Basel Was ist ein perfekter Tänzer?

Die Oberbadische
Der Leiter der Tanzkompanie Robert Battle mit Tänzern Foto: zVg/Polnik Foto: Die Oberbadische

Tanz: Alvin Ailey-Direktor Robert Battle im Gespräch

Basel. Es waren große Fußstapfen, in die Robert Battle 2011 trat: Vor ihm hatten nur Judith Jamison und Alvin Ailey selbst dessen renommierte Tanzkompanie geleitet. Seitdem hat Battle eigene Akzente gesetzt. Vor der Europatournee, welche die weltberühmte Kompagnie derzeit nach Basel bringt (bis 30. Juli), scheint er so begeistert wie am ersten Tag.

Tänzer in Sportkleidung huschen durch die Gänge, als Robert Battle seinen Platz einnimmt. Von der Bühne hat der Choreograf sich an die Spitze der Tanzkompanie Alvin Ailey gearbeitet, heute kommt er mit Aktenkoffer zur Arbeit. Vor der Europatournee spricht der künstlerische Leiter mit Johannes Schmitt-Tegge über Eigenschaften perfekter Tänzer, deren familiären Zusammenhalt und warum man als Liebhaber klassischer Musik in Miami besser etwas Kampfsport beherrschen sollte.

Frage: Herr Battle, eigentlich wollten Sie Sänger werden und spielten wie Ihre Mutter Klavier. Wie kamen Sie dann zum Tanz?

Meine Mutter mochte Filme mit Fred Astaire, Ginger Rogers und Bill „Bojangles“ Robinson. Sie spielte Show-Melodien, und ich tat so, als würde ich steppen. Und meine Stimme begann, sich zu verändern, also konnte ich nicht mehr so hoch singen, und ich bewarb mich für ein Tanzprogramm. Dank des Kampfsports war ich flexibel und diszipliniert, und es stellte sich heraus, dass ich Talent hatte.

Frage: Der Kampfsport passt irgendwie nicht in die Reihe.

Wenn man in Liberty City (ein Stadtteil von Miami) Sopran singt und klassische Musik spielt, sollte man wissen, wie man sich verteidigt.

Frage: Wann kamen Sie erstmals mit den Ailey-Tänzern in Kontakt?

Die Ailey-Compagnie kam auf Tour. Wir wurden mit Bussen zu einer kleinen Aufführung mit Schülern gebracht, und das war es. Da wusste ich, dass ich Tänzer werden will.

Frage: Jetzt sind Sie deren künstlerischer Leiter – nach Ailey selbst und Judith Jamison erst der dritte. Sind Sie dem Ruf seit Ihrem Antritt im Jahr 2011 gerecht geworden?

Ich zögere, mir selbst auf die Schulter zu klopfen, aber... klopf, klopf. Die Menschen kamen nicht nur zu den Aufführungen, sondern nahmen die neuen Arbeiten an, die ich mitbrachte. Ich habe die Nadel auf meine eigene Art bewegt, aber die Tradition geehrt, die schon festgelegt war.

Frage: Ailey gründete die Compagnie im Jahr 1958 inmitten der Bürgerrechtsbewegung, um Afroamerikanern mehr Raum auf der Bühne zu verschaffen. Ist die Erfahrung der Schwarzen in den USA in der Kompanie heute noch Thema?

Ja. Wir haben „Uprising“ von Hofesh Shechter aufgeführt, als die Entscheidung kam, den Polizisten nach dem Tod Eric Garners (der Afroamerikaner starb 2014 in New York nach dem Würgegriff eines Polizisten) nicht anzuklagen. Das war direkt bei unserer Eröffnungsgala. Stellen Sie sich vor, der Vorhang geht auf, und diese afroamerikanischen Männer gehen vorwärts und bis an den Bühnenrand und nehmen diese Banden-Haltung ein. Beim Klima, das vor der Tür herrschte, wurde daraus eine ganz andere Angelegenheit.“

Frage: Wie wichtig ist der Zusammenhalt der Kompanie?

Er ist sehr wichtig, weil Tänzer zusammenleben und als Familie reisen. Tänzer müssen in Echtzeit zusammenarbeiten.

Frage: Was macht einen guten Tänzer aus?

Jemand, der nicht tanzen will, sondern der es muss. Man kann fühlen, dass trotz der Schwierigkeiten der Karriere – was sie dem Körper antut, die geklebten Füsse, das verbundene Knie, die verrenkte Hüfte –, dass sie es trotzdem tun müssen, um sich auszudrücken. Man sieht eine Ailey-Aufführung nicht einfach, man spürt sie. Es ist wie ein Besuch in der Kirche.  Ailey American Dance Theater, Musical Theater Basel, 25. bis 30. Juli

Der aus Miami (Florida/USA) stammende Robert Battle ist einer der gefragtesten afroamerikanischen Choreografen. Er lernte an einer High School tanzen, ehe er dort die New World School of Arts und in New York die renommierte Juilliard School absolvierte. Mit Battleworks gründete er 2002 seine eigene Tanzcompagnie und wurde schließlich von Alvin Aileys Nachfolgerin Judith Jamison bestimmt, 2011 die künstlerische Leitung des bekannten Ailey Theater zu übernehmen.

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