Efringen-Kirchen Höfisch kultivierte Tristesse aus England

Weiler Zeitung

Dorothea Rieger und Friedrich Mühlhölzer mit Lautenmusik in der Blansinger Kirche

Von Willi Vogl

Blansingen. „Flow My Tears“, war das treffende Motto des jüngsten Konzerts in der Blansinger Kirche St. Peter. Musikalische Schmerzens- und Freudentränen gab es in der Kirche, draußen lieferte der Himmel das regennasse Pendant zum Wetter und der musikalischen Thematik aus England.

Englische Lautenmusik um 1600 kultivierte vor allem Melancholie, Liebesleid und Weltschmerz zu feinster höfischer Unterhaltungskunst. Dorothea Rieger (Sopran) und Friedrich Mühlhölzer (Laute) gaben in einer bezugsreichen Programmfolge Einblicke in die originelle Klangkunst John Dowlands und Anthony Holbornes.

Auf seiner 7-chörigen Renaissancelaute eröffnete Mühlhölzer mit dem fröhlichen Gezirpe einer Pavane von Anthony Holborne. Sie war, wie viele der damaligen Tänze oder Lautenlieder mit dem Titel „The Countress of Pembroke’s Paradise“ einer adligen Gönnerin gewidmet, die selbst als Dichterin äußerst aktiv war. Während Holborne wohl eine Anstellung als Lautenist am Hofe Königin Elisabeths I. erhielt, wurde John Dowland trotz mehrerer Anläufe dieses Privileg nie zuteil. Dennoch gilt er als einer der markantesten Komponisten seiner Zeit. In Zusammenhang mit seinen Bewerbungen darf man Lautenlieder wie „Queen Elizabeth her Galliard“ sehen, die auf die vielgerühmten Tanzkünste der königlichen Musikliebhaberin anspielen.

Weitere weltliche Lautenstücke gab es etwa mit einer vielgestaltigen Fantasie oder auch der technisch anspruchsvollen „Melancholy Galliard“ von Dowland zu hören. Immer wieder sorgten dabei fein ausgewogene Betonungs- und Taktwechsel für genussreiche Kurzweil. Wenngleich Mühlhölzer nicht alle Kontrastmöglichkeiten zwischen konturenreicher Beschwingtheit und lustvoller Melancholie auslotete, sorgte er insgesamt für feine Klangmomente.

Vibratoarm, mit zurückgenommenem Ton und in schöner Balance mit den gezupften Harmonien versetzte Dorothea Riegers lyrischer Sopran in höfische Festtagsstimmung. Sicher und frei schwingend klangen ihre Einsätze in hoher Lage in der modulationsreichen Tristesse geistlicher Dowland-Liedern wie den „Thou mighty God“. Auf dezent tänzerisches Wogen setzte die Freiburger Sopranistin in den im Galliarde-Rhythmus verpackten Liedern aus dem „Books of Songs or Airs“.

Selbstverständlich durfte die wohl bekannteste Weise der damaligen Zeit, die grünbeärmelte Lady „Greensleeves“ nicht fehlen. Nach so viel kultivierter Traurigkeit schloss der höfische Kunstgenuss mit einer Folge von Dur-bestimmten Stimmungsaufhellern.

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