Basel Raum, Zeit und Körperlichkeit

Die Oberbadische
Performances wie diese mit Papierschuhen aus Zeitungen beziehen die Besucher aktiv mit ein. Foto: Jürgen Scharf Foto: Die Oberbadische

Beyeler: Marina Abramovic kuratiert Performance-Programm

Von Jürgen Scharf

Riehen. Ein Déjà-vu-Effekt: Die „Live-Kunst“ in der Fondation Beyeler in Riehen wirkt wie die Fortsetzung der „14 Rooms“ bei der Art Basel im Juni. Nur sind es diesmal sechs Räume, die im Museum bespielt werden, wobei wieder die Beziehung zwischen Raum, Zeit und Körperlichkeit erkundet wurde. Der mit Zeit und Erwartungen konfrontierte Körper stand im Mittelpunkt in dem von Marina Abramovic kuratierten Performance-Programm.

Die auffälligste Live-Performance war jene, die den weiblichen Körper als „Material“ vorführte und am meisten von Abramovic inspiriert schien. Ähnlich spektakulär wie seinerzeit Abramovics nackte, auf einem Fahrradsattel an der Wand fixierte Performerin in der Messehalle, wird bei Kira O’ Reilly der Körper selbst zur Performance. Eine nackte Frau, die Beine in der Schwebe, bewegt sich in Zeitlupentempo, in einer Logik der Langsamkeit. Eine lebendige Skulptur aus dem Kunstmaterial Mensch, umgeben von geometrisch aufgereihten rohen Eiern und Farbtöpfen, die zum Einsatz kommen.

In jedem der sechs voneinander unabhängigen Räume und im Park war eine neue Situation anzutreffen, konnte man recht eindrückliche und intime Erfahrungen machen. Die Auswahl der Performancekunst hatte Abramovic getroffen, die diesmal keine eigene Arbeit zeigte; sie wollte Nachwuchskünstlern eine Möglichkeit geben, also der nächsten Generation von Performern.

Bei Paula Garcias Environment „Noise Body“ sitzt eine Frau regungslos und stumm hinter zwei großen Haufen von Nägeln und rostigen Metallteilen. Dagegen ist bei Nico Vascellari ein Mann in einem Dialog mit sich selbst, beziehungsweise in einem Monolog mit dem Zuschauer. Ebenso auf die Energie zwischen Ausführendem und Publikum setzt Abraham Brodys „The Violinist is Present“, wobei die Besucher eine aktive Rolle bei der Performance übernehmen. Eine Dame lauscht dem gegenübersitzenden Geiger hingebungsvoll, steht auf, geht. Der Nächste bitte! In solchen Aktionen geht die performative in eine interaktive Kunstaktion über.

Schon im ersten Raum („News“) wird der Eintretende ins Spiel einbezogen. Aus Stapeln von Zeitungen kann er ein paar Blatt Papier wählen, dessen Schlagzeilen für ihn Bedeutung haben, in gefaltete Zeitungsschuhe schlüpfen und so lange herumgehen, wie er mag. Ähnlich steht Melati Suryodarmos „I love you“ in der Tradition der sogenannten „durational Performance“, die das Phänomen von Zeit und Raum erfahrbar machen. Die Idee mit einer Frau, die eine große Glasscheibe vor ihrem Körper herschiebt, basiert darauf, den Körper effektiv zu benutzen.

Fast hätte man in dem Gedränge die zwei Frauen übersehen, eine mit einem Blindenstock, die sich langsam durch die einzelnen Räume bewegen und die Gäste sanft berühren, und im Skulpturengarten die hoch und runter bespielte Leiter. Auch sie gehörten zur Performance-Schau mit dem Titel „The Artist is an Explorer“.

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