Dem Landesfrauenrat ist wichtig, dass nicht die Frauen, sondern die Zuhälter und Freier bestraft werden sollen. „Wir haben Zweifel an der Freiwilligkeit“, sagt Angelika Klingel. Das sei – anders als oft behauptet – eben „kein Job wie jeder andere“. Den Frauen bleibe oft nur ein Stundenlohn von acht bis neun Euro. Und 90 Prozent stammten aus den ärmsten Ländern der Welt, in der Landeshauptstadt gebe es praktisch nur noch oft sehr Armutsprostituierte. Häufig stammen sie aus Bulgarien, Rumänien oder Nigeria.
So zufrieden der Landesfrauenrat mit der Arbeit des Ministeriums für Soziales, Familien, Frauen und Senioren ist, so wenig Lob gab es am Montag für die Regierung beim Thema Gleichstellung. „Mangelhaft“ schrieb Angelika Klingel Grün-Rot ins Zeugnis. Vor allem in der Kommunalpolitik seien Frauen noch viel zu wenig vertreten. Der Landesfrauenrat nahm die Kommunalwahl im Mai zum Anlass für eine Zwischenbilanz. Leider, so Angelika Klingel, habe der Landtag die Anregung nicht aufgenommen, dass auf den Kandidatenlisten verbindlich 50 Prozent Frauen – platziert nach dem Reißverschlussprinzip – stehen müssen. Stattdessen habe es nur eine halbherzige Soll-Reglung gegeben, die prompt nicht von Erfolg gekrönt gewesen sei. Die Parteien und Wählervereinigungen setzten das Soll nur teilweise um, auf 2,3 Männer kam rechnerisch eine Frau. So hätten nach der Kommunalwahl 2004 21 Prozent Frauen in den Gemeinde- und Stadtparlamenten gesessen, 2009 22 Prozent und jetzt 23,9 Prozent.
Auch das Ziel, die unterschiedlichen Lebenssituationen und Interessen von Frauen und Männern zu erfassen (Gender Mainstreaming) sei noch weit entfernt, meinte Vorstandsfrau Manuela Rukavina. So sei es in der Seniorenpolitik überfällig, nicht nur „die alten Menschen“ generell zu beleuchten, sondern geschlechterspezifisch die Bedürfnisse zu erfassen. Der Landesfrauenrat fordert, dass kommunale Gleichstellungsbeauftragte gesetzlich verankert werden. „Baden-Württemberg hat da die rote Laterne und ist bundesweit Schlusslicht“, so Rukavina. Sie räumte allerdings ein, dass die Kosten von rund drei Millionen Euro im Haushalt nicht eingestellt seien: „Und wenn das Land sagt, ihr müsst die Leute einstellen, werden die Kommunen das Geld dafür vom Land fordern.“