Binzen Mysteriöse Mordgeschichte

Weiler Zeitung
Iris Keller und Oliver Klauser nahmen ihr Publikum bei der Premiere in Binzen mit literarischen und gestalterischen Mitteln mit auf eine spannende einstündige Reise in die Welt der auvergnatischen Weinbauern. Foto: Joachim Pinkawa Foto: Weiler Zeitung

Premiere: Zuschauer erzählerisch und visuell auf spannende Pfade mitgenommen

Ein Spielerduo, ein Tisch: Was für das Publikum im Keller des Binzener Rathauses in der Form einer klassischen Lesung begann, entwickelte sich von Worten ausgehend zu einem visuellen Kosmos.

Binzen. Die Premiere des Weinkrimis „So auch die Stille – Dumont und die Schatten des Bacchus“ fand am Samstag in Binzen, einem Dorf mit Weinbautradition, statt. Darüber freute sich die in Binzen lebende Darstellerin Iris Keller. Als Aktionskunst überzeugte die avantgardistische Krimilesung mit experimentellem, spannungsgeladenem Figurentheater der zwei jungen Künstler Iris Keller und Oliver Klauser im Vorfeld nicht nur viele Kulturförderer, sondern auch das Publikum in Binzen. Bei Kerzenlicht und Wein sowie vor Beginn einer schmackhaften Kürbissuppe und anderen Leckereien begann die Texterin und Performerin Iris Keller die Erzählung von Dumont, der Ermittlerin, und ihrem geheimnisvollen Auftrag, der diese – und gleichzeitig in mitreißender Erzählart das Publikum – in die mystische Welt der auvergnatischen Weinbauern führt.

Welt der Weinbauern

Oliver Klauser, der sich auf Figurenbau und Bühnenbild spezialisiert hat, experimentierte textbegleitend auf dem Tisch mit Weinflaschen, Tönen und seltsamen Skulpturen und erzeugte akustische und visuelle Impulse und Bilder, die das Erzählte gleichsam erlebbar zu machen schienen, und entführte die Zuschauer auf visuelle Pfade.

Das Publikum konnte so der Ermittlerin durch immer dichter werdende Nebelschwaden zu einer Familie in deren unbarmherzige Scheinwelt voller Abgründe folgen. Der 17-jährige Jean-Pierre-Vladimir, „was für ein Name für einen schmalen, blassen Jungen mit aschblonden Haaren und großen grau-blauen Augen hinter runden Brillengläsern“, dessen von ihm gehasster Vater, der Weinbauer Legrand, von kleiner Statur und großem Charakter, charakterisiert als reicher, garstiger Tyrann, beschrieben als „großer auvergnatischer Hut mit filzener Kopfrundung und großer Krempe mit Beinen unten dran“: Das sind die Hauptfiguren der mysteriösen Mordgeschichte. Zwischen Wein, herbstlichen Weinreben, dem Dorf Huit-Serpent, der einzigen Pension mit der einzigen Bar „le serpent qui passe“ und den Figuren der Geschichte spannten Keller und Klauser die Geschichte des getöteten Weinbauern, der dennoch umzugehen schien – als Geist vor den Augen der Zuschauer.

Die Akteure nahmen ihr Publikum mit Bildern und Sprache 60 Minuten lang mit. Erstaunlich, mit welch einfachen Darstellungsmitteln, wie beispielsweise einem kleinen blauen Blinklicht in einer Weinflasche für einen Polizeieinsatz, intensive Bilder bei den Zuschauern erzeugt werden konnten. Dass die Erzählung tatsächlich mit Spannung trug, war förmlich spürbar: Zeitweise hatte man den Eindruck, die Zuschauer hätten den Atem angehalten und man hätte die sprichwörtliche Stecknadel fallen hören können.

Was das Künstlerpaar, das in dem Schauspieler Robert Atzlinger einen erfahrenen Coach für die Inszenierung zur Hilfe hatte, dem Publikum zu bieten hatte, wurde als außergewöhnlich und sehr gelungen bezeichnet und mit gebührend Applaus bedacht.

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