Germanwings-Absturz Mit Vorsatz gegen den Fels geflogen

Kathrin Brenner
Die Auswertung des Stimmenrekorders zeigt: Der Copilot brachte den Airbus absichtlich auf Todeskurs und war allein im Cockpit – dennoch sind noch viele Fragen offen Foto: Airbus

Das Rätsel des Absturzes von Flug 4U9525 scheint gelöst. Der Co-Pilot sperrt seinen Kollegen elf Minuten vor dem Crash aus dem Cockpit aus. Doch was ist sein Motiv?

Marseille/Montabaur - Insgesamt 31 Minuten hat der Stimmenrekorder im Cockpit des Airbus von Flug 4U9525 mitgeschnitten. Die ersten 20 Minuten geben ein „sehr entspanntes“ Gespräch zwischen Pilot Patrick S. und Co-Pilot Andreas L. wieder, berichtet der französische Staatsanwalt Brice Robin, der die Aufzeichnungen ausgewertet hat, am Donnerstagmittag in Marseille. Als Patrick S. das Briefing für die Landung in Düsseldorf durchführt und Andreas L. „lakonisch“ darauf antwortet, sind es noch elf Minuten, bis die aus Barcelona kommende Maschine in den französischen Westalpen zerschellt. Nichts weist auf die Katastrophe hin.

So lassen sich die letzten elf Minuten mit Hilfe des Rekorders rekonstruieren: Nach Erreichen der Reiseflughöhe verlässt der Pilot das Cockpit, ein dringendes Bedürfnis. Er bittet Andreas L. zu übernehmen. Man hört, wie der Pilotensitz zurückgeschoben wird und Patrick S. das Cockpit verlässt. Der Co-Pilot ist nun allein am Steuer des Airbus. Und leitet einen Sinkflug ein.

Dann ist zu hören, wie jemand Zutritt zum Cockpit verlangt. Es wird geklopft, aber es gibt keine Antwort. Die Atmung von Andreas L. klingt normal, es gibt Geräusche. Er scheint bei Bewusstsein. Fluglotsen melden sich und erhalten keine Antwort. Die Lotsen setzen einen Notruf ab, keine Antwort. Die Lotsen bitten Flugzeuge in der Nähe, den Airbus anzufunken, wieder keine Antwort. Dann nähert sich das Flugzeug dem Boden, Alarm wird ausgelöst.

Schreie - dann endet die Aufzeichnung

Von außen gibt es jetzt lauter werdende Geräusche. Jemand versucht, die Cockpittür mit Gewalt zu öffnen. Dann ist ein erster Einschlag zu hören. Es könnte sein, dass das Flugzeug in diesem Moment die Berge streift. Der Co-Pilot setzt keinen Notruf ab, sagt bis zum Aufprall kein einziges Wort. Nur Schreie im Flugzeug sind kurz vorher zu hören. Dann endet die Aufzeichnung.

Wer ist Andreas L.? Die ganze Welt rätselt und stellt am Donnerstag diese Frage. Wer ist dieser 27-jährige Mann, der nach Überzeugung der Ermittler den Germanwings-Airbus mit Vorsatz zum Absturz bringt – und so 149 Menschen mit in den Tod reißt?

Carsten Spohr, als Lufthansa-Chef auch verantwortlich für die Konzerntochter Germanwings, beantwortet die wichtigsten Fragen am frühen Nachmittag in Düsseldorf höchstpersönlich. Seit September 2013 ist Andreas L. demnach als Pilot bei Germanwings beschäftigt und absolviert in dieser Zeit 630 Flugstunden. Seine Pilotenausbildung erhält er ab 2008 an der Verkehrsfliegerschule der Lufthansa in Bremen. Er ist zunächst als Flugbegleiter tätig. So überbrückt er die Wartezeit, bis er schließlich selbst fliegen darf.

Laut Spohr hat Andreas L., zumindest nach außen hin, alle Herausforderungen des anspruchsvollen Jobs gemeistert. „Er hat alle Tests bestanden, war hundertprozentig flugtauglich, die fliegerischen Leistungen waren einwandfrei.“

Umfrage

Heizung

Der Ausbau des Fernwärmenetzes im Landkreis Lörrach nimmt Fahrt auf. Würden Sie, falls möglich, Ihr Haus an das Netz anschließen lassen?

Ergebnis anzeigen
loading