Eimeldingen Der KBC-Chef kam regelmäßig heim zum Jassen

Weiler Zeitung
Hans Unterseh Foto: zVg Foto: Weiler Zeitung

Ortsjubiläum: Portraits bekannter Eimeldinger (6): Der Unternehmer – Hans Unterseh (1930 – 2006)

Von Boris Burkhardt

Eimeldingen. Mit 65 Jahren geht Hans Unterseh 1995 schweren Herzens in den Ruhestand. 30 Jahre lang war der gebürtige Eimeldinger Vorstandsvorsitzender der damals größten Stoffdruckerei in Europa, KBC, mit Sitz in Lörrach und vielen Niederlassungen in der ganzen Welt. Doch die Aktionäre wollten den Konzern zerschlagen, Mitarbeiter entlassen. Unterseh will das nicht mehr mittragen.

Unterseh habe sich mit Leib und Seele der Arbeit verschrieben, erinnerten sich seine Schwester Rosa Stiegeler, Frau Lore und Tochter Evelyne Unterseh kurz nach seinem Tod. Ein gutmütiger, großzügiger Mensch sei er gewesen, der für jeden ein gutes Wort übrig gehabt habe.

Unterseh war geschäftlich viel in der Welt unterwegs. 1979 überlebte er mit seiner Frau nur knapp einen schweren Unfall: Auf einer Geschäftsreise nach Asien stürzte das Flugzeug über Griechenland ab und riss 14 Passagiere in den Tod.

Trotz Weltreisen und eigener Familie in Lörrach vergaß Unterseh jedoch nie seinen Geburtsort Eimeldingen: Oft besuchte er das Elternhaus in der Dorfstraße, wo Schwester Rosa mit ihrem Mann lebte. Besonderen Spaß habe der Konzernchef mit seinen Geschwistern beim Jassen gehabt.

Unterseh kam am 15. August 1930 als jüngstes Kind der Eimeldinger Seidenfärberfamilie Josef und Frieda Unterseh zur Welt. In seiner Jugend war die Mitarbeit in der elterlichen Landwirtschaft Pflicht. Er war ein guter Schüler, spielte Fußball in Haltingen und hatte es seinen Angehörigen zufolge faustdick hinter den Ohren. So habe er während der Besatzung nach dem Krieg den Franzosen eine Kiste mit Handgranaten geklaut und sie in der Kander explodieren lassen.

Später legte Unterseh bei bei Koechlin, Baumgartner & Cie., kurz KBC, eine Bilderbuchkarriere hin: Nach der Lehre ab 1947 erhält er bereits 1955 Handlungsvollmacht; 1960 ist er Verkaufsdirektor für das Inland, je zwei Jahre später stellvertretendes beziehungsweise ordentliches Vorstandsmitglied, 1965, mit nur 35 Jahren, Vorstandsvorsitzender.

1956 heiratete Unterseh die Eimeldingerin Lore Stoll; der „Funken“ sprang beim gemeinsamen Kränzeln der Dorfjugend über. Aus der glücklichen Ehe gingen vier Töchter hervor.

Während Unterseh bei der KBC Chef ist, habe sie im Haushalt das Sagen, erzählte seine Frau. Blaue Briefe und schlechte Noten habe sie meist für sich behalten; doch der Familienvater ließ es sich nicht nehmen, seine Töchter fast jeden Morgen in die Schule zu bringen. An den Wochenenden habe er sich im Tischtennisspielen und Wettrennen geübt.

Streng sei Unterseh allerdings bei Männerbesuchen seiner Töchter geworden: Sie seien mürrisch begrüßt und kritisch unter die Lupe genommen worden, bevor sie akzeptiert worden seien. Auch beim Essen im Restaurant setzte er meist seinen Kopf durch: Er bestellte für den ganzen Tisch, damit der Koch keine Umstände habe.

Nach 1995 hielt es Unterseh nur vier Jahre im Ruhestand: Der neue Besitzer der KBC bat den erfolgreichen Direktor, als Aufsichtsratsvorsitzender zurückzukommen. Damals beschäftigt die KBC Lörrach noch 1200 Menschen; doch der Niedergang war unaufhaltsam. Die Entwicklung seiner Firma nahm den parkinsonkranken Unterseh sehr mit.

Dennoch blieb er am Ruder bis 2006, als er in seinem Ferienhaus in der Toscana am 3. August, zwei Wochen vor seinem 76. Geburtstag, friedlich einschlief. Kurz nach seinem Tod wurde Unterseh in einer Umfrage zum beliebtesten Lörracher, auf dem ersten Platz noch vor Johann Peter Hebel, gekürt.

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