Basel „Wollen kein Atomendlager“

Die Oberbadische
Wohin mit dem Atommüll? Foto: Archiv Foto: Die Oberbadische

Standort im Bözberg? / Waldshuts Landrat „überrascht“

Aarau (sda). Der Aargauer Regierungsrat hat sich „außerordentlich überrascht“ gezeigt, dass die Nagra die Standortsuche für ein Atomendlager bereits jetzt stark einengte. Im Aargau ist ein Endlager im Gebiet Jura Ost (Bözberg) geplant. Es brauche ein „faires und glaubwürdiges“ Standortverfahren.

Man sei weniger überrascht, dass der Aargau noch als Standortkanton in der Diskussion sei, sagte Regierungsrat und Baudirektor Stephan Attiger (FDP) gestern vor den Medien in Aarau. Aber die Eingrenzung auf die Standorte Jura Ost und Zürich Nordost sei schon überraschend.

Die Stimmung im Volk im Gebiet Jura Ost könne er nicht so genau einschätzen. Der Aargau wolle mit einer Stimme sprechen, sagte Attiger. Man werde mit dem Nachbarkanton Zürich zusammenarbeiten und die Vorschläge gemeinsam analysieren.

„Wir wollen kein Atomendlager“, machte Attiger klar. Es dürfe keine politische Entscheidung sein. Aber der sicherste Standort müsse geprüft werden. Der Aargau werde die Berichte der Behörden genau prüfen und dann ausführlich Stellung nehmen.

Der Regierungsrat setze deshalb alles daran, dass keine Standorte aus politischen Gründen zurückgestellt würden. Bei gleichwertigen Bedingungen müsse zudem berücksichtigt werden, dass der Aargau bei der Energie und beim Verkehr bereits heute große Lasten für die gesamte Schweiz trage.

Für eine Oberflächenanlage in Villigen für das Endlager im Gebiet Jura Ost gebe es „größte Bedenken“, hält der Regierungsrat fest. An diesem Standort befänden sich bereits das Forschungszentrum Paul-Scherrer-Institut (PSI) und das vom Kanton geplante Hightech-Zentrum.

Der Aargau werde zusammen mit dem Kanton Zürich genau prüfen, weshalb die weiteren vier möglichen Standorte für Endlager zurückgestellt worden seien. Man zweifle daran, ob die zurzeit vorliegenden wissenschaftlichen Erkenntnisse tatsächlich ausreichend seien, um bereits jetzt eine Reduzierung auf zwei Standortgebiete vornehmen zu können.

Der Bözberg im Kanton Aargau berge geologische Risiken und sei daher für ein Atomendlager nicht geeignet. Der Standortvorschlag der Nagra sei übereilt, teilte der Verein „Kein Atommüll im Bözberg“ (KAIB) gestern in einer Stellungnahme mit. „Über die Köpfe der Direktbetroffenen hinweg soll der Region ein Atommüll-Endlager aufgedrängt werden“, schreibt KAIB. Der Verein KAIB wurde vor fünf Jahren gegründet und zählt nach eigenen Angaben 600 Mitglieder.

„Ich bin überrascht, dass die Nagra die Endlagersuche auf das gerade noch zulässige Maß eingeengt und nicht weitere Standortgebiete in die anstehenden Untersuchungen einbezogen hat“, erklärt Waldshuts Landrat Dr. Martin Kistler in einer ersten Reaktion. Bei dem Lager für hochradioaktive Abfälle habe sich ein grenznahes Lager abgezeichnet. Nun konzentriere sich aber auch die Suche nach dem Lager für schwach- und mittelradioaktiven Abfälle auf diese grenznahen Standortgebiete, so der Landrat. Es sei damit klar, dass sämtliche radioaktiven Abfälle grenznah entsorgt werden sollen. Kistler werde die entsprechenden Unterlagen sehr genau prüfen.

Die Baselbieter Regierung nimmt den Nagra-Vorschlag für einen möglichen Atommülllager-Standort vorerst zur Kenntnis. Eine Beurteilung wolle sie später vornehmen, teilte sie mit. Aufgrund des entsprechenden Verfassungsauftrags werde sie sich indes gegen einen Standort in unmittelbarer Nähe des Kantons wehren (u weiterer Bericht: „Baden-Württemberg“).

Die nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) in Bern hat gestern ihre Vorschläge für zwei Standorte pro Lagertyp (Lager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle sowie Lager für

hochradioaktive Abfälle) unterbreitet. Beide Lager sollen getrennt oder als sogenannte Kombi-Lager in den Standortgebieten Jura Ost oder Zürich Nordost errichtet werden. Die Standortregionen Südranden, Nördlich Lägern, Wellenberg und Jura Südfuß werden als Alternative vorerst zurückgestellt.

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