Wohin nur mit all den Wassermassen bei einem Starkregen" Die Landwirte sehen sich selbst in der Pflicht und werden zügig erste Maßnahmen zum Schutz vor Schlammlawinen von den Feldern umsetzen. Kritik gab es bei einer Info-Veranstaltung in Welmlingen an der Gemeinde. Die Verwaltung sei einfach langsam. Von Marco Schopferer Welmlingen. Es ist ein kompliziertes Thema, und schnelle Lösungen gibt es nicht. Darin waren sich die zwei Dutzend Zuhörer am Ende der Veranstaltung zum Hochwasser einig. Rolf Hess, Fachbereichsleiter Landwirtschaft beim Landratsamt Lörrach, hatte ein eindrucksvolles Rechenbeispiel parat: Wenn über Welmlingen 40 Liter pro Stunde und Quadratmeter abregnen, kommt vom Eichwald auf der 650 Meter langen und rund 250 Meter breiten Fläche (und einer 50-prozentigen Bodeninfiltrierung) eine 3250 Kubikmeter große Wasserwalze auf das Dorf in Höhe der Haselstraße zu. Beim letzten Starkregen am 25. Juni fielen sogar um die 50 Liter. Landwirt Aron Weiß machte deutlich, dass die in den letzten Wochen diskutierten Lösungen von Seiten der Landwirtschaft gar nicht so einfach umsetzbar seien. Ein Maisacker bringe nun mal 300 bis 400 Euro mehr Erlös pro Hektar als der Getreideanbau, eine Absprache unter den Landwirten über Saatwechsel sei in der Praxis also gar nicht so einfach. Und doch will Weiß nun eigenverantwortlich vorangehen: „Ich teile den vier Hektar großen Acker, baue im Wechsel Mais und Weizen an“. Das bedeute für ihn mehr Arbeit und weniger Erlös. Nur so könne die Landwirtschaft aber auch künftig in einem harmonischen Miteinander mit den Bewohnern leben, fand Gemeinderat und Haupterwerbslandwirt Gerd Bahlinger. Doch egal, was auch immer angepflanzt wird, und wie gepflügt oder ob gegrubbert wird, ein Problem bleibt dann doch: Gesättigte Böden können schlicht nicht mehr als ein gewisses Maximum aufnehmen. Ein vorbildlicher Pflanzwechsel sorge lediglich dafür, dass keine Schlammlawine ins Dorf rollt, sondern die Keller mit eher klarem Wasser vom Hang aus geflutet werden. Und hier sah man dann die Gemeinde in der Pflicht. „Die Verwaltung ist einfach ein lahmer Gaul“, sagte Werner Wißner junior bei der anschließenden Diskussion und berief sich dabei auf seine langjährigen Erfahrungen als Ortsvorsteher und Gemeinderat. Nur wer jemals die Schlammmassen im Keller hatte, könnte die Thematik auch verstehen. Ortschaftsrat Jörg Weiß kritisierte die Verwaltung ebenfalls: „Ich kann nicht nachvollziehen, warum man sieben Jahre für die Planung einer Abwasserrinne braucht.“ Er verlangte, dass die Kommune „sofort mildernde Maßnahmen einleitet“, denn „die Gemeinde hat die Verantwortung, das Eigentum der Bürger zu schützen“. Konkret verlangte man an diesem Abend, dass beim Egringer Weg die Straße aufgebaggert wird, um überschüssiges Regenwasser in die dortige Leitung zu führen. Auch Anwohner Siegfried Kretschmer sah die Gemeinde in der Pflicht. Er verstehe nicht, warum in Bad Bellingen millionenschwere Hochwasserschutzmaßnahmen diskutiert würden und er vom hiesigen Bürgermeister nur zu hören bekomme, dass man kein Geld habe. Gerd Bahlinger versprach, das Thema am Dienstag in den Verwaltungsausschuss einzubringen. Er wolle darauf pochen, dass die Gemeinde Sondermittel für Hochwasserbekämpfung gerade in Welmlingen zur Verfügung stelle. Ortsvorsteher Richard Ludin versicherte, sich ebenfalls für zusätzliche Mittel einzusetzen.