht.

Und dann Fassbinder. Rain (so nennt sie ihn im Buch) war 37, als er starb, hatte über 40 Filme geschaffen, mehr Filme als Lebensjahre. In seiner Todesnacht hat er an einem Filmprojekt über Rosa L. gearbeitet und aus der Nase geblutet, so dass sein Blut das Manuskript signierte. Es gelingt Ingeborg Kaiser, diesen Szenen schreibend nachzuspüren. Wir, die Leser, können uns eine Begegnung des Filmers mit der Ikone der Revolution, der unbequemen Denkerin und Vorkämpferin für die Rechte der Frau bildhaft vorstellen.

Ursprünglich war diese Abhandlung in Form eines Briefes gedacht, eine Art „Flaschenpost“, Ingeborg Kaiser ging von Anfang an von der Faszination und Strahlkraft dieser unvergleichlichen Persönlichkeit aus.

Die erste Inspiration bekam die Autorin durch den eindrucksvollen Rosa-Luxemburg-Film der Margarethe von Trotta. Das war der Beginn dieses „Dialogs“ und löste die später formulierten Bilder in ihr aus. Rosa L. und Rain – und der Tod. Kein Zufall, meint Ingeborg Kaiser im Gespräch mit Valentin Herzog, dass sich der Filmemacher für Rosa Luxemburg und ihr Schicksal interessierte, für eine Frau, deren Bild nicht aufgeht: „Es wäre ein großer Film geworden…“.

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