Efringen-Kirchen „Stetig wachsende Auflagen nicht mehr tragbar“

Weiler Zeitung
Martin Krause Foto: zVg Foto: Weiler Zeitung

Denkanstoß: Egringens „Rebstock“-Wirt Martin Krause sorgt sich um die Zukunft der Gastronomie

Egringen/Markgräflerland. Nicht erst der Bericht in unserer Zeitung Anfang April im Wochenend-Journal über das Sterben von altgedienten Gasthäusern unter dem Titel „Ein Kulturgut verschwindet“ hat den Egringer „Rebstock“-Wirt Martin Krause aufschrecken lassen. Der gelernte Koch, Sommelier und Hotelbetriebswirt hatte zuvor schon den Tourismustag des Landkreises zum Anlass genommen, auf die Probleme in der Gastronomie hinzuweisen. Er hatte deshalb einen Brief an Landrätin Marion Dammann geschrieben, um auf die schwierige Situation in der Gastronomie aufmerksam zu machen. Nachstehend veröffentlicht unsere Zeitung einige Denkanstöße von Martin Krause.

„Gerade solche Veranstaltungen wie der Tourismustag sind ungeheuer wichtig zur Abstimmung der einzelnen Beteiligten im immer komplexer werdenden Marketingsystem.

Trotz alledem sehe ich der Zukunft als Jungunternehmer mit 29 Jahren sehr kritisch entgegen. Aufwendige Konzepte und Strategien lindern die Probleme in Hotellerie und Gastronomie, jedoch stellen sie keine Lösung an der Basis dar. Stetig steigende Kosten, Nachfolge-Schwierigkeiten, wachsende Auflagen (zum Beispiel Allergieverordnung, Brandschutz) oder bestehende Gesetze, deren Umsetzung nun stärker kontrolliert wird (Zeiterfassung), sind wirtschaftlich für uns nicht mehr tragbar. Bürokratie und Dokumentation gegenüber Versicherungen (Haftungsausschluss) sind in ein unübersichtliches Maß gestiegen.

Weiter stelle ich im Zuge der schärferen Kassenbuchkontrollen in der Gastronomie die Argumentation der Finanzämter in Frage, die sich mit dem Satz „Endlich herrscht Steuergerechtigkeit“ schmücken. Ich frage mich, wo bei den unterschiedlichen Sätzen eine Gerechtigkeit herrscht. So müssen wir, mit einem mitarbeiterintensiveren Geschäft 19 Prozent berechnen und System-Gastronomen oder Verkaufsstände dürfen nur sieben Prozent in Rechnung stellen (Vereinsgastronomie und Kuchenverkauf der Schule lassen wir mal außen vor).

Gesellschaftliche Entwicklungen, wie eine wachsende Popularität der ’Work Life Balance’ machen uns in einem arbeitsintensiven Dienstleistungsgeschäft sehr zu schaffen. Auch eine Mitarbeiterflucht in die Schweiz setzt uns seit dem Kursfall sehr zu. So ging uns auch ein interner Mitarbeiterwettbewerb verloren, der uns Unternehmern eine Effizienz der Mitarbeiterleistung nicht mehr sicherstellt, welcher in der heutigen Zeit essenziell geworden ist.

So sind unsere Kosten für Mitarbeiter mit neun Vollzeit-, vier Teilzeit- und vier Auszubildenden in den letzten zwei Jahren um 15 Prozent gestiegen – bei gleich bleibendem Umsatz und Preisen.

Selbst neue gastronomische Konzepte, wie jüngst vom Landkreis Lörrach vorgestellt, sehe ich sehr kritisch. Nur mit interessanten Konzepten und tollen Ideen ist eine nachhaltige und wirtschaftliche Führung und Umsetzung ohne Investor nicht mehr möglich. Innovative Ideen haben die Gastronomen genügend, nur sind diese wirtschaftlich nicht umsetzbar. Dies ist vielleicht noch den Toplagen in Deutschland vorbehalten, welche sich in Großstädten befinden. So werden in Zukunft weitere Schließungen aufgrund komplexer Strukturprobleme im Landkreis Lörrach folgen. Nur eine in sich wirtschaftliche und gesunde Gastronomie und Hotellerie erhält in Zukunft unser ’Tourismusländle Baden-Württemberg’.

Das traurigste für mich sind jedoch nicht die Probleme an sich, sondern mehr die mangelnde Perspektive, auf Grund fehlender Unterstützung durch den Landkreis, Arbeitgebervertretung und Politik, die folglich keine Besserung in Aussicht stellt. Selbstständige Gastronomen, die Kulturgüter mit unschätzbarem kulturellem Wert betreiben, brauchen Perspektiven.“

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