Binzen Binzen hat eine neue Ortsgeschichte

Weiler Zeitung
Für die neue Ortsgeschichte Binzen hat Hubert Bernnat (links) auch viel im Gemeindearchiv gestöbert. Hier zeigt er Bürgermeister Andreas Schneucker eine seiner Entdeckungen. Foto: Günzschel Foto: Weiler Zeitung

Neuerscheinung: Chronik von Hubert Bernnat fertiggestellt / Bürgermeister: „Ganz tolle Meisterleistung“

„Guten Tag, Herr Bernnat, möchten Sie ins Archiv?“ Mit diesen Worten wird der Historiker begrüßt, als er das Sekretariat im Binzener Rathaus betritt. Hubert Bernnat winkt ab. Dieses Mal ist er wegen eines Pressetermins hier. Denn die neue Ortsgeschichte von Binzen, die er verfasst hat, steht kurz vor dem Druck. Nur noch Kleinigkeiten können bis Montag geändert werden.

Von Alexandra Günzschel

Binzen. Tatsächlich hat Bernnat in den vergangenen Monaten ein Stück weit im Gemeindearchiv Binzen, kurz „Gabi“, gelebt, wie er erzählt. „Ich konnte nicht allen Geschichten nachgehen“, bedauert er nach einem Jahr intensiver Recherche- und Schreibarbeit. Nichtsdestotrotz ist die Ortsgeschichte am Ende 320 Seiten stark geworden – hundert Seiten mehr als geplant. 110 Abbildungen haben Eingang in das Werk gefunden. Der Anhang enthält Übersichten und eine Zeittafel.

Wenn Bernnat über seine Recherchen spricht, sprudeln die Geschichten nur so aus ihm heraus. Der Historiker aus Lörrach, der vorher nicht viel mit Binzen zu tun hatte, ist zu einem ausgesprochenen Experten für den Ort und seine Geschichte geworden.

Die Lage am Ausgang vom Kandertal habe Binzen geprägt, erklärt Bernnat. Der Ort sei von jeher „der“ Übergang vom Rheintal ins Wiesental gewesen. Eine Bedeutung über den Ort hinaus hatte lange Zeit auch die Laurentiuskirche, im Jahr 807 wurde sie erstmals urkundlich erwähnt.

Im 19. Jahrhundert entwickelte sich Binzen zum Arbeiterdorf, allerdings ohne nennenswerte eigene Industrie. Die Einwohner pendelten in umliegende Gemeinden.

Binzen war deshalb lange Zeit eine arme Gemeinde, der die Gewerbesteuereinnahmen anderer Arbeiterstädte fehlten. Dennoch leistete man sich nach dem Ersten Weltkrieg im Ortskern mit der Schule und dem Rathaus zwei herausragende Gebäude. Die Aufsichtsbehörden waren darüber seinerzeit nur mäßig begeistert.

Der Bau der A 98 Ende der 1960er-Jahre zog eine dringend erforderliche Flurbereinigung nach sich. Binzen war „zersplittert“ in rund 6000 Grundstückseinheiten mit etwa 1000 Eigentümern. „Das war vielleicht der größte Prozess, der je in Binzen stattgefunden hat“, sagt Bernnat über die Flurbereinigung. Und der habe vieles angestoßen. So wurden die landwirtschaftlichen Betriebe größer und zogen als Aussiedlerhöfe aus dem Ortskern heraus. Im Ort selber wurden Flächen frei für Gewerbe- und Wohngebiete. Binzen konnte wachsen und gedeihen.

Und für noch etwas hat die A 98 gesorgt: Durch die Autobahn sind in Binzen Gewerbe und Wohnen weitgehend getrennt geblieben. Dadurch konnte der Ort seinen dörflichen Charakter recht gut bewahren. Dafür spricht auch das rege Vereinsleben, das in der Ortsgeschichte ebenfalls ausführlich gewürdigt wird.

Es war die Idee von Bürgermeister Andreas Schneucker, Hubert Bernnat, den er schon lange kennt, mit dem Verfassen einer neuen Ortschronik zum Dorfjubiläum zu beauftragen. Und Schneucker sprach gestern von einer „ganz tollen Meisterleistung“. „Die Ortsgeschichte liest sich absolut spannend. Ich habe selber noch viel gelernt“, zeigte er sich begeistert. Um das Layout hat sich im Übrigen der Binzener Gerhard Kaiser gekümmert.

Weitere Informationen: Die Ortsgeschichte Binzen erscheint in einer Auflage von 1000 Stück. Erstmals wird sie beim Jubiläumsfest am Sonntag, 9. Juli, 14 bis 17 Uhr, am Info-Stand beim Rathaus für 25 Euro angeboten. Hubert Bernnat steht dort für Fragen bereit.

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