Basel Wandeln auf den Spuren der Römer

Die Oberbadische

Es war viel los bei der 19. Auflage des Römerfestes in den Ausgrabungsstätten bei Augst

Von Michael Werndorff

Augst. Streitwagen-Rennen für Kinder, Gladiatorenkämpfe im römischen Theater, Handwerker inmitten von improvisierten Werkstätten und liebevoll dekorierte Markstände – so präsentierte sich die 19. Ausgabe des größten Römerfestes der Schweiz.

Bei herrlichem Spätsommerwetter zog es am Wochenende Tausende von Besuchern auf das Gelände um die römischen Ausgrabungsstätten von Augusta Raurica bei Augst. Dort wurde wie in vergangenen Jahren ein abwechslungsreiches Programm auf die Beine gestellt, das Groß und Klein begeisterte.

Geschichte zum Anfassen, fernab von verstaubten Vitrinen und trockenen Vorträgen: Wie haben sich die Menschen in der Antike ernährt? Welche Kleidung trugen sie? Und welche Handwerkstechniken waren damals verbreitet? Das konnten die Besucher in vielen Workshops und Mitmachaktionen erfahren, die nicht nur Spaß machen, sondern auch Wissen vermitteln sollten. Neben dem Klassiker aller Römerfeste, dem Prägen von Münzen, durften unter anderem Tücher gefärbt, Schilde bemalt oder Mosaiken aus selbst behauenen Steinen gelegt werden. Davon war der fünfjährige Julian aus Baselland besonders angetan. „Wir haben bereits das Ritterfest in Lörrach besucht, jetzt wollte Julian die Römer sehen und alles ausprobieren“, sagte Mutter Isabell

Mit Schutzbrille vor den Augen wurde gehämmert was das Zeug hielt, unterstützt von den Mitarbeitern des Römermuseums in Vallon, deren Mosaikworkshop einer der Anziehungsmagnete war.

Zwischen den Mitmachstationen stehen liebevoll dekorierte Marktstände, die Kunsthandwerk präsentierten oder für kulinarische Genüsse sorgten: Risotto mit Pilzen, Olivenbrötli oder Deftiges vom Grill, wovon so mancher Legionär nur träumen konnte.

Denn wenig köstlich war deren Verpflegung, sagte Christian Wittler aus Köln, der mit seiner Gruppe anreiste, um für zwei Tage in die römische Antike abzutauchen. „Legionäre aßen in der Regel Brei auf Weizenbasis, jedenfalls wenn sie unterwegs waren. Dazu gab es hin und wieder etwas Käse, Speck und gesammelte Früchte – mehr nicht“, erklärte Wittler. Dieser teilt sein Hobby mit 150 angereisten Legionären aus ganz Europa, die auf dem Gelände ein imposantes Militärlager angelegt hatten, in dem sie zwei Tage kampierten und dem Leben in der Antike nachspürten.

Unter ihnen viele Hobbyhistoriker, die sich mit der Materie bestens auskennen und auf jede Frage der begeisterten Besucher eine Antwort parat hatten. Andreas Leifer aus Hannover ist Teil einer Gruppe, die sich der Darstellung des römisch-germanischen Lebens verschrieben hat. „Wir möchten zwischen Vitrine und Volk vermitteln“, so Leifer, dessen Kettenhemd, Schild und weitere Teile seiner Ausrüstung aus eigener Fertigung stammen. „Wir legen großen Wert auf Authentizität. Alles soll so original wie möglich sein, daher beschäftigen wir uns immer mit Fachliteratur oder tauschen uns mit anderen Experten aus.“

Mit seinen Mitstreitern stellt er eine germanische Hilfstruppeneinheit dar, die Cohors I Germanorum, die vermutlich Mitte des ersten Jahrhunderts gegründet wurde. Aber nicht nur Militärisches interessieren die Teilnehmer. vor Ort „Wir wollen auch den Alltag und das Handwerk lebendig werden lassen“, sagte Karl Vollandy, der in seinem glänzenden Plattenpanzer, „lorica segmenta „genannt, eine imposante Figur darstellt.

Warum Schaukämpfe eher auf Mittelaltertagen als auf Römertreffen zu sehen sind? „Zum einen, weil alle darauf bedacht sind, die teure Ausrüstung nicht zu beschädigen, zum anderen, weil die römische Kampfweise stichwaffenorientiert ist. Die Verletzungsgefahr wäre einfach zu hoch.“

Absoluter Publikumsliebling wie in den vergangenen Jahren waren die Gladiatorenkämpfe im römischen Theater. Dort war bei Einmarsch der mailändischen Gladiatorengruppe „Ars Dimicandi“ die Antike greifbar. So muss es gewesen sein, Brot und Spiele für die sensationshungrigen römischen Bürger, die gebannt dem Geschehen folgten. Angestachelt vom Applaus der Zuschauer traten jeweils zwei Gladiatoren gegen einander an – mit Waffen und Rüstungen, die den Originalen genau nachempfunden waren, nur Blut floß zum Glück keins.

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