Von Mirko Bähr Lörrach. Die Basecap gehört zu seinem Markenzeichen, die Augen leuchten, wenn er über seine Leidenschaft spricht. Er ist freundlich und lacht gerne. Mino Bouhabila ist eigentlich ein lockerer Typ, doch der 30-Jährige ist ehrgeizig. Eine Charaktereigenschaft, die den Co-Trainer des FV Lörrach-Brombach fast in den bezahlten Fußball gebracht hätte. In der Jugend des SC Freiburg war er eine feste Größte, dann machte ihm sein Körper einen Strich durch die Rechnung. „Es lief richtig gut, doch dann hat der Körper versagt“, blickt Bouhabila zurück. Kaputtes Syndesmoseband, kaputte Knie, Probleme mit der Leiste, auch der Rücken zwickte aufgrund der Fehlbelastung. „Ich bin durch ganz Süddeutschland gefahren, war bei sieben verschiedenen Ärzten“, erinnert er sich. Und alle empfahlen: Schluss mit dem Leistungssport. „Das war ein Schock. Ich hatte Ambitionen, und das Gefühl, dass ich es schaffen könnte. Es hätte ja nicht unbedingt die 1. Bundesliga sein müssen, aber auch die 2. oder 3. Liga wäre eine tolle Erfahrung gewesen.“ Im Jahr 2004 beendete er seine viel zu kurze Karriere. Auch in den unteren Ligen zu kicken, das kam für ihn nicht infrage. „Wenn ich eine Stunde Fußball gespielt habe, konnte ich drei Tage nicht laufen“, sagt er. Der Lörracher mit algerischen Wurzeln haderte. Die Enttäuschung war groß, er brauchte etwas, um wieder intensivere Fußballluft zu schnuppern. 2009 heuerte er als Jugendtrainer beim FV Brombach an. „Ich brauchte den Kontakt, das Vereinsumfeld hat mir gefehlt.“ Zusammen mit seinem alten Spezl Frank Malzacher sowie Fabian Rabe und Simon Scherzinger trainierte er die C-Jugend. „Eine tolle Erfahrung“, schmunzelt er. In diesem Alter begann damals auch Bouhabilas Fußballer-Karriere auf hohem Niveau. Mit viereinhalb Jahren schnürte er zum ersten Mal seine Kickschuhe für den FV Lörrach. Dort blieb er zehn Jahre, kickte unter anderem in der Südbadischen Auswahl, um dann in die U15 des FC Basel zu wechseln. Dort blieb er ein Jahr. Dann klopfte wieder der SC Freiburg an. Bouhabila überzeugte in der U17 und wurde von Christian Streich schnell in die U19 hochgezogen. „Es lief super. Herr Streich ist ein phänomenaler Trainer. Ich habe eh nicht verstanden, warum er so lange nicht im Blickpunkt stand. Er verfügt über einen überragenden Fußball-Sachverstand und ist menschlich ein Super-Typ“, schwärmt Mino Bouhabila. „Herr Streich ist ein phänomenaler Trainer“ Streich machte ihm zum Kapitän des A-Junioren-Bundesligateams. Dann aber stoppte ihn eine Verletzung nach der anderen. „Es wurde fast chronisch, ich war kaum noch schmerzfrei“, so der beidfüßige Außenverteidiger, dem eine sehr gute Spielintelligenz nachgesagt wurde. „Schnell war ich auch, auch wenn man sich das jetzt gar nicht mehr vorstellen kann“, lacht der heute 30-Jährige, der in der Schweiz bei einer Spedition im Verkauf tätig ist. „Ich bin fußballverrückt“, sagt er von sich selbst. Mit großer Freude sah er Ronaldo („den brasilianischen Ronaldo“) und Zidane bei ihrer Arbeit auf dem grünen Rasen zu. Gerne schaltet er ein, wenn der FC Barcelona mit Messi über die Mattscheibe flimmert. „Der begeistert mich immer wieder. Er ist der beste Fußballer überhaupt.“ Bouhabila mag offensiven Fußball. „Mir ist ein 4:2 lieber als ein 2:0. Aber ist sehr schwierig, die Balance zu finden, und außerdem muss man sich natürlich auch den Möglichkeiten innerhalb des Teams anpassen.“ Gerade ist er in seine vierte Saison als Co-Trainer des FV Lörrach-Brombach gestartet. Mit Cheftrainer Ralf Moser wird viel diskutiert über die Mannschaft und die Spielweise. „Das Vertrauen ist groß, Ralf gibt mir immer mehr Verantwortung. Die Zusammenarbeit ist toll“, sagt Bouhabila. Es passe perfekt. In ferner Zukunft würde er aber gerne selbst in vorderster Front arbeiten. „Ich sehe mich nicht als ewigen Co-Trainer.“ Dass er es kann, dass hat Mino Bouhabila schon viermal bewiesen, als er Ralf Moser an der Seitenlinie vertrat. Vier Siege durfte er bejubeln. Zuletzt das 3:0 gegen den FSV Rheinfelden. Nun geht es wieder zurück in die zweite Reihe. „Kein Problem“, wiegelt er ab. Und das meint er ehrlich. Bouhabila ist ein kollegialer Zeitgenosse, der höflich und bescheiden lieber keine großen Reden schwingen möchte. Und „zuvorkommend“ sei er auch, meint Christoph Düster, der beste Freund Bouhabilas im Kasten des Rivalen SV Weil. Vor allem: „Er ist immer da, wenn man ihn braucht. Und wenn ich sage immer, dann meine ich auch immer“, macht Düster deutlich.