Basel Wenn der Rhein zum Nadelöhr wird

Die Oberbadische
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Verkehr: Die Sanierung der Rheinschleusen in Frankreich bereitet der Basler Schifffahrt Unbehagen

Von Michael Werndorff

Die Rheinschleusen am Oberrhein stammen aus den 50er und 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Derzeit sanieren die französischen Betreibergesellschaften die Bauwerke, doch zum Leidwesen der Basler Rheinschifffahrt kommt es bei den Arbeiten zu Verzögerungen.

Basel. Die Ost-Kammer der Schleuse Kembs sollte bereits vergangenen Dezember wieder einsatzbereit sein, doch wegen einer Panne an der Schleuse in Rhinau, die den Zeitplan des Sanierungsprogramms über den Haufen warf, ist der Normalbetrieb erst wieder ab August möglich, wie die Schweizerische Vereinigung für Schifffahrt und Hafenwirtschaft (SVS) jetzt in ihrem Branchenblatt „SVS Aktuell“ mitteilt. Ursprünglich waren 20 Wochen geplant, in denen es zu Sperrungen der zu überholenden Kammern kommt, nun sind es bereits mehr als 45 Wochen. Seither muss das Schifffahrtsgewerbe mit Einschränkungen und dem höheren Risiko eines Totalausfalls einer Schleuse leben.

Laut SVS-Geschäftsführer André Auderset hätten betroffene Reeder bislang keine wirtschaftlichen Einbußen zu beklagen, auch habe man sich langfristig auf die regulären Wartungsarbeiten vorbereiten können, sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung.

So werde einfach der Fahrplan von Fracht- und Personenschiffen gestaffelt, damit es an den Schleusen nicht zu Staus komme.

Normalerweise werden die kleinen Schleusenkammern in ungeraden und die großen in geraden Jahren revidiert. Dabei wird vorab jeweils in der anderen Kammer einer Schleuse eine Inspektion durchgeführt, um sicherzustellen, dass der Betrieb ohne böse Überraschungen ablaufen kann.

Die Panne bei Rhinau, die nun zu Verzögerungen führt, bereitet den Basler Reedern allerdings Unbehagen. Sollte nun die zweite Kammer in Kembs oder an einer anderen in die Jahre gekommenen Schleuse, zum Beispiel aufgrund einer Schiffshavarie, ausfallen, wäre nicht nur Basel, sondern die gesamte Schweiz vom internationalen Schiffsverkehr abgeschnitten.

„Die Angst, dass etwas passiert, schwingt immer mit“, berichtet Auderset. Die Furcht ist nicht unbegründet: Zwischen 2001 und 2016 wurden in den von Eléctricité de France (EDF) betriebenen Schleusen insgesamt 188 Unfälle registriert, allein 2016 waren es elf Zwischenfälle, so die SVS. Und bei einer Havarie 1998, als ein holländisches Schiff die Schleuseneinfahrt von Kembs demoliert hatte, musste der komplette Verkehr sogar ruhen. Das sei unschön gewesen, aber durch eine Rückstellung der Schiffsverkehre konnte der einwöchige Totalausfall überbrückt werden, erinnert sich der SVS-Geschäftsführer. Eine längere Sperrung und eine Verlagerung der Güter auf die Straße wäre aber angesichts der schon jetzt vom Stau geplagten Autobahnen ein Horrorszenario, ist Auderset überzeugt.

Insbesondere im Vorfeld der weltweitgrößten Schmuck- und Uhrenmesse Baselworld wäre so ein Vorfall ein „Worst-Case-Szenario“. Denn die zahlreich anlegenden Kabinenschiffe dienen dann als schwimmende Hotels, weil die Bettenkapazitäten von Basel bei weitem nicht ausreichen, alle Gäste zu beherbergen. Die Nadelöhre müssen alle Schiffe passieren, um entweder nach Basel oder Rotterdam und Antwerpen zu kommen. Dessen sind sich die französischen Betreibergesellschaften EDF und Voies navigables de France bewusst, wie es Anfang Januar in Straßburg im Rahmen einer gemeinsamen Sitzung mit den Schleusennutzern hieß. Aber eine Beschleunigung durch Schicht- und Sieben-Tagesbetrieb ist aufgrund des französischen Arbeitsrechts nicht möglich, lautete die Botschaft.

Das sieht Auderset kritisch, zudem moniert er auch die zunächst schleppende Kommunikation. „Zwar sei lange bekannt gewesen, dass die Betreibergesellschaften die Arbeiten durchführen müssen, die Panne bei Rhinau, die zum Abzug der Arbeitskräfte in Kembs führte, wurde aber nur langsam kommuniziert“, beklagt Auderset. Mit der Zentralkommission der Rheinschifffahrt wurde aber jüngst vereinbart, wie in Zukunft eine bessere Kommunikation sichergestellt werden könne. Das sorgt für Zuversicht.

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