Fantasy Filmfest Stuttgart Frauenleichen und laichende Frauen

Wolfram Hannemann
Arnold Schwarzenegger in „Maggie“ Foto: Filmfest

Der Gruselfilm lebt! Das beweist derzeit die Programmauswahl des 29. Fantasy Filmfests im Stuttgarter Kino Metropol – und zeigt noch bis zum 30. August neben Science-Fiction-Abenteuern und Thrillern sehr viele Horrorschocker.

Stuttgart - Zusammengekauert sitzt der alte Vater im Wohnzimmer des Farmhauses und wartet im Morgengrauen darauf, dass seine Tochter aus ihrem Zimmer kommt. Vor wenigen Tagen erst hatte er um ihr Leben gekämpft, nur um es jetzt zu beenden: Die Seuche, die Menschen zu Zombies werden lässt, hat auch sie erwischt. Der Schmerz ist ihm ins Gesicht geschrieben. Am Freitagabend wurden die Zuschauer in einem gut gefüllten Kinosaal Zeugen, dass Arnold Schwarzenegger sich inzwischen zu einem äußerst sensiblen Schauspieler entwickelt hat.

„Maggie“ heißt der Streifen und war einer der Höhepunkte am ersten Wochenende des Fantasy Filmfests, das seit Donnerstag wieder im Stuttgarter Metropol-Kino gastiert und eine Palette neuer Genrefilme aus den Bereichen Thriller, Science-Fiction und Horror präsentiert. „Bei Letzterem liegt in diesem Jahr der Schwerpunkt“, so Andreas Bernauer vom Veranstalter Rosebud Entertainment am Eröffnungsabend. „Damit kehrt das Festival nach längerer Zeit wieder zu seinen Wurzeln zurück“, sagt Bernauer weiter. „Auch gibt es in diesem Jahr besonders viele Produktionen zu sehen, die so neu sind, dass sie noch nicht einmal einen deutschen Abnehmer gefunden haben und daher nicht schon direkt nach Ende des Festivals in den DVD-Regalen zu finden sind.“

Eröffnung mit "Kill Your Friends"

Eröffnet wurde der filmische Reigen mit der britischen Bestsellerverfilmung „Kill Your Friends“, einer ebenso kompromisslosen wie sarkastischen Abrechnung mit der Musikindustrie Ende der 1990er Jahre. In dem von Owen Harris inszenierten Film spielt Nicholas Hoult einen Musikmanager, der Karriere, Profit und Koks über alles stellt und zum Erreichen seiner Ziele im wahrsten Sinne des Wortes über Leichen geht. Das Publikum war begeistert, die Filmschau eröffnet.

Immer dann, wenn es bereits im Vorfeld Berichte gibt, dass es während der Premiere eines bestimmten Films zu Ohnmachtsanfällen kam oder Zuschauer sich gar übergeben mussten, gerät ein Besuch auf dem Fantasy Filmfest sogar für hartgesottene Kinogänger zu einer kleinen Mutprobe.

In diesem Jahr wurde diese zweifelhafte Ehre dem kanadischen Horrorfilm „Bite“ von Chad Archibald zuteil. Da wird eine junge Frau ausgerechnet während des Kurztrips anlässlich ihres Junggesellinnenabschieds in einem exotischen Badesee von etwas Unbekanntem gebissen. Wieder zu Hause, entwickelt sich der kleine Biss zu einem Riesenproblem. Nicht nur ist die Gute plötzlich schwanger und mutiert innerhalb weniger Stunden zu einem schleimspuckenden Monster, sondern sie laicht auch noch!

Als die ungeliebte Schwiegermutter schließlich an ihre Tür klopft, macht der Film einem alten Sprichwort alle Ehre: „Schwiegermutter Drachenfutter!“ Man mag den Film nun als Metapher für die vielen Stadien einer Schwangerschaft sehen oder einfach nur als blanke Horrormär – ekeln wird man sich in jedem Fall. Allerdings nicht so sehr, um in Ohnmacht zu fallen. Das könnte vor allem daran liegen, dass es das Drehbuch mit Logik und gesundem Menschenverstand nicht so genau nimmt und damit viele Härten des Films unfreiwillig komisch aussehen lässt.

"Backtrack" und "The Sixth Sense"

Von ganz anderem Kaliber ist der australische Mystery-Thriller „Backtrack“, in dem Adrien Brody einen Psychologen spielt, der an seinem eigenen Verstand zu zweifeln beginnt. Der von Michael Petroni sehr souverän inszenierte Film wandelt auf den Spuren von „The Sixth Sense“. Auch wenn Vielgucker den Thriller an der ein oder anderen Stelle als etwas verräterisch empfinden werden, bleibt er dennoch bis zum Schluss spannend. Sounddesign, Schnitt, Kameraarbeit und Musik bilden hier eine perfekte Symbiose, die Adrenalinschübe erzeugt.

Mit „The Connection“ von Cédric Jimenez servierte das Festival einen besonderen Leckerbissen für Fans französischer Gangsterfilme – top besetzt mit Jean Dujardin als eifrigem Untersuchungsrichter und Gilles Lellouche als dessen Gegenspieler, einem Drogenboss. Routiniert in Szene gesetzt und angesiedelt im Marseille der 1970er Jahre, ist der Film wie geschaffen für die große Kinoleinwand.

Wer am vergangenen Wochenende auf den Geschmack gekommen ist, dem gibt das Fantasy Filmfest noch reichlich Gelegenheit, in die spannende und oft sehr blutige Welt des Genrekinos einzutauchen. Bis kommenden Sonntag buhlen 37 weitere Produktionen um Aufmerksamkeit. So beispielsweise „Strangerland“ (Samstag), ein Thriller mit Topbesetzung (Nicole Kidman, Hugo Weaving), in dem sich ein Paar im australischen Hinterland auf die Suche nach seinen verschollenen Kindern macht. An diesem Dienstag beschwört der australische Regisseur Joseph Sims-Dennett in „Observance“, einem Kammerschocker mit der Atmosphäre nahenden Unheils, den Geist von Roman Polanskis „Ekel“.

Am Freitag dann wird in den „Bunker“ eingeladen, einen der bizarrsten Filme des Festivals. Stilsicher inszeniert von Nikias Chryssos, einem Absolventen der Filmakademie Baden-Württemberg, der seinen Film persönlich vorstellen wird. Ein weiterer Regisseur, der dem Publikum Rede und Antwort stehen wird, ist Benni Diez. Sein mit atemberaubenden visuellen Effekten gespicktes Spielfilmdebüt „Stung“ (Sonntag) verspricht Trash-Kino vom Feinsten, wenn mutierte, riesige Insekten eine Gartenparty aufmischen. Was könnte passender sein zu dieser Jahreszeit!

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