Weil am Rhein. Er ist engagiert, er dirigiert, moniert lautstark und tigert an der Außenlinie hin und her. Kurt Schwald ist ein Fußballer durch und durch. 1978 meldete er sich beim FC Zell an, seither hat den 44-Jährigen die Droge Fußball nicht mehr los gelassen. Beim FC Basel kickte Schwald in der Jugend, später dann unter anderem beim FC Steinen-Höllstein in der Oberliga. Seine ersten Sporen als Trainer verdiente sich der zweifache Familienvater beim FC Wehr. Nun geht Schwald beim SV Weil auf Abschiedstournee. Nach der Rückrunde, die er mit dem Aufstieg beenden möchte, tritt der Zeller aus beruflichen Gründen kürzer. Vor dem ersten Punktspiel nach der Winterpause hat sich unser Sportredakteur Mirko Bähr mit dem Vollblut-Kicker unterhalten. Ein Raunen ging durch die hiesige Fußballszene, als ein Gerücht die Runde machte, dass ein Trainer namens Schwald in der kommenden Runde den TuS Kleines Wiesental übernehmen wird. Ich bin es nicht. Ich werde keine Zeit mehr dafür haben. Die Überraschung war groß, als der SV Weil bekannt gab, dass Sie den Verein nach dieser Saison verlassen werden. Ich gehe nur ungern. Ich mache mich jedoch als Versicherungsfachmann in Weil am Rhein selbstständig. Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich fußballverrückt und sehr mit dem Fußball verbunden bin, und daher auch sehr viel Zeit dafür aufwende. Diese Zeit, die man als Trainer beim SV Weil aufbringen muss, habe ich dann schlichtweg nicht mehr. Der Abschied fällt Ihnen also schwer" Absolut. Ich habe gerne hier gearbeitet. Es stimmt einfach alles. Das Spielermaterial, das Umfeld. Ich habe den SV Weil lieb gewonnen. Ich denke, dass der SVW der Verein am Oberrhein ist, der am besten geführt wird. Ich wäre jedenfalls gerne länger geblieben. Alle sind davon ausgegangen, dass Sie weitermachen. Der Verein wollte verlängern, Sie auch. Dann aber die Wende. Beide Seiten wollten weiter zusammenarbeiten. In der Winterpause hat sich dann aber dieser berufliche Schritt ergeben. Ich habe die Sportliche Leitung gleich darüber informiert. Der Zeitpunkt war keineswegs unglücklich oder so. Schließlich werden in der Winterpause die Weichen für die kommende Runde gestellt. Es gibt den Ausdruck „lame duck“ („lahme Ende“). Das bedeutet, dass ein führender Politiker zwar noch im Amt, sein Abschied aber schon beschlossene Sache ist. Ihm wird Handlungsunfähigkeit unterstellt. Sie nehmen nach der Rückrunde ihren Hut, egal, wo der SVW am Ende landet. Glauben Sie, dass das die Leistung Ihres Teams negativ beeinflussen wird" Wir werden alles geben, davon bin ich überzeugt. Ich werde bis zum Ende 1000 Prozent einbringen. Die Mannschaft ebenfalls, da bin ich mir sicher. Wir wollen aufsteigen, nichts anderes zählt. Und dabei geht es auch nicht um meine Person, sondern einzig und allein um den Verein. Wir werden alles dafür tun, da habe ich keine Angst. Im Gegenteil. Ich bin mir sicher, dass mir die Mannschaft einen solchen Abgang gönnen würde. Davor steht aber eine ganze Menge Arbeit auf dem Plan. Der SV Weil, der FC Auggen und vor allem der FV Lörrach-Brombach streiten sich um den Verbandsliga-Aufstieg. Richtig. Das wird kein Selbstläufer. Es wird sehr interessant. Entscheidenden Charakter hat der Start. Wenn man sich in den ersten drei, vier Partien einen Rückstand einfängt, dann ist das kaum noch aufzuholen, da es ja immer weniger Partien werden. Das wird eine heikle Rückrunde. Wie hoch sind die Chancen des SV Weil, den sofortigen Wiederaufstieg unter Dach und Fach zu bringen" 40, 80 oder gar 100 Prozent" Ich finde hoch. Wir haben es in der Hand. Damit man am Ende ganz vorne landet, benötigt man aber auch Glück und muss vom Verletzungspech verschont bleiben. Eine genaue Prognose kann ich nicht geben. Aber ich bin überzeugt, dass wir es schaffen werden. Was macht Sie so optimistisch" In erster Linie die Qualität, die in meiner Mannschaft steckt. Wichtig ist, dass alle Mann in jedem Spiel die richtige Einstellung auf den Platz bringen. Auch wenn es gegen vermeintlich einfachere Mannschaften geht. Die Jungs müssen in jedem Spiel 100 Prozent geben. Wir dürfen uns keine unnötigen Punktverluste mehr erlauben. Es geht vor den eigenen Fans im Nonnenholz noch gegen beide Mitbewerber im Titelrennen. Das stimmt. Aber diese beiden Partien werden nicht unbedingt die entscheidenden Duelle im Meisterrennen sein. Ich glaube, es wird viel entscheidender sein, dass man nicht gegen die Teams aus der unteren Tabellenregion stolpert. In der Vorrunde haben wir in diesen Paarungen zu viele Zähler liegen lassen. Was sind denn die Vorzüge der direkten Konkurrenten" Der FC Auggen verfügt meiner Meinung nach über eine homogene und intakte Mannschaft. Der FV Lörrach-Brombach zeichnet sich durch seine große Konstanz aus. Gespickt ist die Truppe zudem mit einer hohen individuellen Klasse. Diese beiden Teams und wir werden den Meistertitel unter sich aus machen. Da braucht man kein Fußballexperte sein. Was werden Sie mit Ihren Wochenenden anstellen, wenn Sie Ihre Trainertasche an den Nagel gehängt haben" Ich werde mit dem Fußball verbunden bleiben. Ich werde mir Spiele anschauen, mal in Weil auf der Tribüne auftauchen, bei meinem Heimatverein FC Zell vorbeischauen, wo ich ja auch noch in der Dritten Mannschaft kicke. Das werde ich weiterhin machen, sofern es die Zeit erlaubt. Und ein nach dem Spiel heiserer Trainer Kurt Schwald ist Geschichte" Das weiß ich nicht. Jetzt schauen wir erst einmal, wie sich der Schritt in die Selbstständigkeit zeitlich auswirkt. Vielleicht ergeben sich ja Freiräume. Natürlich wird das keine Aufgabe sein, wie derzeit in Weil. Da ist der Aufwand extrem hoch. Aber das sind alles ungelegte Eier, damit will ich mich jetzt nicht befassen.