Binzen Früher gab’s auch keine Pfarrerinnen

Weiler Zeitung
Referent Moisés Mayordomo sprach vor rund 130 Zuhörern in der Binzener Laurentiuskirche. Thema war der umstrittene Beschluss der evangelischen Landeskirche, auf Wunsch auch homosexuelle Paare zu trauen. Foto: Jutta Schütz Foto: Weiler Zeitung

Theologie: Vortrag von Professor Moisés Mayordomo zum Thema Trauung gleichgeschlechtlicher Paare

Die evangelische Landeskirche will auch die Trauung gleichgeschlechtlicher Paare zulassen. Dieser Beschluss aus dem Frühjahr 2016 hat für Unruhe in den Kirchengemeinden gesorgt. In Binzen etwa verkündeten zwei Kirchenmitglieder in einer öffentlichen Versammlung ihren Austritt.

Binzen. Mit der Einladung zu einem Vortrag ist Pfarrer Dirk Fiedler nun dem Wunsch nach mehr Information nachgekommen. Der Kirchenbezirk Markgräflerland hatte Moisés Mayordomo, Professor für Neues Testament und Studiendekan der Universität Basel, eingeladen. Er sprach zum Thema „Verbotene Liebe? – Versuch einer Erklärung“.

Das Interesse war groß. Rund 130 Besucher kamen in die Binzener Kirche. Vor Vortragsbeginn stellte Fiedler noch einmal fest, dass ihm daran gelegen sei, mit kritischen Kirchenmitgliedern im Gespräch zu bleiben. „Ich segne keine Sexualpraktiken. Ich segne Menschen“, stellte Fiedler außerdem klar.

Mayordomo gab nicht nur einen Einblick in biblische Textstellen, die gleichgeschlechtliche Liebe zum Thema haben oder andeuten, sondern ging auch auf die Kulturgeschichte ein. Insbesondere berichtete er darüber, wie es die Römer mit Homosexualität hielten. So erhöhten etwa homoerotische Praktiken mit männlichen jungen Sklaven die Ehre römischer Männer.

Der Referent erläuterte zudem die unterschiedliche Wahrnehmung biblischer Aussagen von der wörtlichen Übertragung auf das Leben bis hin zur Skepsis beim Nachdenken über einen Bibeltext. In der Bibel existieren Texte, die sich mit Unzucht, Ehebrechern oder Kinderschändern beschäftigen. Man könne der Bibel nicht entnehmen, „dass Homosexualität okay ist“, sagte er.

Durch Luther auch Erbe freiheitlichen Denkens

Aber als evangelischer Christ sei man durch Luther auch Erbe freiheitlichen Denkens, erinnerte er. Das Grundgebot der christlichen Liebe stehe dabei über der Moral, sagte Moisés Mayordomo.

„Die Trauung ist aber etwas, was sich meiner Ansicht nach exklusiv auf Frauen und Männer bezieht, im Alten und Neuen Testament sind Mann und Frau das Abbild der Gemeinde“, meinte eine Zuhörerin. „Zeiten aber ändern sich“, war Mayordomos Überzeugung und „dem wollte die Landeskirche Rechnung tragen“. Früher gab es auch keine Pfarrerinnen, heute predigen sie, stellte er fest. Eine Frau, die aus Luzern angereist war, bekannte freimütig, dass sie mit weiteren fünf unverheirateten gleichgeschlechtlichen Paaren zusammenlebe, die getraut werden möchten, beziehungsweise den Segen der Kirche wünschen. „Der evangelische Pastor hat abgewinkt, ein katholischer hat dagegen gesagt, ’ich mach’ das für euch’“, berichtete sie.

Hier zeigt sich eine Akzeptanz oder Nicht-Akzeptanz für Lebensformen auch bei Pfarrern, hielt der Referent fest.

„Ich sehe in nachdenkliche Gesichter, wir werden im Gespräch bleiben und das Thema weiter diskutieren“, sagte Fiedler abschließend.

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