Eimeldingen Die Markgräfliche Herberge gibt es seit 1475

Weiler Zeitung

Gasthaus: Geschichte des Eimeldinger „Ochsen“ / Zukunft ist jedoch weiter ungewiss

Von Frank J. Ebner

Eimeldingen. Fritz Schülin, akribischer Erforscher des Markgräflerlandes, attestierte dem Eimeldinger „Ochsen“ „eine erste Stelle unter den historischen Gaststätten im Markgräflerland“. Drei Dinge sprechen dafür, dass er mit dieser Einschätzung richtig liegt: das Alter des Anwesens, seine Lage und die baulichen Besonderheiten.

Markgraf Rudolf IV. erwarb im 15. Jahrhundert das Anwesen des heutigen „Ochsen“, das zuvor ein Heintzi Steinkeller „ingehept“ hatte. Das Gut in Eimeldingen war also „Hof der Steinkeller“, dieser Aspekt wurde später in den Gasthausnamen integriert. Der Markgraf als neuer Besitzer verlieh den Lehensinhabern ab 1475 das Recht eine Herberge zu führen. Selbstverständlich waren damit umfangreiche Abgaben an die Rötteler Herrschaft verbunden. Immerhin verfügte das Herbergslehen über reiche Güter: Häuser, Scheunen, Gärten, Äcker, Matten und Reben.

Erster namentlich genannter Inhaber des Steinkellerhof Lehens war 1547 Martin Göterscher, 1579 erschien einer seiner Nachkommen, Conrad Schwarzwälder, als Lehenswirt. Die Schwarzwälder entwickelten sich zu einer einflussreichen Eimeldinger Familie, welche zeitweise auch den Vogt stellte. Der letzte dieses Geschlechts, mit Vornamen Fritz (1691 bis 1753), siegelte seine Briefe bereits mit dem Metzgerbeil und führte das Gasthausschild „Ochsen“.

Ab 1766 wirtete das Geschlecht der Roth, die mit den Schwarzwälder verwandt waren. Seinem ältesten Sohn (der den Vornamen des Vaters trug) konnte Johann Wilhelm Roth Senior 1832 das neu erbaute Speditionshaus auf der gegenüber liegenden Straßenseite übereignen. Der Jüngere, Bartholomäus, erhielt den Gasthof und ließ kurz darauf (um 1840) die Gebäude in ihrer heutigen Form errichten.

Der Steinkellerhof „Ochsen“ liegt an einer uralten, schon von den Römern genutzten, Nord-Süd-Achse. Diese war bis zum Bau der Eisenbahn (1850) über Jahrhunderte hinweg Hauptverkehrsader des Oberrheingebietes. Der Gasthof verband die seinerzeit weitbekannte Poststation „Kalte Herberge“ mit der wichtigen Grenzmetropole Basel. Die Lage hatte allerdings auch Nachteile: In Kriegszeiten wurde besonders entlang der alten Straße mühsam erworbener Wohlstand durch Zerstörung und Plünderungen in kürzester Zeit wieder vernichtet.

Ab 1811 war im „Ochsen“ der Großherzogliche Hauptzoll in Person eines Oberzollers untergebracht, der hier über zwei Zimmer, Küche, Speisekammer und „etwas Platz im Vorkeller“ verfügte.

Den Gasthofkomplex jener Jahre muss man sich als pulsierenden Mikrokosmos, bestehend aus Post- und Wegestation, Herberge, Hauptzollamt und Speditionsbetrieb vorstellen. An die einstige überregionale Bedeutung des Ensembles erinnern noch die beeindruckenden Gewölbekeller, sie stehen unter Denkmalschutz.

Die „Ochsen“-Geschichte der Neuzeit beginnt mit dem Ende der Roth-Dynastie. Der Gasthof ging 1911 an Eugen Kaufmann, nach seinem Tod verkauften die Erben das Traditionsgasthaus 1962 an Johann Rothmeier aus St. Blasien und seine Frau. Sie ließen damals notwendige Renovierungen durchführen und die schönen Fenster einsetzen, welche rund zehn Schlösser und Burgen der Region abbilden. Über drei Generationen blieb das Haus im Besitz dieser Familie, bis es im April an einen Weiler Investor der Immobilienbranche verkauft wurde. Nun scheint vermehrt Interesse an der Umgestaltung des Areals zu bestehen. Möglich, dass durch den noch bestehenden „Veränderungsschutz“ eine Galgenfrist zum Erhalt dieses Ensembles bleibt.

n Einkehrmöglichkeiten bei 70 solcher Traditionsgasthöfe sowie deren Geschichte werden im Internetportal www.historische-gasthaeuser.de beschrieben.

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