Efringen-Kirchen Geschichten aus vergangenen Tagen

Weiler Zeitung
Die Zehntscheuer und die Kirche gehören zu den ältesten Gebäuden von Egringen. Foto: Marco Schopferer Foto: Weiler Zeitung

Dorfrundgang: Als Egringen 702 Einwohner und 222 Rindviecher zählte und 675 000 Gulden wert war

Von Marco Schopferer

Rund 35 Einwohner trafen sich am Freitagabend beim Rathaus und begaben sich unter Führung von Ortsvorsteher Jürgen Schopferer auf eine unterhaltsame Reise durch die Geschichte des Dorfes.

Egringen. Was waren das früher für Zeiten, als sich der kleine Horst Ritter (heute langjähriger Vorsitzender des Schützenvereins) mit der blechernen Milchkanne schüchtern ins Dorfgasthaus zur „Sonne“ aufmachte, um dort drei Liter frisch gezapftes Bier in das mitgebrachte Milchgefäß abfüllen zu lassen? Der Gerstensaft war zu Erfrischung der Männer nach der hitzig-schweren Heuernte gedacht.

Oder als die Särge der Verstorbenen noch reihenweise über das „Totenwegle“ (heute nicht mehr existent) zum Friedhof gebracht wurden? Damals besonders gefordert, als die Pest auch in Egringen Opfer forderte. Rund hundert Egringer sollen es gewesen sein, die der durch Flöhe übertragenen Seuche zum Opfer fielen, wusste der Ortsvorsteher zu berichten.

Bitterarme Zeiten herrschten im schlimmsten Notjahr 1854, als die Gemeinde rund hundert Egringer durch den Almosenfonds finanziell unterstützen musste. Dabei stellte 1852 Amtsvorstand Winter der Ortschaft noch ein glänzendes Zeugnis aus: „Trotz der schweren Zeiten herrscht noch Wohlstand in der Gemeinde, nur wenige arbeitsunfähige und arbeitsscheue Personen sind ganz arm und mussten unterstützt werden“.

1859 zählte man 696 evangelische und sechs katholische Einwohner, zudem 222 Stück Rindvieh und eine gemeinschaftliche Sparkasse mit Fischingen, Schallbach und Mappach. Das Grund- und Häuserkapital betrug 60 400 Gulden, das Gewerbesteuerkapital 71 000 Gulden.

Im Vergleich zu damals konnte der Ortsvorsteher das wissbegierige Volk heute durch eine blumengeschmücktes und anscheinend durchaus wohlhabendes Dorf führen. Die Schule zog 1962 in ihr heutiges Domizil um, wurde seither immer wieder erweitert – 2008 letztmals mit der Eröffnung der Turnhalle, die heute auch Gymnastikgruppen nutzen können, und die an die Stelle eines Bürgerhauses trat.

Die 775 erstmals erwähnte Kirche ist heute ein stattliches Gotteshaus mit einem Südportal aus dem 13. Jahrhundert, Chor und Altarweihe sind im Jahr 1473 verbrieft und der Turm wurde in seiner heutigen Form wohl 1587 errichtet.

Die daneben errichtet Zehntscheuer ist 758 erstmals erwähnt und wurde 1392 an das „Spital der Armen und Kranken“ der Stadt Basel verkauft. 1821 ging sie an die Markgrafschaft über. Noch heute findet sich hier übrigens eine Wetterfahne mit Baslerstab und gekreuztem Rücken des Basler Armenspitals.

Viel Wissenswertes hatte Schopferer bei seinem fast zweistündigen Dorfrundgang zu berichten, Stefan Weiß steuerte zudem zahlreiche Anekdoten zur Geschichte von Feuerwehr und Landjugend bei, wusste vom Schweiß beim Neubau des Vereinsheims zu berichten.

Aber es blieben auch Fragen offen. Woher die Gewannnamen „Dohleloch“ oder „Kaffeespitz“ kommen, oder warum es eine Schopferergasse gibt?

Die Straßennamen sind übrigens eine recht neue Erfindung aus den 1960er Jahren und mussten teilweise mit der Eingemeindung 1974 schon wieder geändert werden. Seither gibt es keine Dorfstraße mehr und auch die „Untere Straße“ verschwand aus dem Straßenverzeichnis. Mit der Eingemeindung durfte keine Ortschaft einen doppelten Straßennamen führen.

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