Binzen Fulminante Salon-Schmankerln

Weiler Zeitung
Gefeiertes Virtuosen-Quintett (v. l.) Katarzyna Bury, Deug-Yun Kim, Cyprian Kohut, Friedemann Stert und Christian Reichert beim jüngsten „Klassik-bewegt“-Konzert im Binzener Wohnpark.                                                                                                                                                                                                                                                                                                 Foto: Walter Bronner Foto: Weiler Zeitung

Klassik bewegt: Lounge-Konzert im noblen Wohnparkambiente

Binzen (bn). In den Genuss von echtem Lounge-Feeling auf bequemen Sitzpolstern kamen beim jüngsten „Klassik-bewegt“-Konzert in Binzen zwar nur etwa zehn Prozent der Zuhörer. Doch auch der auf konventioneller Saalbestuhlung platzierte große Rest fühlte sich im nobel möblierten Ambiente des Wohnpark-Komplexes recht wohl bei diesem außergewöhnlichen musikalischen Anlass.

Denn dieser verbreitete jenes klangselige Flair, das mit weitgehend wohlvertrauten Melodien in origineller Instrumentierung und höchst virtuoser Interpretation die Genusshörer ins Schwelgen geraten lässt. In diesem Fall waren es die Pianistin Deug Yun-Kim – zugleich ideenreiche Initiatorin der Binzener Kultkonzerte – die brillante Flötistin Katarzyna Bury, der Gitarrist Christian Reichert, der Cellist Cyprian Kohut und der Perkussionist Friedemann Stert, die mit musikantischem Elan, virtuosem Drive und ungekünstelter Fröhlichkeit ihrem Publikum faszinierendes Hörvergnügen bereiteten.

Sicher gibt es Kammerkonzerte von gehaltvollerer musikalischer Substanz, aber Salon-Schmankerln, die mit so viel erfrischendem Impuls wie in Binzen serviert werden, sind auch nicht zu verachten. Etwa die Georges Bizet abgelauschte „Carmen-Fantasie“, bei der die Flötenspielerin artistische Kabinettstückchen am laufenden Band ablieferte.

Oder das mit unvergleichlichen Cello-Schmelz dargebotene „Winter“-Largo von Vivaldi und dessen in ein perkussives Donnerwetter mündendes „Sommer“-Presto. Und schätzungsweise wäre Johann Sebastian Bach höchst zufrieden gewesen mit den hier dargebotenen aparten Kaffeehaus-Versionen des Menuetts und der Badinerie aus seiner zweiten Orchester-Suite. Ebenso Keith Jarrett mit dem Gitarren-Vibraphon-Arrangement seines Hits „In your quiet place“.

Wer noch nie etwas von Claude Bolling gehört hat, konnte den in Cannes geborenen Jazz- und Filmkomponisten (etwa für den Leinwand-Trickspaß „Lucky Luke“) gleich zweimal erleben: mit dem anmutigen Stück „Tendre“ aus seiner Picnique-Jazz-Suite und der schelmischen Nummer „Espiègle“ aus seiner zweiten Jazz-Suite.

Wenig bekannt ist auch der früh verstorbene Franzose Roland Dyens, der hier mit „Tango en Skai“ einem einst vielgenutzten Lederimitat ein originelles Klangdenkmal setzte und mit dem in Raserei mündenden Stück „Fuoco“ seinen exzessivem Lebenswandel wohl musikalisch zu rechtfertigen suchte.

Im Finalteil kamen dann noch der berühmte Brasilianer Heitor Villa-Lobos mit seiner suggestiven „Bachianas Brasileiras Nr. 5“ und der nicht minder gefeierte Argentinier Astor Piazzolla mit den Referenzstücken „Invierno“ und „Libertango“ zu fulminanten Vortragsehren, die das Publikum mit johlendem Beifall quittierte. Dafür bekam es dann nochmals das Sommergewitter von Vivaldi und das „Auf-in-den-Kampf“-Finale der Carmen-Fantasie zu hören.

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