Binzen (dab). Dem Element Feuer war der mit viel Beifall bedachte „Literarische Abend“ gewidmet. Eingeladen hatte das Quartett Ina und Klaus Koska, Sandra Trefzer und Gilbert Rottmann am Freitag in den Binzener Rathaussaal. Deug-Yun Kim spielte am Klavier. In facettenreicher Intonation, Mimik und Gestik wurden die Ansätze und Gedanken zum Leben erweckt. Das Publikum erlebte eine zweistündige Rezeption des Themas in literarisch-musischer und dokumentarischer Reise durch die Jahrhunderte, beginnend mit den Ursprüngen des Feuers in der griechischen, germanischen und nordamerikanischen Mythologie. Aus Friedrich Schillers „Glocke“, Eduard Mörikes „Feuerreiter“, Conrad Ferdinand Meyers „Füße im Feuer, und Theodor Fontanes „John Maynard“ wurde rezitiert. An verheerende Ereignisse erinnert, wie den großen Brand von London im Jahre 1666, der fast die gesamte Altstadt in Schutt und Asche legte. Der erste Teil des literarischen Reigens endete mit dem nach einer im Jahre 1828 geschehenen historischen Begebenheit in Tuttlingen verfassten Gedicht „Das Gewitter“ von Gustav Schwab, in dem gleich mehrere Bewohner einem Blitzeinschlag zum Opfer gefallen waren. Nach der Pause, die von Heinz Erhardts Version des selbigen „Unwetters“ eingeläutet wurde, löste sich der tragische Moment durch den schwarzhumorigen Perspektivenwechsel auf und glitt nach und nach in heitere, feinsinnige Gefilde ab. Vom ausdrucksstarken Klavierspiel von Deug-Yun Kim begleitet Umrahmt und stellenweise begleitet wurden die Wortbeiträge vom ausdrucksstarken Klavierspiel von Deug-Yun Kim. Die energische Interpretation von Georg Kreislers „Als der Zirkus in Flammen stand“, einem Liedklassiker zum Fürchten, bescherte Klaus Koska einen donnernden Zwischenapplaus. Wenig später wurde die turbulente szenische Darbietung von Mark Twains „Mrs. McWilliams und der Blitz“ zum nächsten komödiantischen Höhepunkt, in der sich der arglose Mortimer (Klaus Koska) mit seiner vor Blitzeinschlag angstverzerrten Frau (Sandra Trefzer) und deren Sicherheitsvorkehrungen auseinanderzusetzen hatte. Das „Feuerpaulinchen“ aus der Struwwelpeter-Sammlung auf Alemannisch Das „Feuerpaulinchen“ aus der Struwwelpeter-Sammlung übertrugen die Künstler ins Alemannische. Christian Morgensterns Elementarphantasie „Die Flamme“, in der sich die kleine Flamme einer Kerze über das gesamte Haus bis ins Dachgebälk ausbreitet, versetzte in die Sichtweise des Feuers. Aber nicht nur die todbringende, zerstörerische Kraft des Feuers, sondern auch die besinnliche, lebenserhaltende Seite wurde beleuchtet, etwa im Gespräch zwischen Zündholz und Kerze, in dem es um das Geheimnis der Berufung ging, Wärme und Licht zu schenken. Die Besucher erfuhren außerdem so manch Kurioses. Die wahre „Anwaltsgeschichte des Jahres“, die den amerikanischen Wettbewerb der Strafverteidiger gewann, erzählte von einem Rechtsanwalt, der von seiner Versicherung Ersatz für die konsumierten teuren Zigarren erhielt, die er zuvor gegen jede Art von Feuer versichert hatte – was ihm im Gegenzug jedoch eine Klage wegen vorsätzlicher Brandstiftung in 24 Fällen einbrachte. Mit wortspielerischen Witzen als Zugabe klang der literarische, durchweg gehaltvolle und unterhaltsame Abend aus, der von den Besuchern einmal mehr mit großer Begeisterung aufgenommen wurde.