„Die Bezirkskellerei war mein Leben.“ Jeder, der Gerhard Rüdlin kennt, kann seine Worte unterstreichen. 45 Jahre hat der Geschäftsführer die Bezirkskellerei Markgräflerland (BKM) in Efringen-Kirchen mit viel Engagement, Leidenschaft, Herzblut und Erfolg geprägt wie kein anderer. Jetzt geht eine Ära zu Ende. Von Siegfried Feuchter Efringen-Kirchen. Gerhard Rüdlin (68) wird am morgigen Freitagabend mit einem großen Fest in den Ruhestand verabschiedet. Dabei werden seine vielfältigen Verdienste um die Bezirkskellerei, den Markgräfler und badischen Wein gewürdigt werden. Und am 1. Juli wird sein Sohn Hagen als neuer geschäftsführender Vorstand die Nachfolge antreten. „Ich freue mich und bin auch stolz, ihm einen sehr gut aufgestellten und angesehenen Betrieb übergeben zu können“, freut sich der scheidende Kellereichef. Und er ist überzeugt, dass der 39-Jährige der richtige und geeignete Mann ist, den eingeschlagenen Weg mit neuen Ideen und auch Veränderungen weiterzugehen. Mit 23 Jahren war Gerhard Rüdlin einst der jüngste Geschäftsführer der badischen Weinwirtschaft, als er 1971 nach Efringen-Kirchen kam. Wenn er nun nach 45 Jahren in einen neuen Lebensabschnitt tritt, ist er der dienstälteste. In diesen viereinhalb Jahrzehnten hat er Maßstäbe gesetzt und die Bezirkskellerei mit Verve und Weitblick zur zweitgrößten Genossenschaftskellerei in Baden und zu einem Vorzeigebetrieb ausgebaut. Mit einem Gespür für den Weinmarkt, einer Begeisterung für das Weingeschäft, entschlossenem Handeln und immer voller Ideen und Tatendrang hatte der damals junge Mann schon in den Anfangsjahren schnell die Skeptiker überzeugt. Geradlinig ging der Macher der BKM seinen Weg. Dabei war er auch streitbar und nicht immer bequem. Das wollte er auch gar nicht sein. „Wenn man Erfolg haben will, dann muss man auch mal unbequem sein“, lautete sein Credo. Seine Leistungs- und Erfolgsbilanz – „das war nur mit einem guten Mitarbeiterteam möglich“ – bestätigen den Mann, der ob seines vielfältigen ehrenamtlichen Engagements und seiner Verdienste mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden ist. Die Bezirkskellerei ist heute ein sehr gesunder und leistungsfähiger Betrieb, dem 1100 Winzerfamilien im gesamten Markgräflerland zwischen Grenzach-Wyhlen im Süden und Ehrenstetten im Norden angehören. Als Gerhard Rüdlin 1971 in die Bezirkskellerei kam, betrug die erfasste Rebfläche 180 Hektar und die Kellerkapazität drei Millionen Liter Wein. Die Vergleichszahlen 45 Jahre später: 940 Hektar und 20 Millionen Liter Kapazität. Allein diese Zahlen verdeutlichen die enorme Entwicklung, die die Bezirkskellerei unter der Ägide von Gerhard Rüdlin genommen hat. Der scheidende Geschäftsführer hat die Genossenschaftskellerei immer so geführt, als wäre sie sein eigener Betrieb. Den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens hatte er dabei immer im Blick und auch keine Auseinandersetzungen gescheut, wenn er diesen Erfolg gefährdet sah. So hat es der scheidende Geschäftsführer auch in den zurückliegenden Jahren gegen manche Widerstände und Skeptiker geschafft, die Fusionen mit Betrieben im nördlichen Markgräflerland, zuletzt 2010 mit dem Weinkeller Ehrenkirchen, erfolgreich abzuschließen. Gerhard Rüdlin, einerseits ein Pragmatiker, andererseits auch ein Mann mit Visionen, hat bei seinem Wirken zahlreiche Spuren hinterlassen. Er war immer einer, der über den Tellerrand geblickt hat. Dies spiegelt auch sein starkes ehrenamtliches Engagement im Weinbau- und Genossenschaftsverband wider. Sein Wort und sein Rat haben in den Gremien stets Gewicht gehabt. Und sein geselliges Wesen wird zudem geschätzt. Fällt nun ein Mann mit so viel Power in ein Loch, wenn er in den Ruhestand geht" „Ich sehe keine Probleme“, sagt Gerhard Rüdlin, der auf ein erfolgreiches Lebenswerk zurückblicken kann. Nun hat der 68-Jährige Zeit für seine Hobbys: Golfen, Jagd, Lesen, Radfahren und einige Reisen mit seiner Frau Simone stehen auf dem Programm. Außerdem freut er sich, künftig mehr Zeit für seine drei Enkel zu haben.