FC Basel Adiós!

Die Oberbadische
Verabschiedet sich überraschend mit dem Titel und dem Cupsieg: Matías Delgado, Basels Regisseur, ist „erschöpft“. Foto: FC Basel Foto: Die Oberbadische

FC Basel: Matías Delgado beendet Karriere

Fußball-Basel steht unter Schock: Eine Stunde nach dem Abpfiff der Partie des FCB gegen Luzern tritt Matías Delgado vor die Medien und verkündet seinen sofortigen Rücktritt. Der Kapitän, die Identifikationsfigur, der Regisseur geht von Bord und weint. „Ich bin erschöpft“ sagt der Argentinier, der im Dezember 35 Jahre alt wird.

Von Mirko Bähr

Basel. Die Kicker des FC wissen nichts von diesem Schritt, als sie gegen den FC Luzern antreten und mit 3:1 den ersten Saisonsieg einfahren. Erst nach der Partie geht Delgado in die Kabine und teilt seinen Teamkameraden seine persönliche Entscheidung mit. „Es wurde sehr emotional“, ließ Sportchef Marco Streller wissen.

Er und Coach Raphael Wicky wurden am Vortag von Delgado zu einem Gespräch gebeten, bei dem der Argentinier mitteilte, dass er sofort aussteigen wolle. Die beiden FCB-Verantwortlichen mussten sich erst einmal sammeln.

Streller ging gleich sein eigener Abschied im Frühling 2015 durch den Kopf. Auch der jetzige Sportchef hatte kurz zuvor seinen Vertrag erst um ein Jahr verlängert. „Ich merkte damals, dass es nicht mehr passt“, erzählt er. Und so machte er auch keine Anstalten, Delgado nochmals umzustimmen. „Wenn es soweit ist und der Tag da ist, dann ist das so. Es gibt kein Zurück mehr.“

Im Sommer 2013 kehrte Delgado nach sieben Jahren zurück zum FCB und unterschrieb einen Vierjahresvertrag mit einer Laufzeit bis zum 30. Juni 2017, den er im Februar dieses Jahres um ein weiteres Jahr verlängerte. Diese Rückholaktion, Degado kam vom al-Jazira Club aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, wurde zunächst als Millionen-Flop angesehen. Zu selten konnte der Regisseur glänzen. Er brauchte eine Weile um sich zu akklimatisieren.

Er konnte das Spiel lesen, lenkte und dirigierte

Nachdem ihn dann Urs Fischer zum Kapitän machte, zeigte der Argentinier aber, warum ihn die Fans bereits in seiner ersten Zeit beim FCB zwischen 2003 und 2006 so liebten. Delgado war ein begnadeter Kicker, er lenkte und dirigierte, hatte die Fäden in der Hand. Einer, der das Spiel lesen konnte, einer der Pässe präzise zu seinen Mitspielern brachte, torgefährlich und mit einer Schussgewalt gesegnet war, die seinesgleichen sucht.

Im Nachwuchs von River Plate begann seine Karriere, als Profi spielte er bei den Chacarita Juniors, ehe ihn FCB-Chefscout Ruedi Zbinden entdeckte und Delgado als 20-Jähriger in Basel landete. Zwei Meistertitel und einen Cupsieg später zog es den Mittelfeldakteur im Sommer 2006 weiter in die Türkei zu Besiktas Istanbul. Dort verbrachte er vier Jahre, gewann einmal die Meisterschaft, zweimal den Pokal sowie zweimal den Supercup. Als Kapitän wechselte er im Sommer 2010 in die Wüste.

Nun, sieben Jahre später, sagt Delgado im Medienzentrum im Beisein seiner Frau, seiner Kinder und seiner Mutter: „Ich fühle mich nicht mehr hundertprozentig in der Lage, volle Leistung zu bringen.“ Er weint: „Ich bin erschöpft.“

Es ist das Ende der Karriere eines Fußballers, der sich in die Herzen der Fans gespielt hat. Das unterstreicht die Aktion der Muttenzerkurve, die das Medienzentrum aufsuchte und sich an Delgado wendete: „Ist das wirklich wahr?“, fragt ein Fan auf Spanisch, dann stimmte die Gruppe Fangesänge an.

„Es ist ein schwieriger Tag, und er kommt unerwartet. Ich beende meine Karriere. Ich liebe den Klub, die Stadt. Aber ich fühle mich nicht mehr zu hundert Prozent in Topform“, sagt er in spanischer Sprache. „Und ich weiß, dass ich es nicht mehr schaffen werde. Es ist mir ein Anliegen, mich zu entschuldigen – vor ein paar Monaten habe ich meinen Vertrag verlängert. Ich möchte fair sein.“

Wie es weiter geht?  Matías Delgado weiß es schlicht nicht. Vorstellbar sei es, dass er und seine Familie in Basel bleiben. Und auch beim FCB hat man sich noch keine Gedanken gemacht. „Ich will nichts dementieren oder ausschließen, aber im Moment haben wir Vertrauen in den Kader, der uns zur Verfügung steht.“

„Mati war kein Problem, sondern Teil der Lösung“

Raphael Wicky wurde von diesem Schritt ebenfalls kalt erwischt: „Ich habe einen wundervollen Fußballer und wundervollen Menschen kennengelernt. In der Vorbereitung sagte mir Matí einmal, er wolle nicht zum Problem werden. Ich antwortete ihm, dass er kein Problem sei, sondern Teil der Lösung.“

Delgado war eine Integrationsfigur beim FCB. Einer, der keine großen Töne spuckte, sondern lieber Taten auf dem grünen Rasen sprechen ließ. Delgado geht als einer der Größten in der 124-jährigen Geschichte des FCB. Dass ihm der Rücktritt nicht leicht gefallen ist, das zeigen seine Tränen.

Und für Streller ist klar: „Mati ist nicht in Basel geboren, aber ist ein Basler geworden.“

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