Umso beglückter schwärmte im 16. Jahrhundert der damalige Binzener Pfarrer Paul Cherler über die paradiesische Landschaft, die er, der gebürtige Sachse, hier antraf. Passend dazu erklangen Mendelssohns liebliches „Denn er hat seinen Engeln befohlen…“ aus dem „Elias“-Oratorium und Bachs „Der lieben Sonne Licht und Pracht“.
Dass ein späterer Pfarrer den leichtfertigen Umgang der Leute mit dem reichen Erntesegen beklagte und dafür Gottes Strafe auf seine Schäfchen herabbeschwor, wurde musikalisch mit Händels „Herr, du lässt mich fröhlich singen“ wieder ausgeglichen. Desgleichen Haydns „Schöpfungs“-Preisgesang, der dem Abschiedsbrief des zum Tode verurteilten Rümminger Revolutionärs Friedrich Neff an seine Mutter gegenübergestellt war. Ergreifend bis erheiternd rezitierten die Moderatoren auch das kindliche Abendgebet der in Weil aufgewachsenen Schauspielerin Hilde Ziegler für die im Zweiten Weltkrieg im Fronteinsatz stehenden Angehörigen, Verwandten und Bekannten, eine Tagebuchnotiz über einen Judika anno 1913, als die bezopften Konfirmandinnen noch voller Stolz ihre „sälber gschtrickte Strümpf“ trugen, Manfred Marquardts nihilistisch gereimte Zukunftsvision „In 50 Johr“ (passend zum Beatles Song „When I get older“), Auszüge aus der Chronik der begüterten Familie Wyss (Binzener Freihof) und Wolfgang Abels zeitkritische Gedanken zum Binzener Kreisel und seinem Umfeld, einschließlich den gastronomischen Eigenheiten hierzulande.
Musikalisch dazwischen eingebunden waren Mozarts optimistisches „Luci care“ und an der Treue zweifelndes „Piu non si“, Brahms‘ Klagelied „In stiller Nacht“, Bruckners anrührendes „Locus iste“ und Buxtehudes erhebende „Cantate Domino“, deren Soli Sabine Höller-Dürk und Babette Jansen mit leuchtendem Timbre absolvierten.