Existenzgründung "Gründer sein steckt in einem"

Peter Ilg
Geschäftsidee Männersocken: Lukas Pulkert und Maria Pentsch. Foto: von Jungfeld

Manchen liegt es im Blut, ihr eigenes Ding zu machen. Wer es wagt, in Baden-Württemberg ein Unternehmen zu gründen, hat überdurchschnittliche Erfolgschancen.

Stuttgart - Was war zuerst da: die Henne oder das Ei? Auf diese Frage wird es vermutlich nie eine Antwort geben, ebenso wenig wie auf diejenige, die sich Gründer stellen: macht das Produkt oder die Person eine Idee erfolgreich? Der 23-jährige Lukas Pulkert setzt auf den Menschen. 'Wer ein Unternehmen gründen will, findet auch ein passendes Produkt.' Gründer sein stecke in einem. Die Idee komme dann zwangsläufig. Bei ihm sind es bunte Premium-Socken für Männer. Pulkert lebt in Mannheim, dort hat er Maria Pentschev (28) kennengelernt. Gleichberechtigt haben sie das Modelabel 'von Jungfeld' und die Firma stilfaser gegründet. 'Auch sie träumte davon, ihr eigenes Ding zu machen. Darüber haben wir oft gesprochen.'

Im September 2012 war es so weit, das Unternehmen wurde gegründet. Einige Monate später war ein Produzent gefunden, und von April 2014 an wurden die ersten Socken verkauft - in repräsentativen Boxen zu ein, drei, sechs oder neun Paar. In einem Shop im Internet und einem Geschäft in Mannheim. Inzwischen haben rund 250 Läden die bunten Socken im Programm. Der Topseller ist die Sechser-Box für 49 Euro. Socken sind nach Pulkerts Meinung das einzige emotionslose Kleidungsstück. 'Das wollen wir ändern.' Hochwertige Qualität, in Deutschland produziert und Socken, die Stil haben. Pulkert und Pentschev sind im Nebenjob Studenten, und beide schreiben zurzeit an ihrer Abschlussarbeit, er in Kultur und Wirtschaft, sie im Musikmanagement. Seit fast zwei Jahren kümmern sie sich hauptberuflich um ihr Unternehmen. Von Anfang an wurden Pentschev und Pulkert von Business-Angels unterstützt.

2013 stieg die Anzahl der Gründer in Deutschland um zwölf Prozent

Die beraten und begleiten eine Gründung. Und sie sind Geldgeber. Dafür bekommen sie Geschäftsanteile - in der Hoffnung auf Gewinne. Das ist deren Rendite. Pulkert ist mit dem bisherigen Geschäftsverlauf zufrieden. In knapp zwei Jahren hat das Unternehmen Socken im niedrigen sechsstelligen Bereich verkauft. Im Jahr 2013 stieg die Anzahl der Gründer in Deutschland um zwölf Prozent auf 868 000. Etwa jede zehnte Gründung findet in Baden-Württemberg statt. Der Zuwachs hier: 1,2 Prozent. Der typische Gründer ist männlich, mittleren Alters und zunehmend chancenorientiert. 'Menschen machen sich selbstständig oder gründen ein Unternehmen, weil sie Ideen umsetzen wollen', sagt Georg Metzger von der KfW Bankengruppe und dort zuständig für den 'Gründungsmonitor'. Nach der Studie 2014 werden Notgründungen beispielsweise aufgrund von Arbeitslosigkeit seltener, was an der guten Arbeitsmarktlage liegt.

Die typische Gründung ist eine Dienstleistung wie Handel, Gastgewerbe und Freiberuflichkeit. Drei von vier Gründungen spielen sich in diesem Umfeld ab. Die meisten gründen im Nebenerwerb aus einer Vollbeschäftigung heraus, oder um als Student oder Schüler etwas hinzuzuverdienen. Zwei von drei Gründern setzen für ihre Idee Finanzmittel ein, jeder fünfte ist auf externe Mittel angewiesen. Etwa die Hälfte dieses Kapitals stammt aus Bank-, ein Viertel aus Förderkrediten, und zu zehn Prozent werden Mittel von der Familie und Freunden genutzt, ist ein weiteres Ergebnis der KfW-Studie. Dieses Institut vergibt Förderkredite über die Hausbanken.

Eine andere finanzielle Förderstelle in Baden-Württemberg ist die L-Bank. Im Bundesdurchschnitt liegt Baden-Württemberg im Mittelfeld bei den Gründungen je Einwohner. 'Doch wenn in diesem Bundesland gegründet wird, sind die Erfolgsaussichten höher als andernorts in Deutschland', sagt Metzger. In Baden-Württemberg gegründete Start-ups bestehen länger am Markt, und sie sind innovationsgetriebener. Das hat mit den guten Jobmöglichkeiten hierzulande zu tun, die in den Wind geschlagen werden, um eine Gründungsidee zu verfolgen. In Gesamtdeutschland sind nach drei Jahren 30 Prozent der Gründer vom Markt verschwunden. Metzger geht davon aus, dass es im Ländle einen höheren forschungs- und technologieorientierten Anteil an Gründern gibt als im Bundesdurchschnitt. Die drei Erstplatzierten beim Landespreis 2014 für die außergewöhnlichste Gründungsidee bestätigen seine These.

Den ersten Platz belegt Nox the Robot aus Pforzheim. Der individuell programmierbare und 2,4 Meter hohe Roboter kann als Werbemittel für die unterschiedlichsten Kampagnen eingesetzt werden. Auf Platz zwei lag GraviPlant UG aus Stuttgart. Das Unternehmen hat sogenannte Klinostaten aus der Forschung für den täglichen Gebrauch weiterentwickelt. Diese täuschen Pflanzen das Fehlen der Schwerkraft vor und ermöglichen so ein Wachstum in unterschiedliche Richtungen, beispielsweise horizontal. Den dritten Platz belegte Rofobox aus Kornwestheim mit einer Serviettenfaltmaschine für die Gastronomie. Der Wettbewerb wird veranstaltet von der Initiative für Existenzgründungen und Unternehmensnachfolge (ifex) am Ministerium für Finanzen und Wirtschaft Baden-Württemberg. Auf der Seite www.gruendung-bw.de können sich Gründer einen Überblick über die Möglichkeiten der Gründungsunterstützung verschaffen.

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