Von Mirko Bähr Was für ein Fußball-Menü: Gareth Bale, James Rodriguez, Karim Benzema, Toni Kroos und Cristiano Ronaldo. Da bleibt einem doch glatt der Stadion-Klöpfer im Hals stecken. Die Königlichen geben sich die Ehre, während einem vor lauter Staunen der Senf auf die Winterjacke tropft. Es ist angerichtet. Die Champions League-Speisekarte im Drei-Sterne-Lokal „Joggeli“ verspricht einen echten Leckerbissen: Real Madrid. Gut zwei Stunden später, der letzte Krümel ist aufgespeist. Hat es denn gemundet" Bedingt. Die große Geschmacks-Sensation ist nämlich ausgeblieben. Statt kulinarischen Gaumenfreuden wurde Hausmannskost serviert. Viele der 36 000 Gäste hatten von den kickenden Sterneköche der Madrider Weltauswahl eine feine Hummercremesuppe erwartet. Kredenzt wurde jedoch eine bodenständige Flädlesuppe. Nicht schlecht, kein Grund zur Beschwerde, aber eben keine Geschmacksexplosion. Während also die Sterneköche eher lau, ohne Würze, ohne den nötigen Pep ihren Kochlöffel schwangen, zeigten die Lehrlinge in ihren rotblauen Schürzen Leidenschaft. Und dabei rührten die Basler nicht nur Beton an. Im Gegenteil. Mit viel Engagement, Disziplin und mit schnellem Arbeitstempo machten sie ihrem scheinbar übermächtigen Gegner das Leben schwer, wie der walisische Vertreter des spanischen Vorzeigelokals, Gareth Bale, nach dem Menü anerkannte. Der deutsche Sternekoch Toni Kroos machte den Grund für das fade Hauptgericht aus. Der Arbeitsplatz habe eine Meisterleistung mit viel Esprit schlicht nicht zugelassen. Uneben und viel zu hart sei das Terrain gewesen, auf das sie sich begeben mussten. Ein Lob hatte er dagegen für die Koch-Azubis parat. „Sie haben es gut gemacht und uns nicht zur Entfaltung kommen lassen“, teilte er mit. Entschuldigen wolle er sich aber nicht für den Sieg seiner Equipe, die sich wieder einmal auf ihren Chefkoch mit portugiesischem Einfluss, Cristiano Ronaldo, verlassen durften. Das ist schon hohe Kochkunst. Man sieht in kaum in Aktion, doch wenn es ans Eingemachte geht, ist der große Star zur Stelle. Ronaldo machte auch in Basel den Unterschied aus. Sein siegbringendes Werk, das ihm der französische Küchenmeister Karim Benzema schon halb fertig servierte, war aber weder außergewöhnlich noch ein echter Blickfang, doch es reichte, um das Koch-Duell für sich zu entscheiden. Real Madrid genügte im vorletzten Spiel der Gruppe B eine durchschnittliche Leistung, um couragierte Basler, die eine starke Leistung an den Tag legten, in die Schranken zu weisen. Die FCB-Kicker standen von der ersten Minuten an sehr stabil und sicher in der Defensive. Kamen die Hausherren an den Ball, dann ging es meist mit Tempo nach vorn. Ein ständiger Unruheherd war Breel Embolo, dem aber auch viele Aktionen misslangen. Beteiligt an sämtlichen Offensivaktionen auch der quirlige Derlis Gonzalez. FCB-Stürmer Shkelzen Ga-shi hätte fast im Alleingang seine Farben auf die Siegerstraße bringen können, doch seine Abschlussversuche in der 56. und 66. Minute waren schlicht zu harmlos. FCB-Youngster Embolo scheiterte in der 67. an Real-Schlussmann Keylor Navas, der derzeit Real-Ikone Iker Casillas aus dem Kasten verdrängt hat. Es sollte nicht sein. Als auch Basels Ahmed Hamoudi die letzte Chance der Partie in der Nachspielzeit vergeigt hatte, war Schluss. Während die Basler, bei denen Routinier Philipp Degen heiß lief und mit seiner kompromisslosen Art seine Mitspieler pushte, einen Punkt gegen die Übermannschaft verpassten und entsprechend enttäuscht Richtung Kabinen stapften, durften sich die Königlichen über ihren 15. Pflichtspielsieg in Folge freuen. Der Vereinsrekord wurde damit eingestellt. Mit Ruhm bekleckert hatten sie sich aber nicht. „Wir wollten gewinnen, dieses Ziel haben wir erreicht“, ließ Toni Kroos wissen. Dem bleibt nichts hinzuzufügen. Außer, dass Madrid auch zwei richtig gute Möglichkeiten besaß, um das Spiel früher zu entscheiden. Bale zimmerte den Ball nach 75 Minuten an die Unterkante der Latte, während Ronaldo zwei Minuten später nur den Außenpfosten traf und es damit versäumte, seine Trefferanzahl in der Champions League auf 71 zu erhöhen. Die Basler brauchen sich nicht zu grämen. Es war ein weiterer Schritt nach vorn, und vor allem: Die Chancen , weiter im Konzert der Großen mitmischen zu dürfen, nämlich das Achtelfinale der Champions League zu erreichen, sind vor dem letzten Spieltag intakt. Um als Zweiter die Gruppenphase abzuschließen, benötigen Kapitän Fabian Frei & Co. einen Punkt beim Gastspiel an der Anfield Road. Und das ist durchaus möglich, wenn man sich die Leistungen des FC Liverpool derzeit anschaut. Nach dieser Leistung der Sterne-Mannschaft aus Madrid könnte man fast meinen, dass viele Köche den Brei verderben. Mit dieser Leistung haben die Spanier die Aufnahme in den Gault Millau verpasst. Wobei: Wenn es drauf ankommt, servieren sie hohe Kochkunst. Diesmal aber hat die Basler Küchenmannschaft mehr Biss gezeigt und dem haushohen Favoriten fast die Suppe versalzen.