Efringen-Kirchen Von der Postkutschenstation bis zum Bauerngarten-Kleinod

Weiler Zeitung
„Weit, weit weg“ sang der Gesangverein Mappach im „Sachsenring“. Foto: Marco Schopferer Foto: Weiler Zeitung

Ortschaftsrat: Dorfrundgang in Mappach mit mehr als 100 Teilnehmern / Kähnyhof öffnete seine Tore / Neuauflage

Mappach (mao). Mappach lud zum Dorfrundgang und mehr als 100 Bürger kamen. Ortsvorsteher Helmut Grässlin zeigte sich überwältigt vom großen Interesse und begrüßte die Besucher mit den Worten: „Wir sind einfach das geilste Dorf im Markgräflerland.“

In anderen Dörfern wird zum Neujahrsempfang geladen, in Mappach war der Ortschaftsrat auf der Suche nach einem alternativen Anlass, um mit den Bürgern ins Gespräch zu kommen. Mit dem Dorfrundgang nebst anschließendem Stehempfang hinter der Halle traf das Gremium den Nerv. Mit dabei waren auch Grässlins Vorgänger Günter Graser, der von 1989 bis 2010 amtiert hatte, und Theo Gisin, der 1974 bis 1989 das Amt des Ortsvorstehers inne hatte und von 1968 bis 74 der letzte Bürgermeister der ehemals selbstständigen Gemeinde war. Auch Pfarrer Martin Braukmann, Feuerwehr und Chor liefen freudig mit.

Der Gesangverein „Eintracht“, der älteste in ganz Baden, unterhielt an drei Stationen die Besucherschar mit Liedern. „Weit, weit weg“ sang der Chor treffend für die die Bewohner des „Sachsenrings“. In der Verzweigung des Dürriwegs im Neubaugebiet hatten sich nach dem Mauerfall mehrere Ex-DDR-Bürger angesiedelt. Dass die Sackgasse dann auch noch einen kreisrunden Wendehammer hat, brachte dem Wohngebiet umgangssprachlich die Bezeichnung „Sachsenring“ ein. Im Dorf sind die längst integrierten „Ossis“ als tragende Säulen nicht mehr aus dem Vereinsleben wegzudenken.

Der Schweizer Industrielle Kähny hat 1970 mit dem Kauf des 1763 erbauten Wirtshauses „Sonne“ samt umliegender Flächen nach und nach ein beeindruckendes Kleinod geschaffen. Eine Reithalle und Pferdeställe wurden nach und nach errichtet, der Innenhof zu einer grünen Oase umgestaltet. Wo früher den Pferden der Postkutschen auf dem Weg über die alte Poststraße von Lörrach nach Müllheim eine Erholungspause gegönnt wurde, ist heute eine luxuriöse Pferdepension.

Und noch so ein Kleinod, durften die Besucher besichtigen: Im Hof der Familie Gisin sang der Chor sein drittes Lied, der Bauerngarten mit durchaus modernen Elementen steht sonst Besuchern nicht offen.

Der Rundgang bot Staunens- und Wissenswertes: So reiste der Großherzog eigens nach Mappach, um den Bau von Rathaus, Schule, Lehrerwohnung und Polizeiposten – alles unter einem Dach – zu genehmigen. 1870 war alles bezugsfertig. Im Dachgeschoss wohnt heute der pensionierte Dorflehrer Siegmund Eckart, im Obergeschoss probt der Chor und hat die Ortsverwaltung ihr Büro, während im erhöhten Erdgeschoss die Feuerwehr ihre Kleiderkammer hat – genau dort, wo früher Trunkenbolde und Kleinhalunken ihre Kurzstrafe absitzen mussten, wie Günter Graser zu berichten wusste.

„Wir haben Schule, Polizeiposten, Post, Sparkasse und alle drei Gaststätten verloren“, erinnerte Helmut Grässlin. Geblieben ist eine sehr intakte Dorfgemeinschaft, die nach dem Rundgang bei einem Gläschen Wein und Speckgugelhupf der örtlichen Bäckerei wohl noch enger zusammenrückte.

Nach der riesigen Besucherresonanz zum Auftakt war klar, dass es eine Neuauflage geben wird. Immerhin hat das Dorf noch viel mehr Wissens- und Liebenswertes zu bieten. Angedacht hat der Ortschaftsrat auch, die Bevölkerung zu einem geschichtsträchtigen Diavortrag mit historischen Dokumenten einzuladen.

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