Von Mirko Bähr Wittlingen. Wie schnell sich im Fußball das Blatt wenden kann: Vor sechs Wochen war die Stimmung bei Landesliga-Absteiger FC Wittlingen nicht gerade vergnügungssteuerpflichtig. Viele Verletzte, viele Pleiten. Das Auf und Ab schlug aufs Gemüt. In die Winterpause geht man nun jedoch mit einem breiten Grinsen. „Wir können mit eineinhalb Augen nach oben gucken“, schmunzelt Coach Heiko Günther. Vier der letzten sechs Partien gewann seine Mannschaft. Die letzten drei Spiele wurden allesamt siegreich bestritten. Die Ergebnisse stimmten wieder, und in der Tabelle kletterte Wittlingen nach oben. Bergauf mit einfachen Mitteln. „Wir haben uns einfach nur darauf beschränkt, drei Punkte zu holen, egal wie“, erklärt Heiko Günther. Für Schönspielen, das weiß auch er, gibt es eben keine Zähler. Der einfache Fußball war es, der die Wittlinger zurück in die Spur brachte. Disziplin und Kampf standen im Vordergrund. „Und ab und an auch die spielerische Komponente“, wie Günther betont. Dessen Laune war zuletzt natürlich auch wieder besser. Auch wenn er klar macht, dass es einen „Tiefpunkt“ trotz bescheidener Ergebnisse nicht gegeben habe. „Es war ja nicht nur alles negativ, es war eher so ein Auf und Ab. Wir waren nicht zufrieden mit der Leistung. Wir hatten es uns wohl auch ein bisschen einfacher vorgestellt“, erinnert sich Heiko Günther an die alles andere als berauschende Vorrunde. Die Bilanz bestätigt das. Sieben Siegen standen drei Remis und acht Pleiten gegenüber. Günther kennt die Gründe: „Wir hatten viele Verletzte, eine Stamm-Startelf gab es nicht. Das zehrt schon an den Nerven“, gibt der Todtnauer zu. Not macht allerdings auch erfinderisch. Und weil eben routinierte Kräfte ausfielen, Sebastian Räpple absolvierte gerade einmal fünf der 20 Partien, Kai Stellmacher, Benjamin Bastian und auch Florian Herr setzten immer wieder verletzungsbedingt aus, mussten junge Kicker ran. 29 Akteure setzte Heiko Günther in den 20 Partien vor der Winterpause ein. Eine Hausnummer. Allein drei verschiedene Keeper standen schon zwischen den Pfosten. Für den Wittlinger Coach eine nicht einfache Situation, die er nun jedoch mit einem positiven Aspekt kombiniert. „So konnte ich die A-Jugendspieler schon jetzt richtig kennenlernen und mir ein genaues Bild machen.“ Niklas Klein, Max Frei oder auch Timo Trautwein machten ihre Sache gut. Genauso wie David Stiefvater, der in der Pause aus dem Kader der Zweiten nun dauerhaft in die Erste hochrutscht. „Die vielen Ausfälle waren natürlich auch die Chance für die anderen“, weiß der Trainer. FCW „rettet“ sich mit drei Siegen in die Winterpause Günther hofft, dass die angeschlagenen Akteure zum Trainingsauftakt am 25. Januar wieder alle fit sind. Einigen angeschlagenen Spielern hatte er schon eine frühzeitige Winterpause verordnet. In diese wollte sich der FCW „irgendwie retten“. In altbewährter Eichhörnchen-Taktik so viele Zähler einheimsen, wie es irgendwie geht. Neun Punkte sind es nun in den letzten drei Begegnungen geworden. Besser geht es nicht. Und obwohl Wittlingen sogar die Rückrundentabelle nach zwei Spielen anführt, ist Günther nicht unglücklich über die Pause. Das liegt auch daran, dass mit Maximilian Bastian im Winter ein außergewöhnlich guter Kicker zu seinem Heimatverein zurückkehrt. Zuletzt kickte er beim FV Lörrach-Brombach in der Zweiten, wo er bereits zwölfmal ins Schwarze traf. „Wir werden mit Max viel Qualität dazu gewinnen.“ Dafür muss Heiko Günther ab sofort auf Yannick Richert verzichten, den es beruflich nach Paris verschlägt. In Wittlingen bleibt dagegen Heiko Günther. Er wird auch in der kommenden Runde im Kandertal das Zepter schwingen. „Bisher ging es ja darum, die Mannschaft, den Verein und das Umfeld kennenzulernen“, meint Günther. Seine Hauptaufgabe wird sein, die vielen jungen Talente aus dem Juniorenbereich, die in den kommenden Jahren zu den Aktiven wechseln, im Team zu integrieren. „Auf dieses Herausforderung freue ich mich“, so Heiko Günther. Zunächst soll nach der Winterpause aber der positive Lauf fortgesetzt werden.