Efringen-Kirchen Ein Briefwahlstimme aus dem Libanon für das Rebland

Weiler Zeitung
Letzter Stopp Weil-Ost nach einer über 4000 Kilometer langen Reise. Ein Wahlbrief findet pünktlich vom Libanon den Weg ins Wahllokal nach Efringen-Kirchen und wird im Internet auf Twitter gefeiert. Foto: Marco Schopferer Foto: Weiler Zeitung

Bundestagswahl: Die Wahl in Efringen-Kirchen bewegt im Internet Tausende / Kuriose Geschichte

Efringen-Kirchen (mao). Ein Wahlbrief nach Efringen-Kirchen bewegte am Wochenende die Gemüter im Internet. Eine Efringen-Kirchenerin wählte in Beirut im Libanon, doch mit der Briefpost wäre die Stimme vielleicht zu spät im Rathaus angekommen. Radiosender und Zeitungen berichteten über einen außergewöhnlichen Wettlauf mit der Zeit, den der Buchautor und Journalist Mohamed Amjahid angestoßen hatte.

Stimme gegen Rechts

Nathalie ist die nun wohl berühmteste Wählerin in Efringen-Kirchen. Viel mehr als den Vornamen weiß man nicht von ihr, außer, dass sie gestern wohl im Libanon Oliven erntete, wie das Onlinemagazin „Jetzt“ der Süddeutschen Zeitung in Erfahrung brachte. Außerdem wollte sie als Auslandsdeutsche wohl eine Stimme gegen Rechts setzen, doch ihre Wahlentscheidung würde zu spät im Rathaus ankommen. Selbst Radiosender berichteten über das Ansinnen, Hunderte von Internetnutzern bangten das Wahlwochenende mit.

Mohamed Amjahid weilte gerade in Beirut, lernte über Umwege die Efringen-Kirchenerin kennen und brachte am späten Freitagabend aus Beirut in seinem Fluggepäck den Wahlbrief mit Efringen-Kirchener Adresse nach Berlin. Um 10 Uhr vormittags stand er dort in der Postfiliale am Hermannplatz. 70,80 Euro hätte der Expressbrief gekostet, doch eine Garantie, dass die Stimme pünktlich im Efringen-Kirchener Rathaus ankommt, konnte DHL nicht geben.

Hilfe über Twitter

Was sich danach entwickelte ist eine kuriose Geschichte: Über Twitter bat Mohamed Amjahid um Hilfe. Es müsse doch möglich sein, einen Brief in 24 Stunden von Berlin nach Efringen-Kirchen zu schicken. Seine Motivation: Immer heißt es, dass jede Stimme zählt, jetzt sollte die Netzgemeinschaft zeigen, dass dies auch stimmt.

Der Journalist klapperte am Berliner Hauptbahnhof nach und nach Reisende ab, fand schlussendlich eine Reisende nach Ulm. Von dort wechselte der Wahlbrief mehrmals von Hand zu Hand, über Friedrichshafen und Meersburg, wo sich die Stimme per Schiff nach Konstanz aufmachte. Weiter ging es über Basel bis nach Weil-Ost, wo Nathalies Bruder den Wahlbrief persönlich entgegennahm und per Auto nach Efringen-Kirchen brachte. Noch vor Schließung des Wahllokals kam er dort an.

Briefe auch unpünktlich

Bis es so weit kam, teilten Hunderte von Twitter-Nutzern den Aufruf, selbst eine eigene Facebook-Gruppe wurde gegründet. Längst berichteten Radiosender über den drohenden Verlust einer Stimme in Efringen-Kirchen. Eliane Mäder, Sekretärin im Vorzimmer des Bürgermeisters, wurde am Wochenende von ihrem in Wien wohnenden Bruder auf das mediale Ereignis aufmerksam gemacht. Da bangten schon Tausende um die Stimmer Nathalies.

Den versteckten Vorwurf, dass Briefwahlunterlagen zu spät verschickt werden, weist man in Efringen-Kirchen weit von sich: „Gerade bei im Ausland wohnenden Wählern sind wir angehalten, die Unterlagen möglichst schnell weg zu schicken“, sagt Hauptamtsleiter Clemenes Pfahler. Man wisse allerdings, dass Briefpost nach Afrika, Asien oder Lateinamerika lange dauere. Nicht immer kommen die Briefe pünktlich zurück. „Das sind immer fünf oder sechs, die später eintrudeln“, weiß Pfahler. Die werden dann übrigens ungeöffnet archiviert. Bis zur nächsten Wahl, wenn auch die letzten Widersprüche abgearbeitet sind, und landen dann ungesehen im Schredder.

Am Sonntag fehlten in Efringen-Kirchen die Voten von 30 der rund 1500 beantragten Briefwahlunterlagen. Doch Nathalies Stimme gegen Rechts wurde gezählt. Das Netz atmete auf.

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