Efringen-Kirchen Ab morgen gilt die „Ehe für alle“

Weiler Zeitung
Die „Homo-Ehe“ ist in den Rebland-Kommunen schon geübte Praxis. In den Kirchen gibt es aber noch theologische Vorbehalte. Foto: zVg Foto: Weiler Zeitung

Reaktionen: Theologische Vorbehalte gegen Homo-Ehe / Kommunen sammelten schon Erfahrungen

Von Marco Schopferer

Ab morgen, 1. Oktober, gilt die staatlich geregelte „Ehe für alle“ auch für homosexuelle Paare. Die evangelische Landeskirche in Baden hat die Gleichstellung bereits im April 2016 beschlossen. Doch nicht nur hier gibt es vor Ort theologische Vorbehalte.

Efringen-Kirchen/Rebland. Für Egringens Ortsvorsteher und Standesbeamten Jürgen Schopferer ist es längst keine Besonderheit mehr. Drei oder vier gleichgeschlechtliche Paare aus dem Ort hat er bereits nach dem Gesetz „verpartnert“ und für ihn war immer klar: „Wenn das gesetzlich erlaubt ist, mache ich das auch.“ Selbst große Hochzeiten gab es schon im Dorf. Einmal lief ein lesbisches Traupaar samt Hochzeitszug durch den Ort, und über 60 Leute wohnten der Trauung im Rathaussaal bei.

Auch im Zentralort ist man im Umgang mit der sogenannten Homo-Ehe geübt. Das Standesamt hat bislang an die zehn gleichgeschlechtliche Partnerschaften geschlossen. Eine Anfrage liegt derzeit vor, die Partnerschaft auch rechtlich in eine vollwertige Ehe umzuwandeln, sagt Standesamtsleiterin Heike Möllendorf.

Schon im April letzten Jahres öffnete sich die Badische Landeskirche der sogenannten Homo-Ehe. Seither können sich gleichgeschlechtliche Paare vor dem Altar und im Gottesdienst das Ja-Wort geben. Das Zeugnis vor Gott wird in das Kirchenbuch genauso eingetragen wie bei jeder heterosexuelle Trauung auch.

Etwas verhaltener ist die Reaktion vor Ort. Der Efringen-Kirchener Pfarrer Steffen Mahler kennt die innerkirchliche Diskussion, die seit dem Beschluss der Synode durchaus kontrovers geführt wird und formuliert vorsichtig: „Ich bin an dem Punkt noch unterwegs.“ Ihm ist es wichtig, im Einzelfall zu entscheiden, welches Paar sich denn das ewige Treuegelübte geben will und welche tieferen Beweggründe hinter der Entscheidung stehen. Grundsätzlich kann er sich die kirchliche Trauung eines homosexuellen Paares vorstellen.

Sein Mappacher Kollege Martin Braukmann ist da ablehnender. „Muss denn immer alles gleich sein?“ Gerade auch „wenn es die breite Mehrheit nicht tut?“. Zumindest für Mappach und Wintersweiler sei klar, dass die beiden Kirchengemeinden keine Homo-Trauungen wollten und für Egringen könne er so explizit nicht sprechen – dort gibt es aktuell keinen Kirchengemeinderat. Grundsätzlich tut sich Braukmann aber auch aus seiner theologischer Überzeugung heraus schwer mit der Trauung gleichgeschlechtlicher Paare. In der Bibel finde sich nicht ein positives Wort zu gleichgeschlechtlichen Partnerschaften, und er gibt weiter zu bedenken: „In meiner Gemeinde könnte auch eine Spaltung drohen. 50 oder 100 Kirchenmitglieder gehen, weil sich zwei Homosexuelle trauen wollen, das kann niemand wollen.“

Ähnliche Vorbehalte hat auch der katholische Geistliche Joseph Dorbath von der Seelsorgeeinheit Kandern/Istein. Natürlich könnte es bei homosexuellen Beziehungen auch „Liebe und Zärtlichkeit geben und bei Heterosexuellen Hiebe und Hass“, doch beim Punkt der gleichgeschlechtlichen Ehe gelte es doch zu differenzieren. Ehe sei nur eine auf Fortpflanzung ausgelegte Partnerschaft zwischen Mann und Frau. Alles andere sei eine Partnerschaft, aber eben keine Ehe. Er habe bereits die Anfrage bekommen, ein lesbisches Paar zu segnen – und abgelehnt. „Ich darf das nicht, und ich würde es nicht tun.“ Und selbst wenn der Bischof in zehn oder 15 Jahren vom „Zeitgeist“ getrieben die Homoehe erlauben würde, „müsste ich überlegen, ob der Wille Gottes tatsächlich aus dem Mund des Bischofs spricht.“

Kein Thema ist die „Ehe für alle“ in den politischen Gemeinden von Fischingen und Eimeldingen. In beiden Kommunen gibt es aktuell keine Anfragen, „aber natürlich würde ich genauso gerne auch ein homosexuelles Paar trauen“, sagt Eimeldingens Bürgermeister Oliver Friebolin. Auch Huttingens Ortsvorsteherin Petra Senn hat keine Vorbehalte. In ihrem Dorf gebe es natürlich auch gleichgeschlechtliche Partnerschaften, die bislang aber noch nicht bei ihr nach einem Trautermin nachfragten.

Die evangelische Landeskirche Kirche in Baden hat in ihrem synodalen Beschluss im April 2016 mit überwältigender Mehrheit die Gleichstellung von homosexuellen und heterosexuellen Partnerschaften beschlossen. Lehnt ein Pfarrer ab, wird der Dekan einen anderen beauftragen. Laut Christoph Zacheus-Hufeisen, Öffentlichkeitsbeauftragter des Kirchenbezirks Markgräflerland, stehen „im Kirchenbezirk fast alle Pfarrer hinter dem Synodenbeschluss, genauso wie die Mehrheit der Mitglieder“. In der Öffentlichkeit meldeten sich die Gegner „aber sehr lautstark, während die schweigende Mehrheit nicht in Erscheinung tritt, die diese Entwicklung schon lange für überfällig gehalten hat“.

Die katholische Kirche lehnt selbst Segnungen homosexueller Paare ab. Der schwule katholische CDU-Bundestagsabgeordnete Stefan Kaufmann hatte vor zwei Jahren nach vergeblichen Bitten beim Stuttgarter Bischof Gebhard Fürst eine kirchliche Segnung auf anderem Weg erhalten, „indem sein Partner von der katholischen zur altkatholischen Kirche übergetreten ist“, schreibt das Online-Portal queer.de. Bei den Altkatholiken gibt es keine Vorbehalte gegen gleichgeschlechtliche Partnerschaften.

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