Von Gabriele Hauger Basel. „Wir würden gerne hier bleiben!“ Helmut Förnbacher liebt sein Theater am Badischen Bahnhof, dessen 18. Spielzeit – davon die 17. vor Ort – mit sechs Premieren aufwartet. Das Haus sei von Lage und Ausstattung her ein idealer Spiel- und Arbeitsort. Nervenaufreibend seit Jahren ist hingegen die stets unsichere Zukunft des etablierten Theaters, das ohne Subventionen auskommt, in puncto Standortsicherung. Alle paar Jahre muss neu über eine Verlängerung des Mietvertrags verhandelt werden. Doch Förnbacher hat ganz aktuell gute Nachrichten: „Die Deutsche Bahn hat bei der Stadt beantragt, dass der Mietvertrag verlängert wird. Da Basel sich für den Erhalt des Theaterhauses einsetzt, steht somit einer gesicherten Zukunft bis 2020 nichts im Weg.“ Goldoni-Klassiker Das wird das Team rund um Förnbacher und seine Frau Kristina Nel bei den derzeit laufenden Proben für die neue Saison sicherlich beflügeln. Diese bietet wieder ein breites Spektrum an Theaterkunst. Zum Auftakt am 13. September soll der Komödienklassiker „Der Diener zweier Herren“ von Goldoni den Sommer verlängern. Das turbulente, spritzige italienische Stück wird in neuer Spielfassung und Übersetzung vom Theaterchef selbst inszeniert. Goldoni bricht hier mit den starren Regeln der Commedia dell’arte und entwickelte bereits eine echte Charakterkomödie. „Bestes Volkstheater!“ Die turbulenten Verwechslungen und Verdrehungen spielen im schönen Venedig und lösen sich am Ende in ein verdientes Happy-end auf. „Der Vater“ Von ganz anderem Charakter ist die Schweizer Erstaufführung „Der Vater“ des französischen Senkrechtstarters Florian Zeller. Premiere ist am 20. September. Das mehrfach preisgekrönte Drama hat Helmut Förnbacher auch aus persönlicher Erfahrung heraus tief bewegt. Es widmet sich dem Thema Alzheimer. Die Inszenierung von Verena Buss, in der Förnbacher die Hauptrolle übernimmt, liegt ihm sehr am Herzen. „Das Thema betrifft uns doch alle in irgendeiner Form“. Zeller habe daraus „richtig gutes Theater“ gemacht in einer ganz modernen Form des Erzählens und mit einer faszinierender Dramaturgie. Der 80-jährige André, Vater zweiter Töchter, merkt, dass er die zeitliche und räumliche Orientierung verliert. Mit den Pflegehilfen liegt er in ständigem Streit. Zeller zeige in raffiniert verschachtelten Szenen ein Vexierspiel von Wahn und Wirklichkeit. „Die Szenen springen zeitlich und thematisch so, wie sie im Kopf des Erkrankten durcheinanderwirbeln.“ Das Stück sei teils schräg, teils beängstigend, aber auch voll skurrilem, schwarzem Humor. Nur so könne man die Ernsthaftigkeit und Intensität des Themas aushalten, ergänzt Kristina Nel. „Ich wollte dieses Stück unbedingt“, so Förnbacher. Daher habe er auch intensiv um die Rechte der Aufführung gekämpft. Eheverbrechen Vom zweiten aktuellen Meister der Theaterkunst aus Frankreich, von Éric-Emmanuel-Schmitt, ist das Ehe-Duell „Kleine Eheverbrechen“, das mit Förnbacher und Nel in den Hauptrollen am 18. Oktober Premiere hat. Ein Ehepaar liefert sich hier einen erbitterten Schlagabtausch mit prickelnden Szenen einer Hassliebe. Auch hier gehe es um eine Art Amnesie wie in „Der Vater“. Gilles hat durch einen mysteriösen Unfall sein Gedächtnis verloren. Mühsam versucht er nun, sein bisheriges Leben zu rekonstruieren und lauscht den Schilderungen seiner Gattin. Doch war wirklich alles so, wie sie es beschreibt..." „Das ist ein echter Psychokrimi mit einer ungewöhnlichen Auflösung am Schluss,“ freuen sich Förnbacher und Nel auf das gemeinsam gespielte Zwei-Personen-Stück. Sehnsucht „Endstation Sehnsucht“ ist das „Lieblingsstück aller Schauspieler“, sagt Kristina Nel, die die Rolle der Blanche spielt. Unvergessen verfilmt mit Marlon Brando, freut sich Förnbacher auf die Darstellung des Stanley durch den jungen Schauspieler Falk Döhler. „Der ist körperlich unglaublich präsent, und das braucht es für diese Rolle“. Die psychisch labile Blanche kommt nach New Orleans und quartiert sich bei ihrer Schwester und deren Mann ein. Das packende Drama von Tennessee Williams beschreibt einen Konflikt zwischen Illusion und Wirklichkeit, zwischen Sehnsucht und Trieb. Dürrenmatt Nach 14 Jahren mit erfolgreichen Aufführungen zeigt die Theatercompany ab 29. November zudem eine neue, verdichtete Inszenierung von Dürrenmatts „Die Physiker“, die ebenso wie „Der Besuch der alten Dame“ besonders beim jungen Publikum beliebt sind. Nicht zu vergessen der in Basel hoch geschätzte Fasnachts-Klassiker „S’Ridicule“, der am 11. Januar Premiere hat. Förnbacher, der rund 300 erfolgreiche Filme gemacht hat, ist ein Theatermensch mit Leib und Seele. „Am Theater gibt es die großartigsten Stoffe. Ich finde es unendlich schade, dass es immer weniger Menschen gibt, die die Erfahrung machen, wie toll Theater ist.“ Mit seiner Company will er so lange wie möglich für schöne Bühnenerlebnisse sorgen. n  Programm und Infos sowie Karten unter www.foernbacher.ch oder unter Tel. 004161/3619033