Drei Störche im Porträt Zozu, Ingo und Libi – drei Charakterköpfe

Klaus Zintz

Wer sind die drei Störche, die wir auf ihrer Reise durch Europa begleiten? Klar ist: Ingo, Libi und Zozu haben einen ausgeprägten Charakter – und sie sind schon weit herumgekommen.

Stuttgart - Welche Charaktere und Lebensgeschichten verbergen sich eigentlich hinter unseren drei Störchen? Im Archiv der Datenbank Movebank sind die Informationen zu jenen Tieren gesammelt, die mit Sendern ausgerüstet sind. Wir haben mit Wolfgang Fiedler vom Radolfzeller Max-Planck-Institut für Ornithologie neben den Fakten auch Geschichten der Forscher zusammengetragen.

Zozu schlüpft am 5. Mai 2013 aus dem Ei – als zweites von vier Geschwistern, und zwar in Böhringen, in der Nähe von Radolfzell am Bodensee. Alle vier Geschwister erhalten einen Sender. Im ersten Winter – also 2013/14 – zeigt sich Zozu ziemlich unternehmungslustig: Sie überquert bei Gibraltar das Mittelmeer und fliegt entlang der marokkanischen Küste bis nach Rabat.

Im Winter 2014/15 hat sie dann offenbar keine Lust mehr für größere Ausflüge. Vielmehr bleibt sie die ganze Zeit über in der Nähe von Madrid, wobei sie vor allem die dortigen Müllhalden besucht. Doch im Frühjahr 2015 wird sie wieder aktiv und fliegt über Frankreich und Lothringen an den Bodensee und nach Oberschwaben, wo sie mögliche Brutplätze abklappert. Dabei mischt sie als „herumpöbelnde“ Zweijährige das „Establishment der Brutstörche“ ordentlich auf: So wird sie dabei fotografiert, wie sie an ihrem Geburtsort die dort brütenden Störche ärgert. Für eine eigene Brut ist es aber wohl noch zu früh.

Das ändert sich, als sie im Frühjahr 2016 aus ihrem Winterquartier zurückkehrt. Am Bodensee brütet Zozu nur einige Hundert Meter entfernt von ihrem Elternhorst. Nun muss es nur noch mit dem Nachwuchs klappen – doch ihr ist leider kein Glück beschieden: Ihr Junges stirbt nach etwa fünf Wochen – wie so viele Storchenkinder in diesem ausgesprochen nasskalten Frühjahr und Frühsommer. Im Herbst 2016 geht es dann wieder auf der nun vertrauten Flugroute ins Hinterland von Barcelona. Im Frühjahr, so ist zu erwarten, wird sie wohl an den Bodensee zurückzukehren, um zu brüten.

Ein Jahr jünger als Zozu ist Ingo, der am 30. April 2014 als einer von drei Nestlingen bei Meßkirch aus dem Ei schlüpft. Nachdem er flügge geworden ist, bleibt er zunächst im Storchengebiet im Hegau, bevor er sich auf die Reise nach Süden aufmacht: auf der „Storchenautobahn“ durchs Rhonetal bis in die Camargue. Von dort geht es weiter nach Gibraltar und nach Marokko.

Im Sommer 2015 erkundet Ingo Spanien, im Jahr darauf zieht es ihn zurück nach Deutschland. Meist hält er sich dabei in der Nähe seines Geburtsorts auf und schaut sich die dortigen Brutplätze an. Im vergangenen Herbst fliegt er nach Sevilla, wo er auch Feuchtgebiete und Wasserbassins als Nahrungsreviere nutzt. Die Chancen stehen gut, dass Ingo in diesem Frühjahr in seinem Heimatgebiet brütet.

Noch ein Jahr jünger ist Libi, der am 24. April 2015 als eines von vier Storchenkindern das Licht der Welt erblickt – ebenfalls in der Nähe von Meßkirch. Doch er bleibt nicht lange in seinem Geburtsort, die Storchenkolonie am Salemer Affenberg ist offenbar attraktiver. Im Herbst fliegt er nach Barcelona und weiter nach Madrid. Anschließend folgt auch Libi dem Ruf Nordafrikas, überquert das Mittelmeer bei Gibraltar und fliegt bis südlich von Rabat. Dort bleibt er den Winter über, wobei er auch auf Feldern nach Nahrung sucht.

Im Gegensatz zu den anderen beiden Störchen hält es Libi im ersten Jahr aber nicht in Spanien: Über Frankreich fliegt er nach Belgien und weiter bis in die Niederlande, bevor es im Herbst 2016 über das Rheintal zurück nach Spanien geht. Diesen Winter verbringt er nun in der Nähe von Córdoba, wo er sich auch in der Nähe von Gewässern aufhält. In manchen Nächten schläft er auf einem großen Öltank.


Alle Beiträge zu unserer Storchenserie haben wir hier versammelt.

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