Efringen-Kirchen (ouk). Dicht gedrängt saßen die Besucher am Samstag beim dritten Brunnenfest im Hof der Familie von Georg Mäder in Kirchen. Sie genossen Bratwurst oder Kuchen und die Klänge der Band „Markgräfler Hot Six“, die Jazz und Oldies spielte. Der Erlös des Festes ist für den Betrieb des Waagebrunnens und des Kastanienbrunnens in Kirchen bestimmt. Vom Waagebrunnen neben dem Anwesen Mäder startete Rudi Krebs am Nachmittag zu einem dorfgeschichtlichen Rundgang, wie er schon im Kirchener Jubiläumsjahr 2015 mit 100 Teilnehmern erfolgreich durchgeführt worden war. Gut 20 Menschen hörten ihm diesmal zu. In der Hunnsgasse begann er mit einer Anekdote. Hier seien nicht die Hunnen durchgeritten, sondern die Bauern seien nach der Feldarbeit „hunsmüde“ heimgekehrt, meinte er schmunzelnd. Wie auch immer die Gasse zu ihrem Namen kam – die Landwirtschaft prägte Kirchen viele Jahrhunderte lang. An einem Haus war noch der für die Höfe typische außenliegende Backofen zu sehen. „Das alte Kirchen gibt es nicht mehr“, bedauerte Krebs während des Rundgangs. Dabei zeichnete er die Geschichte eines Dorfes nach, das jahrhundertelang Mittelpunkt für Nachbardörfer wie Blansingen und Fischingen war. Bevor der Rhein begradigt wurde, konnten ihn Reisende durch eine Furt bei Kirchen überqueren, später gab es eine Fähre. Im Gasthaus „Ochsen“, später dann im „Anker“, machten die Reisenden Station. Der „Anker“-Wirt Friedrich Rottra war auch 1848er-Revolutionär und kämpfte gegen die Adelsherrschaft für Freiheit und Demokratie. Beim „Anker“ und ehemaligen Rathaus wurde Markt gehalten, in einem heute rot verputzten Gebäude lag das Eichamt. Wer gerade in Kirchen war, nahm auch die Dienste von Schmieden, Sattlern und anderen Handwerkern in Anspruch. So wurde Kirchen zum Zentrum für das Umland. In den Jahren 1923 bis 24 gründeten Kirchener Winzer eine Genossenschaft, aus der die heutige Bezirkskellerei entstand. In der Basler Straße, wo sich heute die Metzgerei Schrodi befindet, habe es früher eine jüdische Metzgerei gegeben, berichtete Rudi Krebs. Daneben lagen Schächthaus und Synagoge. Er berichtete vom jüdischen Pferdehändler Julius Bloch, einem großen Förderer von Musik-, Sport- und Schützenverein. Die Juden hätten bis zur Nazizeit zum Dorf gehört. Er berichtete auch vom ersten Apotheker, vom Dorforiginal Fritz Sutter und anderen interessanten Menschen aus Kirchen.