Von Mirko Bähr Lörrach. 60 Minuten lang plätscherte das Derby zwischen den bis dato sieglosen Teams des FV Lörrach-Brombach und des FSV Rheinfelden fast schon ereignislos vor sich hin, dann überschlugen sich die Ereignisse. Gut 30 Minuten später bejubelten die Hausherren einen 3:0-Sieg, während die Gäste vor Wut schäumten. „Ich fühle mich betrogen“, wurde FSV-Trainer Tobias Bächle deutlich und meinte damit Schiri Stefan Schmidt, der zwei Feldverweise gegen den Gast aussprach und einen Elfmeter des FVLB wiederholen ließ, der nicht den Weg ins Tor gefunden hatte. Die erste Hälfte ist schnell erzählt. Rheinfelden startete gut und hätte durch Marco Beltrani beziehungsweise Musah Musliu in Führung gehen können. Lörrach-Brombach brauchte etwas und war zunächst nur nach Standards gefährlich. Dann hatte der zuletzt viel kritisierte Dominik Krieger seinen Auftritt. Nun traute er sich etwas zu, ließ drei Gegenspieler wie Schulbuben aussehen und schlenzte den Ball in den Winkel – 1:0 nach 37 Minuten. Bis zur 61. Minute gab es nichts Erwähnenswertes mehr. Der FVLB stand defensiv gut, der FSV auch. Das Hauptgeschehen spielte sich im Mittelfeld ab. Dann aber hatte der Unparteiische seinen ersten durchaus spielentscheidenden Auftritt. Bei einem Einwurf unterbrach er die Partie, lief auf Amin Bouhouch zu und hielt ihm die Rote Karte unter die Nase. Dieser fiel aus allen Wolken. Eine versuchte Tätlichkeit mit dem Ellenbogen hatte Schmidt gesehen, das zumindest teilte er den Spielern mit. „Ich habe Schwung geholt und gehe ganz normal zum Luftkampf nach oben“, konnte es Bouhouch nicht fassen. Dann die nächste Szene, die das FSV-Lager erzürnte. Schmidt ließ fünf Minuten später einen Elfmeter wiederholen, den Frank Malzacher an den Außenpfosten gezimmert hatte. Giovanni Masullo, der übrigens den Strafstoß gegen Krieger versucht hatte – da gab es keine zwei Meinungen – soll sich viel zu früh in den Strafraum begeben haben. Wiederholung also. Zu recht, wie die Lörracher meinten. So soll ein Fotograf, der an der Außenlinie auf Höhe des Strafstoßpunktes saß, den Schützen nicht im Bild haben, da sich Masullo bei der Ausführung bereits auf Höhe Malzachers befand. Der schnappte sich danach erneut den Ball, wählte die rechte Ecke und traf nach 67 Minuten zum 2:0. Dann war da noch die Ampelkarte für Masullo in Minute 84, als es bereits 3:0 für die Gastgeber stand. Patrick Kierzek, er war eine echte Bereicherung in der FVLB-Offensive, hatte Daniel Briegel bedient und dieser nach 83 Minuten alles klar gemacht. Zurück zum Platzverweis: Schiedsrichter-Assistent Leonardo Vallone hatte eine Abseitsposition des FVLB gesehen, sie mit der Fahne auch angezeigt. Schmidt sah es zunächst nicht und erkannte dann, warum auch immer, auf Vorteil für den FSV. Dem war aber nicht so. Masullo beschwerte sich und musste zum Duschen. Sichtlich bedient waren nach dem Schlusspfiff die FSV-Spieler und –Funktionäre. Trainer Bächle ließ wissen, dass er so etwas noch nie erlebt habe. „Da waren so viele Sachen. Vier bis fünf entscheidende Fehler“, konnte er es nicht fassen. Er wisse um den schlechten Ruf des FSV. Er sei aber neu dabei und habe schon in Wittlingen im Pokal „grenzwertige“ Entscheidungen mit ansehen müssen. „Gegen Freiburg-St. Georgen ist uns ein Tor nicht anerkannt worden und heute nun das.“ So verliere man die Lust am Fußball, so Bouhouch. Am Ende hatte dem FVLB eine durchschnittliche Leistung zum Derbysieg gereicht. Zu sehr waren die Gäste in Hälfte zwei mit dem Schiri beschäftigt. Da fiel es nicht ins Gewicht, dass die Hausherren trotz Überzahl kaum gefährlich wurden. Es reichte ein gewisse Stabilität im Abwehrverbund, was Mino Bouhabila allerdings nicht klein reden wollte. „Uns war wichtig, dass wir kein Gegentor kassieren.“ Das 1:0 vor der Pause sei sehr wichtig gewesen. Und, dass man trotz der Hektik zu elft zu Ende gespielt habe. „In den letzten 15 Minuten ging es nur darum, das Spiel zu beruhigen.“ Sein Fazit: „Wichtig war, dass wir zu Null gespielt haben. Ich war mir zu 100 Prozent sicher, dass wir unser erstes Saisontor schießen“, so Mino Bouhabila.