Basel Wenn Geige und Zimmer fehlen

Die Oberbadische
Die Basler beim Konzert in der Townhall in Cheltenham Foto: zVg/Jean-François Taillard Foto: Die Oberbadische

Ein Reisebericht: Das Sinfonieorchester Basel befindet sich auf einer Tournee in Großbritannien

Von Alfred Ziltener

Basel/London. Die Stimmung ist aufgekratzt im Bus, der durch das nächtliche England rollt. Er bringt einen Teil des Sinfonieorchesters Basel (SOB) vom zweiten Konzert einer zehntägigen Großbritannien-Tournee zurück ins Hotel ins rund 150 Kilometer entfernte Watford bei London. Der Ort ist bei reisenden Orchestern beliebt, weil er nicht so teuer ist wie die Hauptstadt und verkehrstechnisch günstig liegt. Im Bus wird rege diskutiert im Bus, viel gelacht, der Erfolg des Auftritts in Cheltenham wirkt nach.

Doch Konzertreisen bedeuten auch harte Arbeit, vor allem viele Proben, und ungewohnte Belastungen. Der erste Schock wartete schon bei der Ankunft: Wer mit dem ersten, sehr frühen Flug von Basel nach London gekommen war und sich auf eine Dusche und ein Bett freute, musste sich vier Stunden gedulden: Das Hotel hatte seine Zusage nicht eingehalten, die Zimmer freizuhalten. Die tourneegewohnten Musiker nahmens jedoch gelassen. Der gleiche Morgen brachte auch einen Schock für das Organisationsteam: Ein Geiger war kurzfristig erkrankt und musste die Reise absagen. Zum Glück fand sich eine junge Kollegin bereit, noch am gleichen Tag das Flugzeug zu nehmen und die Werke des Tourneeprogramms von heute auf morgen zu lernen.

Mit drei Bussen und einem langen Truck ist das SOB unterwegs. Rund 120 Personen nehmen an der Reise teil, einen Arzt, die Präsidentin der Trägerstiftung und den schreibenden Journalisten eingerechnet. Künstlerischer Leiter ist der Chefdirigent Dennis Russell Davies.

Der Trucker transportiert 4,8 Tonnen Material, darunter acht Kontrabässe, zwei Tuben, Kontrafagott, Euphonium und jede Menge Notenständer. Der Aufwand ist nötig für Igor Strawinskys „Le Sacre du Printemps“, eines der Hauptwerke der Reise. Das Stück werde wegen der großen Besetzung in England selten aufgeführt, kommentiert Hans-Georg Hofmann, der Künstlerische Leiter des SOB, und man hoffe damit zusätzliches Publikum zu interessieren.

Erste Station der Tour war die Londoner Cadogan-Hall, einst Kirche der Christian Scientists, heute ein Konzertsaal mit 950 Plätzen und einer erstaunlich guten Akustik. Noch selten habe ich den „Sacre“ so transparent – aber auch so brav – erlebt und dabei so klar gehört, wie kammermusikalisch gewisse Teile komponiert sind. Ganz anders wirkte das gleiche Stück in der kurz nach 1900 gebauten, repräsentativen Townhall der Badestadt Cheltenham, in der die Streicher ebenerdig unmittelbar vor den Hörern sitzen und die Bläser dahinter auf Stufen. Kompakt und klanglich zugespitzt hatte er viel von seiner Sprengkraft wiedergewonnen.

Dazu kamen in London die Suite „Le Mariage de la Tour Eiffel“ der Gruppe „Les Sixs“, in Cheltenham W. A. Mozarts G-Dur-Sinfonie KV 328. An beiden Abenden interpretierte Alice Sara Ott weich und elegant den Solopart im Klavierkonzert G-Dur von Maurice Ravel. Das SOB spielte ausdrucksvoll, mit klaren Farben und begleitete Ravels Mittelsatz mit einer Delikatesse, die auch berühmtere Orchester erst einmal erreichen müssen. Vor allem das Publikum in Cheltenham hörte mit fast körperlich greifbarer Aufmerksamkeit zu und reagierte mit einem für England langen, herzlichen Applaus.

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