Basel Quagga-Muschel ist angekommen

Die Oberbadische
Die Zebra-Muscheln (im Bild) leben maximal in 60 Metern Tiefe und sind damit im Gegensatz zu den Quagga-Muscheln kein Probleme für die Trinkwasser-Ansaugrohre. Foto: Archiv Foto: Die Oberbadische

Forscher weisen Existenz in Basel mit spezieller Methode nach / Rheinwassergefüge in Gefahr

Von Marco Fraune

Basel. Der Nachweis ist erbracht: Forscher haben jetzt im Dreiländereck erstmals das Vorkommen von Quagga-Muscheln nachweisen können. Die spezielle Methode zeigt, dass die eingewanderten Fremdlinge sich vom Norden aus bis ans Rheinknie vorgearbeitet haben. Das könnte Folgen für die Trinkwasserversorgung haben.

Giftig sind die Muscheln nicht, erklärt Andri Bryner, Sprecher des Forschungsinstituts „eawag aquatic research“, das dem Vorkommen auf den Grund gegangen ist. „Die Quagga-Muschel kann aber durch ihre Massenvermehrung das Nahrungsgefüge in einem Gewässer derart durcheinanderbringen, dass zum Beispiel plötzlich toxische Cyanobakterien (Blaualgen) gehäuft auftreten. Die größte Angst besteht aber bei den Wasserversorgern vor dem Zuwachsen von Ansaugrohren.“ Dies sei dann mit einem aufwendigeren und damit kostspieligeren Unterhaltungsaufwand verbunden. Im Gegensatz zur schon eingeschleppten Zebra-Muschel leben die Tiere auch in großen Tiefen.

Noch sind die Quagga-Muscheln aber den Baslern nicht vor die Taucherbrille gekommen. Der Nachweis der invasiven Art konnte vielmehr nun über ein besonderes Verfahren erfolgen. Seit wenigen Monaten gehen Biologen der Eawag einen neuen Weg – sie machen sich Umwelt-DNA zunutze. Konkret bedeutet dies: Alle Lebewesen geben mit Ausscheidungen, abgestorbenen Hautzellen oder ausgefallenen Haaren ständig genetisches Material an ihre Umgebung ab, womit dann bei einer Wasserprobe aus einem Fluss oder See unzählige Erbgutfragmente ihrer Bewohner zu finden sind. Falls die genetischen Codes der Arten bekannt sind, können solche DNA-Abschnitte mit molekularbiologischen Methoden und weltweiten Datenbanken einzelnen Arten zugeordnet werden. „Erst damit haben wir den Nachweis erbringen können“, erklärt Forscher Lukas De Ventura, der in Basel-Kleinhüningen die Probe aus dem Rhein entnommen hat, gegenüber unserer Zeitung.

Schon vor drei und zwei Jahren versuchte er, Quagga-Muscheln zu finden, die an Booten hängend den Weg absolviert haben. Hierzu hatte er Plexiglasscheiben als Fangvorrichtung im Rhein aufgehängt. Doch ohne Erfolg. Da er nun im Dreiländereck fündig geworden ist, sei klar, dass die invasive Art auch am Oberrhein existiert. Im Gegensatz dazu sei der Hochrhein noch frei von Quagga-Muscheln, wie Untersuchungen in Möhlin, Diessenhofen sowie im Bodensee bei Altnau gezeigt haben. Sorgen müsse man sich natürlich machen, dass in nicht zu ferner Zukunft auch der Bodensee und damit die dortige Wasserversorgung betroffen seien. Auch im Schluchsee oder im Titisee könnten die Muscheln als blinde Passagiere auf Freizeitbooten angereist kommen.

Um eine Ausbreitung der aus dem Schwarzen Meer stammenden Dreikantmuschelart zu verhindern, plant Basel bereits erste Maßnahmen, wie die „Basellandschaftliche Zeitung“ berichtet. So wolle das dortige Umweltamt mit Fachleuten und Vertretern anderer Kantone über eventuelle Aktionen sprechen. „Eine mögliche Maßnahme wäre, am Rhein eine Anlage zur Reinigung von Kleinbooten einzurichten, wie sie in anderen Gewässern bereits existiert“, kündigte Mirica Scarselli, Leiterin der Fachstelle Oberflächengewässer, an. Dies hält der Eawag-Forscher auch für die richtige Methode. „Eine Reinigung der Boote würde helfen.“ Denn: Im Schnitt 60 Prozent der Boote, die ganzjährig im Wasser liegen, sind mit Muscheln bewachsen, wie die ETH-Gewässerökologin Nora Weissert in ihrer Masterarbeit zeigt. Bryner ergänzt aber: „Ganz stoppen werden wir die Ausbreitung nicht können.“

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