Efringen-Kirchen Mahlen, Wolle färben und Schwertkampf

Weiler Zeitung
Auch kleine Mädchen üben sich gerne im Schwertkampf mit „Kelte“ Russell Booth. Foto: Jutta Schütz Foto: Weiler Zeitung

Kinderferienprogramm: Keltengruppe „Carnyx“ zu Gast in Efringen-Kirchen

Efringen-Kirchen (jut). Wer Feuer machen konnte, hatte vermutlich schon bei den Kelten echte Chancen bei den Frauen, schätzt Matthias Seitz, Archäologe und Anthropologe, einer der „Kelten“, die mit der Keltengruppe Carnyx am Museum Alte Schule zu Besuch waren. Aber wer Feuer machen kann, „hat auch heute bei Frauen immer noch den Schlag“, wissen die Archäologen, Denkmalpfleger, Präparatoren und Hobby-Kelten von Carnyx.

Die Gruppe aus Rottenburg, die sich nach dem Carnyx, einer hornartig gebogenen Bronzetrompete, benannt hat, war schon einmal Gast in Efringen-Kirchen, und zwar vor drei Jahren in Istein. „Ein Carnyx wurde beispielsweise bei Feldzügen eingesetzt, der Ton des Horns sollte den Gegnern Furcht einjagen“, so Archäologe Andreas Willmy.

Die „Kelten“ gaben nicht nur interessierten Erwachsenen anschaulich einen Einblick, sondern gestalteten auch das Ferienprogramm der Gemeinde mit. Kinder konnten unangemeldet mitmachen und taten dies mit großer Begeisterung. Ob Korn entspelzen oder mit einer Rundmühle oder einem Mahlstein zu feinem Mehl mahlen, ob beim Drechseln helfen, keltische Schmuckstücke basteln, sich beim Weben oder Wolle färben versuchen, ob zusehen, wie ein Kettenhemd entsteht oder beim Engländer Russel Booth zu lernen, wie die Kelten mit Schwertern kämpften – all das war möglich.

Museumsleiterin Maren Siegmann zeigte, wie keltischer Glasschmuck entsteht. Plättchenweben, Rahmenweben, Färben von Wolle und Farben aus Pflanzenextrakten kochen oder spinnen konnte man bei Christel Bode, Dorothee Ade und Gisela Stier ausprobieren.

Wieder einmal lernten die Interessierten, dass die Römer Herren waren, die Errungenschaften der von ihnen eroberten Völker durchaus zu nutzen wussten. So stammt die Erfindung des Kettenhemds von den Kelten. Waren die Ketten in einer doppelten Lage gefertigt, war es schier unmöglich, sie mit einem Pfeil oder Messer zu durchbohren. Die Kelten waren zudem zu den Zeiten Julius Cäsars bekannt dafür, die besten, schärfsten und härtesten Schwerter zu fertigen. „Denn sie hatten eine lange Tradition darin, Eisen zu schmieden – Julius Cäsar war es auch, der das keltische Volk der Noriker bewusst verschonte. Diese nämlich produzierten exzellente Waffen. „,Ferrum noricum‘ war zur Römerzeit das, was heute ‚Made in Germany‘ bedeutet, ein echtes Qualitätsmerkmal“, erläuterten die Archäologen.

Der Förderverein des Museums wirtete im Museumskeller. Wer sich im Keltenlager „ausgetobt“ und dann auch noch typische keltische Sirupvarianten ausprobiert hatte, der begab sich dann ins Museum, um die Dauerausstellung in Augenschein zu nehmen.

Efringen-Kirchen (jut). So mancher Schüler, und auch Erwachsene, die sich beim „Heiligtum“ der Kelten der Carnyx-Gruppe aufhielten, fiel eines der ausgestellten Felle gleich ins Auge. „Ist das ein Wolfsfell?“, fragten Kinder aufgeregt.

Das Fell war neben anderen Gegenständen wie Skulpturen und auch Waffen dekoriert. Weitere Felle waren von Reh und Wildschwein. „Das Wolfsfell stammt aus einer Haushaltsauflösung, wir haben es vor vielen Jahren erworben – vermutlich ist es das Fell eines Karpatenwolfs, den man zum Beispiel in den 70er Jahren noch jagen durfte“, berichten die Archäologen.

Kurios: Als das Fell ersteigert wurde, nahmen Versteigerungsteilnehmer an, dass es von einem Schäferhund stammte. „Niemand erkannte damals die typischen Wolfsmerkmale wie den feinen schwarzen Strich im Fell, der an den Beinen herabläuft oder die Fellstruktur, die sich von einem Hund unterscheidet – heute, wo dem Wolf viel Aufmerksamkeit zukommt, sieht das anders aus“, so die Archäologen.

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