Von Michael Werndorff Basel. Zwei Jahrhunderte Missionsarbeit feiert die Basler Mission dieses Jahr. Der größte Trägerverein von Mission 21, dem evangelischen Missionswerk der Deutschschweiz, will mit zahlreichen Veranstaltungen auf seine Geschichte und Tätigkeit aufmerksam machen. Die Ursprünge der Basler Mission liegen in einer Zeit, in der die Kritik an Religion und Glaube einen Höhepunkt erreichte. Für die Aufklärer lag es nahe, dass eine religiös gestützte Tradition den Weg aus einer „selbst verschuldeten Unmündigkeit“, wie Immanuel Kant 1784 postulierte, verhindern würde. Die Menschheit solle dem Licht der Vernunft folgen, nur so könne die Kultur sich modernisieren, aber reformfreudige Christen aus dem Dreiland widersprachen dieser These – 1815 gründeten sie die Missionsanstalt als Teil eines großen Reformprojekts. Ursprüngliches Ziel war, das Evangelium immer heller erscheinen zu lassen, in den alten Christengebieten ebenso wie in den neu erreichten Weltgegenden, wo man missionierte. Von der ursprünglichen Tätigkeit hat sich die Basler Mission mittlerweile entfernt und den Weg einer modernen Entwicklungshilfeorganisation eingeschlagen, die sich die Kernaufgaben Friedensförderung, Bildung und Gesundheit sowie Einkommensförderung auf die Fahne schreibt. „Allerdings sehen wir uns nicht als klassische Entwicklungshilfeorganisation, denn wir handeln aus christlicher Überzeugung“, betont Claudia Bandixen, seit 2012 Direktorin der Mission 21. Nur Gutmensch zu sein, reiche jedenfalls nicht aus. Die Arbeit war und ist ein Balanceakt, denn Selbstbestimmung sei ein wichtiger Faktor. „Wir wollen nicht über die Menschen hinweg bestimmen, sondern sie ermächtigen, selbstbestimmt und unabhängig zu leben“, kommentiert Bandixen die Tätigkeit der Basler Mission und ihrer weltweit aktiven Partner. In 21 Ländern sei man mit rund 100 Hilfsprojekten tätig, welche die Lebenssituation von Menschen verbessern soll. In den Ländern gehe es nicht darum, zu evangelisieren, sondern Hilfebedürftigen Instrumente an die Hand zu geben, die ein gutes und würdiges Leben ermöglichen, wobei man besonders auf Nachhaltigkeit achte, so Bandixen. Entwicklungshilfe sei ein Handwerk, das viel Wissen und Know-how verlange. Vor Ort stünden die Helfer vor Herausforderungen, mit denen sich bereits Missionare im 19. Jahrhundert konfrontiert sahen: Die Notwendigkeit, sich kulturellen Gegebenheiten anzupassen. „Denn wir wollen nicht belehren. Vielmehr brauchen wir einander in einer globalisierten Welt“, erläutert die Direktorin. Bisweilen könne man gar nicht sagen, wer sich eigentlich ändere, „wir selbst, oder die Partner mit denen Mission 21 arbeitet“. Ein wichtiger Aspekt der weltweiten Tätigkeit bilde zudem der Einsatz für Glaubensfreiheit, schließlich habe man das Zeitalter der Aufklärung erfahren. Deswegen stellt das Missionswerk auch das Selbstverständnis der Partner vor Ort auf den Prüfstand. Noch dieses Jahr soll mit amerikanischen Partnern ein Verhaltenskodex verabschiedet werden, denn „wir können nicht akzeptieren, wenn Frauen keine Gleichbehandlung oder nur Christen Hilfe erfahren dürfen“, erklärt sie. Die Basler Mission mache jedenfalls keine Unterscheidungen und sehe sich ganz der christlichen Tradition verpflichtet.