Basel Szenen im Dämmerlicht

Die Oberbadische
Stefanie Grubenmann als singende Dame in Rot Foto: Willi Vogl Foto: Die Oberbadische

Performance Abend „Bubbles“ im ehemaligen Wasserfilter

Von Willi Vogl

Basel. Veranstaltungsorte strahlen bisweilen eine unverwechselbare Atmosphäre aus und regen zum kreativen Umgang an. So entdeckten die Performerinnen Nelly Bütikofer und Stefanie Grubenmann sowie Pascal Schärli (Liveelektronik) und Michelangelo Rinaldi (Hammondorgel und Akkordeon) den ehemaligen Basler Wasserfilter für ein gemeinsames Projekt.

Das Kreuzgewölbe im „Filter 4“ mit seinem feinsandigen Boden bot in völliger Dunkelheit oder mit einer durch spärliche Lichtquellen inszenierten Schattenkulisse einen mystischen, ja beinahe sakralen Raum. Durch die minimierte optische Wahrnehmungsmöglichkeit wurde gleichzeitig das Hören sensibilisiert. Behutsam nutzten die ambitionierten Performer die Gegebenheiten für fantasievolle reale wie künstlerische Raumerkundungen. Dabei entstanden abstrakte wie poetische Bilder, die sich über weite Strecken einer konkreten Deutung entzogen.

Eine Dame in einem riesenhaften roten Tüllkleid mit überlangen roten Fingernägeln und grotesk beleuchteten Geschlechtsteilen eröffnet das nächtliche Mysterium. Sie stimmte sich mit gelachten bis geweinten Melodien zwischen fröhlichem Glucksen und hysterischem Heulen ein. Ihre klassisch dargebotene Arie „Se pieta de me non senti“ aus Georg Friedrich Händels Oper „Kleopatra“ wurde minimalistisch durch Michelangelo Rinaldi vom synthetischen Klang einer Hammondorgel begleitet.

In einer anderen Szene bemühte sich eine Dame im geblümten Sommerkleid lange vergeblich, Handtasche, High Heels und Sommermantel aufzunehmen. Die Bewegungen waren umständlich und gekünstelt.

Sowohl die Fundstücke des musikalischen Erbes als auch die des Alltagslebens waren verfremdet. In lustvollen Improvisationen entstanden auch Bezüge zu jüngeren Klang- und Bildtraditionen. Dabei bildeten das Wabern, Fauchen, Surren und andere elektronisch erzeugte Klänge zusammen mit den stimmlich erzeugten Lauten Stefanie Grubenmanns eine feine Melange.

„Ich habe mich in der Gartenlaube zu meinen Verwandten gesetzt“, hieß es in einer weiteren Szene. Eingetütete Taschenlampen stellten Platzhalter für lebendige Menschen dar. Nelly Bütikofer schuf mit bedächtigen Bewegungen eine gespenstisch unwirkliche Atmosphäre. Eine weitere Gratwanderung zwischen exakter Wahrnehmung und Wahnvorstellungen wurde in einem durch Außen- und Innenlicht bewegtem Zelt deutlich. Mutierte hier etwa ein toter Gegenstand zum pulsierenden Lebewesen? Am Ende der Performance wurde ein weißes Kleid von zwei riesigen Luftballons in den verregneten Nachthimmel getragen.

Wenngleich eine konkrete Aussage wohl nicht in der Absicht der Akteure gelegen haben dürfte, hätten gelegentliche drastischere Momente zu mehr Intensität geführt. So berührte der gesamte Abend überwiegend durch stille, bisweilen symbolistisch anmutende Szenen im Dämmerlicht. Vielleicht wollte man vor allem zum Nachdenken über Kunstwahrnehmung im Allgemeinen anregen.

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