Basel Robin landet im Swinging London

Die Oberbadische
Foto: Ismael Lorenzo Foto: Die Oberbadische

Tanz: Premiere von Richard Wherlocks „Robin Hood“ am Theater Basel / Fantastisches Basler Ballett

Von Jürgen Scharf

Basel. Robin Hood – die Legende lebt. Nicht nur in Kinofilmen, jetzt auch im Ballett. Richard Wherlock hat aus der Räuberbande eine moderne Gangstergeschichte gemacht. Der Brite und Basler Ballettchef verlegt den Schauplatz vom Sherwood Forest ins Londoner East End der 50er und 60er Jahren, inszeniert nicht die Schickimicki-Großstadt, sondern die Unterwelt mit ihrer Kriminalität und dem Bandenwesen.

Erinnerungen an West Side Story werden wach

Man muss bei seinem neuen abendfüllenden Handlungsballett gleich an die West Side Story denken: Robin ist der Anführer einer der beiden rivalisierenden Straßengangs. Aber es sind nicht mehr die Jets und die Sharks aus den Slums der West Side, hier sind es die Twins und die Merry Men. Man kann sie gut auseinanderhalten: die Bösen in schwarz, mit Lederjacken und Nadelstreifenanzügen, die Guten bunt und fröhlich Kaugummi kauend.

Getanzt wird vor zerstörten Häuserfronten der Nachkriegszeit, in Metallgerüsten und mit Autoreifen (Bühne: Bruce French). Die Bilderflut beim Tanz wird unterlegt mit einer Musikcollage aus Stücken englischer Sinfoniker und fetzigen Soundtracks aus James Bond-Filmen bis Popsongs (live im Graben: das Basler Sinfonieorchester unter Thomas Herzog in Top-Form, dazu vier Sänger der OperAvenir, dem Opernstudio des Theaters).

Robin mitsamt seinen lustigen Gefährten Little John und Tuck ist nicht der, den man aus den Mantel- und Degen-Filmen kennt. Nicht der Retter der Unterdrückten und Rächer der Enterbten, kein Beschützer der Witwen und Waisen. Wherlocks Robin hat Pfeil und Bogen gegen Dartpfeile ausgetauscht, ist kein Rebell mit grünen Strumpfhosen, sondern trägt einen schicken grauen Tweed-Anzug mit Krawatte: vom Waldläufer als Banker in der City of London.

Geld, Gewalt und Liebe sind die Themen

Geld, Gewalt und Liebe ist das Thema, Leidenschaft und Eifersucht sind mit im Spiel. Im Zentrum steht eine Liebesgeschichte zwischen Robin und Marian, der Tochter des gekidnappten Polizeichefs, und diese Love Story kann Wherlock wie kaum ein anderer Choreograf bildhaft erzählen. Versteht er es doch überhaupt, klassische Themen in die Moderne zu transponieren. Er erfindet immer neue Bilder, auch Brechungen. Der Polizeichef ist ein Softie (Florent Mollet), in der guten Bande tanzen Typen, die aus „Hair“ entsprungen sein könnten oder flippig aussehen wie Rod Stewart.

Wherlocks Ballettsprache setzt voll auf Tempo, Temperament, Spurt. Das fantastische Basler Ballett tanzt immer schneller, sportiver, athletisch und mitunter sogar akrobatisch. Manche Ensembleszenen erinnern stark an Bernsteins Musical. Erst im zweiten Akt gibt es ausdrucksstarke Soli für die Hauptdarsteller. Da kann Jorge Garcia Pérez als Robin in seinem Solo endlich zeigen, was er tänzerisch drauf hat. Tänzerische Höhepunkte gibt es in den famosen Duos, in denen die Körpersprache in eigenwillig choreografierten Bewegungen zum Tragen kommt. Hier hat jetzt Andrea Tortosa Vidal als Marian, diese unglaublich dynamische und flexible Tänzerin, starke Szenen.

Nach einer brutalen Gewaltszene, in der eine Vergewaltigung angedeutet wird (wobei der Choreograf den Zuschauern noch Schlimmeres erspart), kommt das Happy End fast etwas zu schnell und abrupt. Noch stockt einem der Atem, doch Marian lächelt schon wieder und tanzt mit Robin und den Merry Men ein ausgelassen poppiges Finale zu Petula Clarks

Am Ende siegt das Gute über das Böse

„Don’t Sleep in the Subway“. Jetzt ist Robin Hood endgültig im London der Swinging Sixties gelandet und das Gute hat über das Böse gesiegt!   Termine: 26., 28. und 30. November, 19.30 Uhr; 4. Dezember, 18.30 Uhr, 10., 14. und 29. Dezember, 19.30 Uhr sowie 26. Dezember, 16 Uhr; Einführung: eine halbe Stunde vor Vorstellungsbeginn

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