Von einem Bilderbuch-Herbst sprachen Roman Glaser, Präsident des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbands, und Geschäftsführer Hagen Rüdlin bei der Pressekonferenz in den Räumen der Bezirkskellerei Markgräflerland in Efringen-Kirchen. Dabei verdeutlichte Rüdlin auch seine Philosophie: „Qualität beginnt im Weinberg und nicht erst im Keller.“ Von Clemens Leutz Efringen-Kirchen. Im Zuge der stärkeren Fokussierung auf Qualität habe die Bezirkskellerei (BKM) die Reduzierung der Zielmenge bei Gutedel und Müller-Thurgau um rund 20 Prozent auf 130 Kilo pro Ar beschlossen und den Winzern frühzeitig mitgeteilt, berichtete Rüdlin, während nur wenige Meter entfernt die Traktoren unablässig überwiegend sehr gesundes Traubengut bei der Erfassungsstelle anlieferten. „Wir wollen Kunden über die Qualität gewinnen, nicht über den Preis.“ Das sei schon aufgrund der Kostenstruktur der BKM im Vergleich zu den Massenproduzenten etwa in der Pfalz gar nicht möglich. Deshalb beteilige sich die BKM auch nicht an „radikalen Rabattaktionen“ etwa mit Weinen für 1,99 Euro. Leitbild entwickeln Die BKM sei daran, ein Leitbild zu entwickeln, das die Winzer und die Genossenschaft dazu befähige, auf dem nationalen Markt gezielt agieren zu können. Winzer sollten wissen, „wo die Reise hingeht“. Derzeit sei die BKM dabei, solche Leitideen zu formulieren, das brauche aber Zeit, könne keine Hau-Ruck-Aktion sein. Neben der Maxime, dass Qualität kein Lippenbekenntnis sein dürfe, dachte Rüdlin dabei auch an ein Aufpolieren der Genossenschaftsidee. Denn die sei zeitgemäß und aktuell wie lange nicht. Gemeinsam etwas zu erreichen, sei schließlich eine sehr positive Zielsetzung. „Die Genossenschaftsidee steht vor einer Renaissance“, fand auch Präsident Glaser. Mit: „Was einer nicht schafft, schaffen viele“, zitierte er Friedrich Wilhelm Raiffeisen, einen Stammvater der Genossenschaftsidee. Denn angesichts des harten Wettbewerbs werde es schwierig, seinen Weg wirtschaftlich alleine zu gehen. Außerdem schaffe gemeinsames Tun auch Identität. Mehr Genossenschaften Seit zehn Jahren beobachte er auch eine stetige Zunahme an Genossenschaftsgründungen in den verschiedensten Bereichen. Dies biete große Chancen und stoße spannende Prozesse an. Sein Verband begleite und fördere den Prozess. Und an der Uni Hohenheim bestehe sogar eine Forschungsstelle für das Genossenschaftswesen. Eine Winzergenossenschaft habe in ihrer Zukunftsgestaltung immer drei Optionen, führte Glaser grundsätzlich aus. Neben Fusionen seien dies Kooperationen und die zukunftsorientierte strategische Neuausrichtung in Eigenregie. Bei allen drei Prozessen biete der Verband seine Hilfe an. Keine Fusionen angestrebt Rüdlin betonte in diesem Zusammenhang, dass die BKM aktuell kein Wachstum durch Fusionen anstrebe. Mit 940 Hektar Rebfläche sei sie gut aufgestellt und könne die Kapazitäten effizient nutzen. Übrigens gab es 2015 in ganz Baden keine einzige Fusion (siehe auch Landes-Seite).