Efringen-Kirchen Helfen und sich helfen lassen

Weiler Zeitung
Marlies Billich ist Vorsitzende des neu gegründeten Vereins „Zeitbank plus Efringen-Kirchen“, zu ihrem Stellvertreter wurde Hans-Jürgen Tränkle aus Eimeldingen gewählt. Als Schriftführerin fungiert Cornelia Merz, Christa Wagner ist Beisitzerin, Elke Weiß Kassierin und Rainer Nestmann Beisitzer (von rechts). Foto: Marco Schopferer Foto: Weiler Zeitung

Bei dem neu gegründeten Verein „Zeitbank“ dient Zeit für Dienstleistungen als eigene Währung

Von Marco Schopferer

Efringen-Kirchen. Efringen Kirchen hat eine Zeitbank: 21 Gründungsmitglieder legten am Montagabend in Egringen den Grundstock für einen Verein, dessen Mitglieder anderen helfen wollen. Genauso wichtig sei es aber auch, sich helfen zu lassen, machte „Geburtshelferin“ Ingrid Engelhart deutlich.

Die Idee hat Charme: Man hilft und einem wird geholfen. Denn jeder hat Talente, die er anderen anbieten kann und braucht selbst vielleicht einmal eine unterstützende Hand beim Kochen, Einkaufen oder beim Ausrichten eines Fests. Ingrid Engelhart, Vorsitzende des Vereins Studiengesellschaft für Projekte zur Erneuerung der Strukturen, kurz SPES Zukunftsmodelle, warb bei der Gründungsversammlung der „Zeitbank plus Efringen-Kirchen e.V.“ vor allem um eines: Die Mitglieder sollten nicht nur helfen und so Zeitstunden auf den Zeitbankkonto ansparen, sondern vor allem lernen, auch Hilfe anzunehmen.

Ein Scheckheft mit fünf Zeitstunden gibt es deshalb mit der unterschriebenen Beitrittserklärung von der Vereinsbank geschenkt.

Auf einem sechs Seiten langen, persönlichen Steckbrief kann man dann Tätigkeiten ankreuzen, bei denen man helfen oder eben Hilfe gebrauchen kann. Die Daten werden dann elektronisch erfasst, um bei einer Anfrage schnell den richtigen Hilfepartner zu finden.

Das Zeitbank-Modell versucht dabei, möglichst Geld als Zahlungsmittel zu vermeiden. Es ist ausgeschlossen, dass ein Helfender mit Geld bezahlt wird. Nur ein spitz berechneter Unkostenbeitrag für Benzin, Koch- oder Bastelmaterialien ist erlaubt. In aller Regel soll der Hilfesuchende mit seinen angesammelten Zeitstundenschecks Dienstleistungen bezahlen. Nur in Notfällen kann man diese Schecks auch für 3,60 Euro pro Stunde kaufen, maximal 50 Stunden pro Jahr. Das Geld fließt dann in die Vereinskasse für administrative Aufgaben und wird nicht an Helfer ausbezahlt.

Dennoch taugen die Stundenschecks auch als Geschenk. Ingrid Engelhart kann an diesem Abend viele Beispiele nennen. So zauberte andernorts eine Hobbyköchin als Geschenk eines Mannes an dessen Ehefrau zum 50. Geburtstag ein Acht-Gang-Menü in der heimischen Küche, oder statt Präsentkörbe schenkt der Bürgermeister den Jubilaren ein Stundenscheckheft der örtlichen Zeitbank.

Es geht eben auch um die soziale Dimension des Austauschs von zeitlicher Zuwendung. Es gibt keinen Leistungsdruck, und jeder kann eine Hilfeanfrage auch ablehnen. Dabei ist jede Tätigkeit gleich viel Wert, egal ob Rasen mähen, Einladungskarten basteln oder ein Anti-Viren-Programm auf den Computer aufspielen. Alleine der zeitliche Aufwand ist der Maßstab aller Dinge, nicht die Wertigkeit der Arbeit. Und niemals will man traditionellen Handwerksfirmen einen Auftrag abnehmen. „Wer eine billige Putzfrau sucht, der ist hier falsch.“ Auch eine professionelle Pflegedienstleistungen könne und wolle man nicht leisten.

Krisensicher scheint dafür das eigentliche Zeitkonto, auch darauf ging Engelhart ein: „Unsere Währung ist die Stunde, die ist in zehn Jahren noch genau soviel Wert wie heute“, sie trotze jeder Inflation und auch eine Finanzkrise könne ihr nichts anhaben. Und an Familienmitglieder (Lebenspartner und Kinder) sei das Guthaben auch vererbbar, einen Dispokredit gibt es nicht.

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