Basel Zazu auf den Schnabel geschaut

Die Oberbadische
Will Pearce mit seinem Liebling Zazu. Er nennt sich „Head of Masks and Puppets“ und liebt seine Arbeit. Foto: zVg Foto: Die Oberbadische

Ein Blick hinter die Kulissen beim Musical „The Lion King“ in Basel: Im Reich von Zazu, Pumbaa  & Co

Von Dorothee Philipp

Basel. Masken von Fabelwesen, fremdartige Helme, bunte Gewänder, Tierköpfe, unheimliche Fratzen, lebensgroße Stab- und Handpuppen, geheimnisvolle Gegenstände, Perücken, Kopfschmuck, dazu Farben in berauschender Fülle: Der Backstage-Bereich des Basler Musical-Theaters gleicht zurzeit einem Museum für fremde Kulturen. Rund 700 Kostüme und 232 Puppen, dazu jede Menge Accessoires und überlebensgroße Spielfiguren werden benötigt für das erfolgreichste Musical aller Zeiten: „The Lion King“.

„Hakuna Matata“: Kein Problem

Über 75 Millionen Zuschauer haben weltweit die Geschichte von Simba und seinem Weg vom Löwenbaby bis zum mächtigen Herrscher der Serengeti aus der Disney-Traumfabrik verfolgt. Die Redewendung in „Hakuna Matata“ (auf Zulu: „Kein Problem“), die Lebensphilosophie von Erdmännchen Timon und Warzenschwein Pumbaa, geht inzwischen um die Welt.

Vor einer Woche hatte die jetzt in Basel gezeigte Produktion, eine von derzeit weltweit zehn laufenden Produktionen des Musicals, ihre 1000. Aufführung. Selten hat die Ausstattung so viel zum Erfolg eines Musicals beigetragen wie bei Lion King: Allein 23 Sattelschlepper waren notwendig, um das Equipment nach Basel zu bringen.

Die Art der Darstellung, von Chefdesignerin Julie Taymor als „zweifaches Ereignis“ charakterisiert, in dem das Publikum sowohl das dargestellte Tier als auch die Bewegungstechnik und den Schauspieler sieht, erfordert einen Rieseneinsatz an Ausstattung. Ein Heer von Spezialisten sorgt hinter den Kulissen in drei Abteilungen – Technik, Puppen und Garderobe – für den einwandfreien Zustand der Kostüme, Masken und Puppen. Einer von ihnen ist der „Head of Masks and Puppets“, Will Pearce. „Wir machen nach jeder Show eine Bestandsaufnahme“, sagt er bei einem Rundgang durch das farbenprächtige Reich hinter den Kulissen. Hier, der Vogel, den er gerade in der Hand hat, hat einen Flügel gebrochen, genauer gesagt, einer der Stäbe, die die Bewegung steuern, ist aus dem Gelenk gesprungen. Seine Kollegin Sarah näht gerade ein Fixierband in einer Löwenmaske fest.

Schon neun Jahre arbeitet der Brite Will Pearce für das Musical „The Lion King“, sechs Jahre in London und dann an weiteren 13 Spielorten. Er liebt seine Arbeit: „Es ist nie das selbe, jeden Tag muss ich was anderes reparieren“, sagt er. Manchmal ist sogar während der Vorstellung ein „running repair“ nötig, das lässt dann den Adrenalinspiegel steigen.

Pearce bewundert die Schauspieler, die gleichzeitig als Puppenspieler agieren müssen, wenn sie in die fantastischen Kostüme schlüpfen und sozusagen doppelt agieren: Viele der Figuren haben bewegliche Teile, wie die bösen Fratzen der Hyänen, die so eindrucksvoll die Zähne fletschen und mit dem Unterkiefer klappen können. Das Warzenschwein mit seinem Rüssel, den der Schauspieler auf Knopfdruck bewegen kann, wird wie ein Rucksack auf seinen Rücken geschnallt und wiegt 20 Kilogramm.

17 Helfer fürs Umziehen hinter der Bühne

Die Masken und Puppen sind aus stabiler Karbonfaser und von Hand bemalt. Die Action auf der Bühne strapaziert das Material. Der Gepard braucht beispielsweise alle sechs Monate einen neuen Anstrich, zuerst die Grundierung und dann die gelb-rot-braun changierende Fellfarbe.

„Hier schauen Sie, die Garderobe“, zeigt Pearce beim Rundgang auf meterlange Kleiderstangen mit Gewändern, die in allen Regenbogenfarben leuchten: Jede Figur hat einen eigenen Schrank mit vielen Kostümen. Um sie während der Aufführung zu wechseln, stehen hinterm Vorhang 17 Helfer nur fürs Umziehen bereit. Aus reiner Seide sind die wallenden Gewänder der Löwinnen, Kunstwerke für sich sind die Korsetts aus Tausenden von braunen, weißen und orangeroten Glasperlen, die die Löwen tragen. Sechs Wochen Arbeit hat allein das gerüschte Bauchfell von Erdmännchen Timon gemacht, eine textilhandwerkliche Meisterleistung.

Oben im Regal steht eine der kleinsten, aber wichtigsten Puppen: Das Löwenbaby, das der weise Mandrill Rafiki dem jubelnden Volk der Tiere präsentiert. Es kann Ärmchen und Beinchen bewegen und den Kopf mit den runden Babyöhrchen drehen.

Und hat Will Pearce einen Liebling unter den vielen Figuren? „Ich liebe Zazu, er ist so ausdrucksstark“, meint er und lässt den Nashornvogel, den Haushofmeister von Löwenkönig Mufasa, mit dem Schnabel und den Augenlidern klappern. Bei ihm muss häufig das blenden weiße Federkleid erneuert werden. „Wenn er grau ist, sieht er nicht mehr so gut aus“, meint der Puppet-Master. Das wird bis zum 11. Oktober, der letzten der 253 Vorstellungen in Basel, noch einige Male der Fall sein.

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