Binzen Unmut über Denkmalschutzauflagen

Weiler Zeitung
Die Denkmalschutzauflagen für den Umbau am und im Haus Rathausplatz 3 sind nicht ohne. Foto: Jutta Schütz Foto: Weiler Zeitung

RenovierungIm ehemaligen Schuhaus Nestle muss ein später nicht sichtbarer Balken erhalten werden

Anforderungen des Denkmalschutzes sind bei den Umbauarbeiten im 500 Jahre alten Gebäude des ehemaligen Schuhhauses zu beachten. Das berichteten Bürgermeister Andreas Schneucker und Architekt Oliver Baumert im Gemeinderat. In das Gebäude soll künftig das Café „Piccola pausa“ einziehen, das die Pächter Angelika und Domenico Di Nunzio führen werden.

Von Jutta Schütz

Binzen. 500 Jahre alte Deckenbalken, teilweise zu einem Drittel morsch, müssen erhalten bleiben, obwohl sie jetzt nicht sichtbar sind und auch nach der Reparatur nicht sichtbar sein werden. So will es der Denkmalschutz. Gemeinderat Hanspeter Vollmer (Unabhängige/CDU) brachte diese Mitteilung regelrecht auf die Palme: „Diese Balken hat bisher kein Mensch gesehen und das Beste ist, sie werden wegen der Brandschutzauflagen wieder in der Decke verschwinden – da fragt man sich doch nach der Verhältnismäßigkeit“, wetterte er. Wären alte Balken in dem Gebäude freigelegt, könnte man ja noch verstehen, dass der Denkmalschutz hier Ausbesserungen der morschen Teilstücke verlangt. „Aber irgendwelche Balken im tiefsten Inneren des Hauses - ich habe hier größte Mühe, den Argumenten des Denkmalschutzes zu folgen“, erklärte Vollmer. Es gehe darum, so Schneucker, dass man das Haus, sollte daran Interesse bestehen, jederzeit wieder in den Urzustand versetzen können müsse. Dazu brauche es die Original-Balken.

Die Kosten für Umbau- oder Erhaltungsmaßnahmen denkmalgeschützter Häuser seien angesichts solch fragwürdiger Vorgaben nicht mehr berechenbar, führte Vollmer weiter aus. Er erinnerte an ein Gebäude im Ort, dass wegen zu strenger Auflagen verfallen sei. „Es regt einen auf, wie hier seitens des Denkmalamts mit anderer Leute Geld umgegangen wird“, hielt Vollmer fest und erntete die Zustimmung der Ratskollegen.

Letztlich war aber allen klar, dass „man gegen die Denkmalschutzbehörde keine Chance“ hat. Grundsätzlich sei Denkmalschutz ganz wichtig, gerade, wenn es in einem Ort wie Binzen noch sehr schöne historische Häuser gebe, die Verhältnismäßigkeit sei eine andere Frage, aber man müsse mit der Entscheidung leben, sagte Schneucker. Immerhin habe das Denkmalschutzamt einen Bauforscher finanziert, auch das sei nicht üblich, ergänzte er.

Ein weiterer Konflikt mit der Behörde steht bereits an. Gemäß dem Erneuerbare Energien-Gesetz müsste eigentlich eine Solaranlage aufs Dach des Gebäudes – das aber wird der Denkmalschutz kaum zulassen.

Die Gemeinde ist, was die Bauarbeiten angeht, im Zeitplan. Man sei sogar vier Wochen früher dran als geplant, erklärte Architekt Baumert. Die Kosten liegen nach den Ausschreibungen im Rahmen. Nach den Weihnachtsferien soll es mit den Abbrucharbeiten losgehen – den Auftrag dazu erhielt einstimmig die Firma Aenis aus Rümmingen, die ein Angebot über rund 30 400 Euro abgegeben hatte. Mit Um- und Anbauarbeiten beauftragt wurde die Firma Jerzembeck aus Ötlingen für 95 184 Euro. Die ursprüngliche Kostenberechnung lag mit 125 610 Euro wesentlich höher. 25 000 Euro werden aufgrund der durch die Denkmalschutzauflagen entfallenden Betondecken aus der Kostenberechnung herausgenommen und anderweitig eingesetzt.

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