Basel Spagat zwischen Tanz und Familie

Die Oberbadische
Tänzerin aus Leidenschaft: Constance Stamatiou Foto: zVg/Andrew Eccles Foto: Die Oberbadische

Interview: Die Tänzerin Constance Stamatiou gastiert mit der Alvin Ailey Company in Basel

Basel. Nach fünf Jahren Pause, in denen ihre beiden Kinder Savannah (5) und Thanos (3) zur Welt kamen kehrte die Tänzerin Constance Stamatiou (32) in die Alvin Ailey Company zurück – das Gefühl auf der Bühne zu stehen, hatte ihr gefehlt. Vom 25. bis zum 30. Juli ist sie mit der Company in vier Choreografien im Musical Theater Basel zu sehen. Beatrice Ehrlich unterhielt sich mit ihr.

Frage: Im vergangenen Jahr haben Sie sich mit einer großen Kraftanstrengung zurück auf die Bühnenbretter gekämpft? War es denn schon immer Ihr Traum, Tänzerin zu werden?

Ja. Schon mit fünf Jahren habe ich angefangen zu tanzen: in der Tanzschule, durch die Flure im Supermarkt – einfach überall. Damals wusste ich noch nicht, in welche Richtung es genau gehen würde, doch ich wusste, dass ich tanzen wollte. Und meine Eltern haben das unterstützt. Sie haben mich zum Ballett- und Tanzunterricht gebracht. Später haben sie mich zum Vortanzen angemeldet, das zog sich durch meine ganze Jugend. Ich war der Atmosphäre im Tanzstudio und auf er Bühne und auch dem harten Training komplett verfallen und mein Hunger danach wurde immer größer. Mit 19 bekam ich dann ein Stipendium bei Alvin Ailey. Das änderte mein Leben und ermöglichte mir, mich bemerkbar zu machen, und einfach laut zu sprechen – tänzerisch gesehen.

Frage: Wie ist es für Sie, Teil der Alvin Ailey Company zu sein? Warum ist es dort so besonders?

Es ist sehr speziell. Unser gemeinsamer Nenner ist Aileys Vision einer hoch ambitionierten multikulturellen Company, ein Gedanke, dem wir uns sicher alle verbunden fühlen. Als ich sechs Jahre alt war, sah ich einmal im Fernsehen seine meisterhaftes Tanzepos „Revelations“ (von 1960, es steht auch in Basel auf dem Programm, d. Red.) und das hat mich elektrisiert. Diesen Eindruck habe ich nicht vergessen. Ich träumte davon, Teil dieser Truppe zu werden, die sich schon immer aus Menschen ganz verschiedener Hintergründe zusammensetzt. Auch meine Familie vereint verschiedene Einflüsse: Mein Vater ist Grieche, meine Mutter Amerikanerin. Auch die religiöse Facette von „Revelations“ spricht mich an. Ich bin in einer baptistischen Gemeinde groß geworden, die Thematik ist mir vertraut.

Frage: Welche Choreografie im aktuellen Programm mögen Sie am liebsten?

Mir gefällt so vieles. Vielleicht an erster Stelle „Revelations“, und zwar die Teile „Fix me, Jesus“, als innige Begegnung zweier Tänzer, und dann natürlich die traumhafte Choreografie zum Spiritual „Wade in the water“. Aber „Open Door“, das übrigens im Rahmen dieser Tournee am 1. August seine Deutschlandpremiere in Mannheim erleben wird, ist auch unheimlich gut. Ich mag es sehr: die afro-lateinamerikanische Musik, die inhaltliche Tiefe rund um Spiritualität und Zusammengehörigkeitsgefühl. All das ist eine starke Botschaft, umgesetzt in kraftvolle Bewegungen.

Frage: Fühlt es sich in verschiedenen Ländern unterschiedlich an, auf der Bühne zu stehen?

Oh ja. Das ist jedesmal komplett anders. Die Menschen unterscheiden sich darin, wie sie ihre Begeisterung ausdrücken und sie mit anderen teilen. Manche sind ganz aus dem Häuschen, schreien und sind außer sich vor Jubel – so habe ich es einmal in Paris erlebt – andere sind weniger expressiv, fast schon entspannt, auch wenn es ihnen sehr gefallen hat. Ich genieße diese Unterschiede: gerade in den USA zeigt Dir jede Stadt, jede Bühne ihre Begeisterung auf andere Weise. Das motiviert uns immer wieder aufs Neue, unser Bestes zu geben.

Frage: Wie schaffen Sie es, ihr Leben als Tänzerin mit dem Familienleben in Einklang zu bringen?

Immer wenn ich zuhause bin, bemühe ich mich zu 100 Prozent für meine Kinder da zu sein. Zum Glück habe ich einen unglaublich flexiblen Ehemann, der es oft genug schafft, Mutter und Vater zugleich zu sein. Als Personal Trainer kann er sich seine Zeit selbst einteilen, zudem gibt es in seinem Studio eine Kinderbetreuung. Außerdem verbringen die Kinder ja auch Zeit im Kindergarten oder in der Schule. Sie müssen sich das so vorstellen: Mit der Company reisen wir viel, manchmal bin ich bis zu drei Monate weg. Doch so oft wie möglich spreche ich dann mit den Kindern: Wenn ich morgens aufwache, wenn ich vom Training komme. Immer wenn ich kann, nehme ich meine Kinder mit. Meine Tochter tanzt schon selbst bei uns in der Tanzschule, für sie ist das wunderschön. Sie kennt jeden hier in der Company, für sie ist das wie eine Art Familie. Ich zeige ihr, so viel ich kann, denn das wichtigste was ich ihr als Mutter mitgeben kann, ist ihr zu vermitteln, was für mich wichtig ist.

Frage: Haben Sie Vorbilder?

An erster Stelle stehen meine Eltern. Sie haben mich immer dabei unterstützt, meine Träume verwirklichen zu können. Sie haben an mich geglaubt, mich motiviert und mir ermöglicht, alles zu machen, was ich wollte. Hier in der Ailey School war dann Dwanna Smallwood sehr wichtig für mich. Sie war meine wichtigste Mentorin und brachte mir bei, wie wichtig es ist, seine eigene Geschichte zu erzählen. Eine weitere Mentorin ist Elisabeth Rosas, eine fabelhafte Tänzerin von den Philippinen. Sie arbeitete mit mir an meiner Kraft und Bewegungskontrolle, schon während meiner Zeit in Ailey II (der Nachwuchscompany des Alvin Ailey Dance Theaters, d. Red.) und auch, als ich jetzt wieder zurückkam in die Company. Sie trieb mich unermüdlich an und bestand darauf, dass ich jeden Tag Ballett übe – eine großartige Unterstützung. Genau das habe ich gebraucht.

Frage: Was würden Sie heute einem Mädchen sagen, das davon träumt, Tänzerin zu werden?

Ich würde ihr dazu raten, das Tanzen zu genießen und den Spaß an der Sache in der Vordergrund zu stellen. Hab keine Angst zu versagen! Tanzen kann jeder, wenn er oder sie es nur will. Auch wenn nicht jede Ballettschülerin eine professionelle Tänzerin wird.  Alvin Ailey Company: 25. bis 30. Juli Musical Theater Basel; Karten gibt es auch in unseren Geschäftstellen.

Umfrage

Heizung

Der Ausbau des Fernwärmenetzes im Landkreis Lörrach nimmt Fahrt auf. Würden Sie, falls möglich, Ihr Haus an das Netz anschließen lassen?

Ergebnis anzeigen
loading