Der Rohbau für das neue kommunale Wohnhaus am Kanderweg in Binzen steht. Davon konnten sich am Mittwochabend viele interessierte Bürgerinnen und Bürger überzeugen. Die Gemeinde hatte zu einer Begehung des Gebäudes eingeladen. Nach der Fertigstellung sollen in insgesamt elf Wohnungen zunächst Flüchtlinge untergebracht werden. Von Alexandra Günzschel Binzen. Wegen der starken Regenfälle im Frühjahr ist man beim Zeitplan vier Wochen im Rückstand. Die Fertigstellung war ursprünglich für Ende des Jahres geplant. Der Kostenrahmen von 1,8 Millionen Euro kann indes gut eingehalten werden. Nur noch die Schlosser- und Malerarbeiten sind zu vergeben. Für den Bau hat sich das zuvor schuldenfreie Binzen formal verschuldet – allerdings zu besten Bedingungen: 450 000 Euro der Kosten übernimmt ohnehin das Land, für den Rest hat die Gemeinde ein zinsloses Darlehen über zehn Jahre bei der KfW-Bank aufgenommen, das in den ersten drei Jahren nicht zurückgezahlt werden muss. Das Gebäude schließt sich an ein bereits bestehendes kommunales Wohnhaus aus dem Jahr 1989 an, in dem zunächst auch Flüchtlinge untergebracht waren. Mittlerweile sind die ersten Bewohner weiter gezogen, und die Wohnungen wurden regulär vermietet. Auch aus diesem Grund wurde bei der Raumaufteilung viel Wert auf Flexibilität gelegt. Eine mögliche spätere Umstrukturierung der Wohnungen wurde beim Bau gleich mitgedacht, wie Architekt Stefan Mattes ausführte, der die rund 40 interessierten Besucher durchs Haus führte. Die elf Wohnungen auf 630 Quadratmetern reiner Wohnfläche sollen nun aber zunächst wie folgt aufgeteilt werden: in drei Einzimmerwohnungen mit je 36 Quadratmetern, drei Zwei-Zimmer-Wohnungen mit je 57 Quadratmetern, vier Drei-Zimmer-Wohnungen mit 63 bis 72 Quadratmetern und eine Vier-Zimmer-Wohnung mit 78 Quadratmetern. Alle Wohnungen verfügen später entweder über eine Terrasse, einen Balkon oder eine Loggia. In jede Wohnung wird auch eine einfache Küchenzeile integriert. Beim Bodenbelag fiel die Wahl auf Vinyl beziehungsweise rutschfeste Fliesen. Im Treppenhaus wird der Sichtbeton lediglich gestrichen. Die drei Wohnungen im Erdgeschoss sind barrierefrei. Hohe Brandschutzauflagen, da kein Feuerwehrfahrzeug mit Drehleiter in ausreichender Nähe stationiert ist, erforderten eine aufwendige Belüftung des Gebäudes. Heiztechnisch wird der Neubau vom benachbarten Altbau aus mittels einer Wärmepumpe mitversorgt. Und während der Neubau eine Fußbodenheizung erhält, kann im Altbau wenigstens der Wirkungsgrad des Systems deutlich verbessert werden. „Die alte Heizung wird aufgepeppt“, erklärte dazu Gerd Keller vom gleichnamigen Ingenieurbüro. Bürgermeister Andreas Schneucker betonte bei der Begehung, dass man sich bewusst für einen Massivbau entschieden habe, für ein Gebäude also, das auch später noch genutzt werden kann, falls kein Bedarf mehr an Wohnungen für Geflüchtete bestehen sollte. Und auch der Architekt betonte: „In zehn Jahren ist es möglich, in dem Gebäude schöne Wohnungen in bester Lage zu bezahlbaren Preisen anzubieten.“ Mattes lobte auch die Zusammenarbeit mit den Handwerkern sowie die „wohlwollende Nachbarschaft“.